Materialien 2001

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Betreibt, wer noch den Gründen des Terroranschlags gegen die USA fragt, dessen Rechtfertigung? Eine kleine Chronik der gewalttätigen U$-Außenpolitik seit 1945

1945. Deutschland: Der US-Geheimdienst CIC baut aus Spezialisten der SS und Nazikollabora-
teuren eine Söldnerarmee von 35.000 Mann für den Guerillaeinsatz gegen die Sowjetunion auf. Erstmals kommen sie in den Karpaten zum Einsatz, wo sie ebenso erfolglos bleiben wie die 1.200 Mann, die zu Beginn des Koreakrieges 1950 in der Sowjetunion abgesetzt werden, um durch Sa-
botageakte eine »Volkserhebung« zu initiieren. Die CIC übernimmt die Nazi-Spionagabteilung »Fremde Heere Ost« als »Organisation Gehlen« und beginnt mit ihrer Hilfe eine zielgenaue Sa-
botage- und Destabilisierungsstrategie in Osteuropa. Die »Organisation Gehlen« wird später als »BND – Bundesnachrichtendienst« der offizielle Geheimdienst der Bundesrepublik Deutschland. Zu den zahlreichen SS- und Gestapo-Spezialisten, die vom US-Geheimdienst übernommen und
vor Verfolgung geschützt werden, gehört auch Klaus Barbie, der von Lyon aus die Deportation der französischen Juden in die deutschen Vernichtungslager organisiert hatte. 1951 wird Barbie von der CIA unter dem Namen »Klaus Altmann« nach Bolivien gebracht, von wo aus er im ClA-Auftrag Todeskommandos gegen linke Politiker und Gewerkschafter in ganz Lateinamerika dirigiert.

1945/49, China: Im chinesischen Bürgerkrieg greifen die USA auf der Seite Chiang Kai-sheks ge-
gen die Kommunisten ein. Dazu setzen sie japanische Soldaten ein, die sie nach der Kapitulation im Zweiten Weltkrieg gefangen genommen haben.

1945/53, Philippinen: Gegen die linksgerichteten Huks gehen US-Truppen schon zu der Zeit vor, als die philippinischen Widerstandskämpfer noch gegen die japanischen Invasoren kämpfen. Nach dem Krieg werden die Huks brutal niedergeschlagen. Die USA setzen eine Reihe von Marionetten ein, schließlich machen sie Ferdinand Marcos zum starken Mann.

1947/48, Italien: Die US-Geheimdienste rüsten die Mafia als Terrorgruppe der Rechten gegen Kommunisten und Sozialisten auf. Zu diesem Zweck werden zusätzliche Gangsterspezialisten aus den USA nach Italien gebracht.

1946/49, Griechenland: Zusammen mit britischen Truppen sorgen US-Einheiten und US-Waffen im »griechischen Bürgerkrieg« für die Niederlage der antifaschistischen Widerstandsbewegung, die im Kampf gegen die deutsche Besatzung die Hauptlast getragen hatte. Die CIA baut die berüch-
tigte interne Sicherheitspolizei KYP auf.

1950, USA: Der Nationale Sicherheitsrat (NSC) legt unter dem Aktenzeichen NSC 68 eine neue Si-
cherheitsstrategie vor, wonach revolutionäre Veränderungen in der Welt nicht auf binnengesell-
schaftliche Ursachen, sondern auf den »Sowjetimperialismus« zurückzuführen seien. Auf der Grundlage von NSC 68 stationieren die USA über eine Million Soldaten auf 675 Militärbasen in Übersee. Bis 1975 kommt es weltweit zu 215 militärischen Interventionen der USA.

1950, Puerto Rico: US-Kommandotruppen schlagen eine Rebellion für die nationale Unabhängig-
keit nieder.

1950/53, Korea: Im Konflikt zwischen dem kommunistischen Nordkorea und der Syngman-Rhee-Diktatur in Südkorea intervenieren die USA auf der Seite des Südens und setzen dafür die Zustim-
mung im UN-Sicherheitsrat durch. Die US-Luftwaffe zerstört fast 120.000 Einrichtungen in Nord-
korea. Der Sprengstoffeinsatz der USA entspricht fast der Hälfte aller von den USA im Zweiten Weltkrieg verwendeten Bomben und Munition. In Südkorea kommen über 500.000, in Nordkorea über zwei Millionen Menschen ums Leben.

1953, Iran: Die gewählte Regierung Mossadegh hat 1951 die Verstaatlichung der Anglo-Iranian Oil Company beschlossen. Im August 1953 wird sie in einer Volksabstimmung mit 99,4 Prozent der Stimmen bestätigt. Zwei Wochen später führt das von der CIA ausgebildete und kontrollierte Offi-
zierskorps einen Putsch durch. Die zuvor englischen Ölfirmen werden von einem US-Konsortium übernommen. Die USA holen den Schah ins Land zurück und liquidieren die iranische Demokra-
tie.

1954, Guatemala: Die CIA organisiert den Putsch gegen die rechtmäßige Regierung Arbenz in Guatemala, die im Rahmen der Bodenreform die US-Firma United Fruit Company verstaatlichen will. Unter der von der CIA ins Amt gehievten Militärdiktatur werden 140.000 Indios umgebracht oder verschwinden spurlos.

