Materialien 1976

Ballade vom weißen Hai

Ein Ungeheuer voller Gier
bringt unser Land in Not.
Die Spuren, die es hinterläßt,
die sind wie Blut so rot.

Es mästet sich an unsrer Angst,
frißt jede Hoffnung auf,
und unsre Generalität
ist auch noch stolz darauf.

Nehmt vor dem Hai, dem weißen Hai
ihr Leute euch in acht.
Es hat das Untier schon einmal
um alles uns gebracht.

Wenn auch Milliarden es verschlingt,
satt wird es nie das Vieh.
An seiner Gier verdient allein
die Rüstungsindustrie.

Das Tier schlägt seinen Bauch sich voll,
rülpst vor Zufriedenheit.
Sein Rülpsen dröhnt wie Marschmusik
aus einer bösen Zeit.

Es träumt der Hai, der Rüstungshai
von Mord und Kriegsgerät.
und immer mehr stopft ihm ins Maul
die Generalität.

Der Staat wirft ihm zum Fraße vor
jahrein schon und jahraus:
drei Kindergärten täglich und
dazu ein Krankenhaus.

Die Schulen, die man bauen wollt,
die wurden nie gebaut,
und die Sozialreformen hat
der Hai schon längst verdaut.

Wenn auch der Hai, der Rüstungshai
von Sicherheit uns singt,
merkt jeder doch, wie penetrant
das Vieh nach Leichen stinkt.

Daß er zu unserm Schutz da sei,
die Lüge macht sich breit.
Glaubt nicht daran, ein Rüstungshai
bringt niemals Sicherheit.

Weit sperrt er seinen Rachen auf,
den Hunger, den er hat,
den stillt der Hai im Frieden nie,
der wird im Krieg nur satt.

Ihr Leut, verjagt mit uns den Hai,
solangs noch möglich ist.
Und wartet nicht so lang, bis er
die Zukunft eurer Kinder frißt.

Therese Angeloff/Peter Maiwald

{Die Ballade ist entnommen einer »politischen Revue« von Therese Angeloff und Peter Maiwald: »Die MERKWÜRDIGEN Abentheuer des EDLEN Ritters Don Quichotte, nebst seines SCHARF-
SINNIGEN Begleiters Sancho Pansa in den IRRUNGEN und WIRRUNGEN der westlichen DEMO-
KRATIE«. Die Revue wird vor der Bundestagswahl in vielen Städten der Bundesrepublik zu sehen sein.}


kürbiskern. Literatur, Kritik, Klassenkampf 3/1976, 155 f.

Überraschung

Jahr: 1976
Bereich: Frieden/Abrüstung