Materialien 1987

Arbeitersänger und Arbeitersportler in München vor 1933

Mi., 22. April, 20.00 Uhr
Hans Reinhard Müller liest Oskar Maria Graf.
Graf war im München der 20er Jahre eine bekannte Persönlichkeit, auch in Arbeiterkreisen. Im Münchner Gewerkschaftshaus hielt er oft Vorträge und Lesungen; sein eigenwilliges, unkonven-
tionelles Auftreten machte ihn vor allem in der Arbeiterjugend sehr beliebt. In vielen seiner Werke finden sich Erinnerungen an diese Zeit.

Do., 30. April, 20.00 Uhr
Udo Achten: Die Geschichte des 1. Mai. Lieder zum 1. Mai singt der DGB-Chor München.
Genau 100 Jahre nach der Französischen Revolution rief die II. Sozialistische Internationale in Paris den l. Mai zum Kampftag der Arbeitenden aller Länder auf – heute, 98 Jahre später, können wir auf eine wechselvolle Geschichte dieses proletarischen Feiertags zurückblicken … Udo Achten, Lehrer am Bildungszentrum Sprockhövel der IG Metall, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema; er veröffentlichte den Bildband »Illustrierte Geschichte des 1. Mai«.

Mi., 13. Mai, 20.00 Uhr
Jay Lybel: Sanftmut einer Radikalen. Ein Lebensbild der Rosa Luxemburg in Reden, Schriften und Briefen
Was war das für eine Frau, die am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet wurde? – Marxistin, Lehre-
rin, Liebende und Geliebte, Malerin, Botanikerin, Redakteurin, Denkerin, Gefangene … Für sie war Sozialismus nicht eine »Messer- und Gabelfrage, sondern eine Kulturbewegung, eine große und stolze Weltanschauung«. In Szene gesetzt von Franz Braunshausen.

Mi., 20. Mai, 20.00 Uhr
Hans Brenner liest Münchner Arbeiterdichter, es spielt der Zitherkranz der Münchner Natur-
freunde.

Namen wie Julius Zerfaß und Otto Krille, die im kulturellen Leben der Münchner Arbeiterbewe-
gung vor 1933 eine wichtige Rolle spielten, sind heute weitgehend vergessen. Hans Brenner stellt in seinem Programm auch autobiografische Schriften Münchner Arbeiter vor.

Mi., 3. Juni, 20.00 Uhr
Johannes Hodek: Mit Hans Eisler in der Tasche am Grab von Elvis Presley
Auf musikalischer Pilgerfahrt durch die USA. Hodek, Berliner Musikprofessor, ist einer der bedeu-
tendsten Eisler-Interpreten. Sein musikalischer Streifzug stellt die Frage nach der Aktualität Eis-
lers in eine von amerikanischer Musikkultur geprägten Welt.

KINO IN DER KASSENHALLE
Filme zur Ausstellung

Mi., 15. April, 20.00 Uhr
Kuhle Wampe
Kuhle Wampe war eine Zeltstadt am Müggelsee in Berlin, ein Zufluchtsort für Familien, die von Arbeitslosigkeit betroffen waren. Der Film entstand unter Mitwirkung von Bertolt Brecht; von der Zensur wurde er mit Schnittauflagen freigegeben.
Tonfilm, 73 Min., Deutschland 1932, Regie: Slatan Dudow, Buch: Bertolt Brecht, Ernst Ottwald

Fr., 24. April, 20.00 Uhr
Streik
Filme aus der jungen Sowjetunion übten auf die deutsche Arbeiterbewegung der 20er Jahre große Wirkung aus. Ihr revolutionäres Pathos, ihre kompromißlose Parteilichkeit wurden mit großer Be-
geisterung aufgenommen. Der Kinosaal im alten Münchner Gewerkschaftshaus war jedesmal bre-
chend voll, wenn »Russenfilme« gezeigt wurden. – »Streik« beschreibt einen Arbeitskampf im za-
ristischen Rußland, der mit großer Härte geführt und schließlich blutig niedergeschlagen wurde. Tonfilm, 72 Min, UdSSR 1924, Regie: Sergej Eisenstein

Di., 28. April, 20.00 Uhr
Filmdokumente aus dem alten München
1. Die Revolution 1918/19 (30 Min.)
2. München in den 20er Jahren (58 Min.)
(Bearbeitung: Stadtarchiv München)

Fr., 8. Mai, 20.00 Uhr
Oktober
Anläßlich des 10. Jahrestags der Oktoberrevolution von Sergej Eisenstein gedrehte Filmchronik der Monate Februar bis Oktober 1917. (Siehe auch oben: »Streik«.)
Tonfilm, 80 Min, UdSSR 1927, Regie: Sergej Eisenstein

Fr., 15. Mai, 20.00 Uhr
Filme aus der Arbeiterjugendbewegung
– Deutscher Arbeiterjugendtag in Frankfurt 1923, (12 Min.)
– Sozialistische Kinderrepublik Seekamp 1927
– Interview mit Sepp Linsenmeier
Videofilm, ca. 25 Min, aufgenommen von Mitgliedern der »Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken« München, 1984
Linsenmeier war aktiv in der Roten-Falken-Bewegung und bei den sozialistischen Kinderfreunden. Wegen Widerstandstätigkeit wurde er von den Nazis fünf Jahre lang im KZ Dachau festgehalten.

Fr., 22. Mai, 20.00 Uhr
Die seltsame Reise des Mister Pim
Ein in die USA ausgewanderter Wiener besucht seine Heimatstadt, um die Stichhaltigkeit der kon-
servativen Propaganda gegen das »Rote Wien« zu überprüfen. Der 1929 gedrehte Spielfilm wurde von der SPÖ vor 1933 im Wahlkampf eingesetzt; er zeigt die sozialistische Aufbauarbeit Wiens, die in der europäischen Arbeiterbewegung als vorbildlich galt.
Stummfilm, 75 Min.

Fr., 29. Mai, 20.00 Uhr
Sport-Dokumentationen aus den 20er Jahren: Deutsches Turnfest in München 1913
Dokumentation über das von der konservativen »Deutschen Turnerschaft« organisierte Turnfest, dessen nationalistische Grundtendenz von den Arbeitersportlern scharf kritisiert wurde. (28 Min.)
Die neue Großmacht. Arbeiterolympiade in Frankfurt 1925
Der unter der Regie von Wilhelm Prager gedrehte Film rief bei den Zuschauern begeisterte Reakti-
onen hervor. Die Berliner »12-Uhr-Mittagszeitung« bezeichnete ihn als den »imposantesten Sport-
film, der jemals in Deutschland gedreht wurde«.

VERANSTALTUNGEN IM ANTON-FINGERLE-ZENTRUM

Mi., 6. Mai, 20.00 Uhr
Liederjan
Seit über zehn Jahren machen die drei friesischen Musiker engagierte Volksmusik, die sie mit pfif-
figen Zwischentexten und Kabarett-Szenen präsentieren. Sie singen Lieder, die in der deutschen Geschichte immer wieder verboten waren, weil sie die besten demokratischen Traditionen unseres Landes repräsentieren. (Deutscher Kleinkunstpreis 1985)
Eintritt DM 10,-, Vorverkauf: Bund-Buchhandlung und DGB-Kreis München, Schwanthalerstr. 64,

Mi., 27. Mai, 20.00 Uhr
Volkschor Neuhausen: Frisch auf, mein Volk
Der Volkschor Neuhausen ist der einzige Münchner Gesangsverein, dessen Geschichte in die Ar-
beitersängerbewegung des 19. Jahrhunderts zurückreicht – und er ist bis heute ein junger Chor geblieben. In monatelanger Probenarbeit haben die 60 Sängerinnen und Sänger die über 90jährige Geschichte ihres Vereins in eine musikalische Revue umgesetzt, deren Bogen sich von der Polizei-
spitzel-Atmosphäre um 1895 bis zur Wirtschaftswunder-Zeit der 60er Jahre spannt.
Leitung: Werner Theisen, Eintritt: DM 5,-, Vorverkauf: Tel. 31043 30 und im Kulturreferat, Abt. Stadtteilarbeit, Sendlinger Str. 14, Tel. 233-6270. Veranstaltet vom Volkschor Neuhausen in Zu-
sammenarbeit mit dem Kulturreferat.

BEGLEITENDE BILDUNGSVERANSTALTUNGEN

Zur Kulturgeschichte der Münchner Arbeiterbewegung: Von den Anfängen bis 1933
10 mal donnerstags 19.30 bis 21.00 Uhr, 5. März bis 21. Mai 1987, Städtische Kaufmannsschule, Luisenstr. 29, Referent: Günther Gerstenberg

Tonbildschau: Unsere Geschichte – unsere Lieder. Münchner Arbeitergesangvereine vor 1914
Dienstags: 14., 21., 28. April, 5., 12., 19., 26. Mai, 2. Juni; jeweils 17.00 Uhr in den Räumen der Ausstellung. Weitere Termine nach Absprache für Gruppen ab 15 Personen. Referent: Gerald Engasser

Tonbildschau: Das andere München. Die Geschichte der Arbeiterbewegung, der Revolution und des antifaschistischen Widerstandes in München
Mittwoch 3. Juni 1987, 19.30 bis 21.00 Uhr, Gasteig Raum 0115, Weitere Termine nach Absprache für Gruppen ab 15 Personen, Referent: Karl Knoeckel

Stadtrundfahrt: Das andere München
Samstags: 4. April, 2. Mai, 6. Juni, jeweils 10.00 bis 12.30 Uhr, Busabfahrt: Gewerkschaftshaus, Anmeldung erforderlich! Referenten: Stadtführerteam

Stadtrundfahrt: Frauen und Frauenbewegung in München
Samstags: 27. Juni, jeweils 10.00 – 12.30 Uhr, Busabfahrt : Gewerkschaftshaus, Anmeldung erfor-
derlich! Referentin: Eva Maria Volland

Geschichte der Arbeiterbewegung
3 mal mittwochs, 18.00 bis 19.30 Uhr, 6. bis 20. Mai, Gewerkschaftshaus, Raum 06, Referent: Ro-
bert Seebacher

Bilder aus der Arbeitswelt – Die Arbeitswelt in der bildenden Kunst
3 mal donnerstags, 18.30 bis 20.00 Uhr, 7. bis 21. Mai, Gewerkschaftshaus, Raum 251, Referentin: Ursula Leibinger-Hasibether

… und montags zum Gewerkschaftschor!
19.00 Uhr, Gewerkschaftshaus, Bert-Brecht-Raum, Leitung: Gerald Engasser

30. April bis 16. Mai
Die Au um 1900 – Vorstadt zwischen Mittelalter und Moderne
Ausstellung in der Auer Stadtteilgalerie, Drächselstr. 6, 8000 München 90 (am Regerplatz). Öff-
nungszeiten Di. bis Fr. 16.30 bis 18.30 Uhr, Sa., So. u. 1. Mai 10.00 bis 17 Uhr; Auskünfte: Barbara Veit, Tel. 485838, veranstaltet von der Geschichtswerkstatt Au in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat und dem Verein »Kultur in der Au«.

EMPOR ZUM LICHT – Begleitbuch zur Ausstellung
Mit Beiträgen zur Kulturgeschichte der Münchner Arbeiterbewegung; Einführung von Prof. Dr. Karl Bosl. Über 100 z.T. farbige Abbildungen, 160 Seiten. Erhältlich in der Ausstellung, in der Bund-Buchhandlung und beim DGB-Kreis München, Abt. Bildung, 64, Tel. 5141673, sowie im Kul-
turreferat, Abt. Stadtteilarbeit, Tel.233-6270. Verkaufspreis während der Ausstellung: DM 10,–

Gesamtleitung: Heiner Zametzer, Projektleitung: Gerald Engasser, Organisatorische Mitarbeit: Heiner Uerling, Filmtechnik: Hermann Wilhelm, Haidhausen-Museum, Layout: Michael Hoffer, Druck: Werkstatt


Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung

Überraschung

Jahr: 1987
Bereich: Kunst/Kultur