1956, Ägypten: US-Regierung und CIA wollen die Herrschaft von Präsident Nasser destabilisieren. der sich zu einem der Führer der blockfreien Länder aufgeschwungen hat. Im Juli 1956 ziehen die USA ihre Anleihe für den Assuan-Staudamm zurück, das zentrale Projekt der Entwicklung der ägyptischen Landwirtschaft. Daraufhin kündigt Nasser die Verstaatlichung des Suezkanals an, um selbst über die Gebühren zu verfügen. England, Frankreich und Israel greifen Ägypten in konzer-
tierten Militäraktionen an. Im Gefolge der »Suez-Krise« übernehmen die USA die Rolle der Num-
mer eins im Nahen Osten, die bis dahin England gespielt hatte.

1958, Libanon: 14.000 US-Marines besetzen das Land.

1961, Kuba: Am 1.1.1959 hat sich die von Fidel Castro geführte Revolution gegen den Diktator Ba-
tista endgültig durchgesetzt. Als die Revolution ihr Versprechen wahrmachen und den Großgrund-
besitz reduzieren will, wird Kuba von den USA mit einem Embargo und vielfältigen Sabotageakti-
onen überzogen. Im März 1960 wird der französische Frachter »Coubre« im Hafen von Havanna von CIA-Agenten in die Luft gesprengt; 81 Menschen kommen ums Leben, über 300 werden ver-
wundet. In Guatemala trainiert die CIA eine Söldnerarmee, die im April 1961 die Invasion in der Schweinebucht im Osten Kubas unternimmt. Zwei Tage zuvor haben US-Flieger die Abwehrstel-
lungen der Kubaner bombardiert. Die Schiffe zum Transport von Söldnern und Waffen werden vom US-Großkapital, vor allem von der United Fruit Company finanziert, die größter Grundbesit-
zer im vorrevolutionären Kuba gewesen war. Als die Invasion scheitert, gehen die USA zu einer scharfen Blockadepolitik über, die Kuba nach dem Wegfall der sozialistischen Länder in akute Versorgungsnot bringt.

1961, Kongo/Zaire: CIA-Söldner ermorden den ersten nachkolonialen Präsidenten Lumumba, der eine antiimperialistische Position bezogen hatte; die Söldnertruppen übernehmen nach und nach die Macht; 1965 wird Mobutu Präsident von Gnaden der USA, der ein Jahrzehnte währendes Schreckensregiment errichtet.

1962, Laos: Obwohl das Genfer Abkommen die Anwesenheit ausländischer Truppen in Laos ver-
bietet, baut die CIA im Auftrag der Kennedy-Regierung eine geheime Armee, »L’Armée Clandesti-
ne«, auf, die auch in Vietnam eingreift. Ihr gehören 35.000 Angehörige der opiumanbauenden Bergstämme an. Die Kosten der Armee werden zum Teil aus den Profiten des Drogengeschäfts finanziert.

1963 – 1975, Vietnam: Im Genfer Indochina-Abkommen wird 1954 festgelegt, daß sich die Trup-
pen der Demokratischen Republik Vietnam zunächst auf den Norden des Landes, die Truppen Frankreichs auf den Süden zurückziehen sollen. Die Schlußbemerkung des Abkommens sieht die Vereinigung des Landes vor. Die USA erkennen diese Schlußerklärung nicht an. In Südvietnam setzen sie ihnen genehme Satrapen ein, 1963 eine offene Militärdiktatur. 1964 inszenieren sie den »Zwischenfall in der Tonkinbucht« in der Nähe der nordvietnamesichen Hauptstadt und bombar-
dieren seit 1965 Nordvietnam. Insgesamt kämpfen in Vietnam 2,6 Millionen US-Soldaten. Die Sprengkraft ihrer Bomben und Raketen übertrifft die des Zweiten Weltkrieges um das Dreifache. Flächenbombardements mit Napalm und Chemiewaffen hinterlassen weite Gebiete von verbrann-
ter und verseuchter Erde. In Vietnam kommen drei Millionen Menschen zu Tode, eine halbe Milli-
on werden verkrüppelt. 900.000 Kinder bleiben als Waisen zurück.

1963 – 1990, Südafrika: Mit ihren Aufklärungssystemen unterstützt die CIA die Jagd auf Gegner des Apartheidsystems. 120.000 Anhänger des ANC werden getötet. Auch die Festnahme von Nel-
son Mandela wird von der CIA organisiert.

1964, Brasilien: Der 1961 gewählte Präsident Joao Goulart setzt vorsichtige soziale Reformen in Gang. Als er Höchstgrenzen für den Abfluß von Profiten ins Ausland erläßt und eine Tochter des US-Konzerns ITT verstaatlicht, organisiert die CIA einen Putsch und verhilft einer Militärjunta zur Macht, die alle Sozialreformen rückgängig macht und die diplomatischen Beziehungen zu Kuba abbricht.

1965, Dominikanische Republik: Der 1963 demokratisch gewählte Präsident Juan Bosch wird we-
gen seiner sozialreformerischen Pläne vom Militär weggeputscht. Als eine wachsende Volksbewe-
gung seine Rückkehr fordert, schicken die USA 23.000 Mann auf die Insel und schlagen den Auf-
stand nieder.

1965, Indonesien: Gegen den antiimperialistischen Kurs von Präsident Sukarno bringt die CIA die von ihr kontrollierte Armee in Stellung. Als die linke »Volksfront«, die stärkste Stütze des Präsi-
denten, versucht, die Armeeführung zu entmachten, kommt es zum lange geplanten »Gegen-
schlag«. Hunderttausende Anhänger Sukarnos werden ermordet. An die Stelle Sukarnos tritt Su-
harto, ein bedingungsloser Gefolgsmann Washingtons.

1967, Griechenland: Wenige Wochen vor den Wahlen inszeniert die CIA den »Obristenputsch« gegen die demokratische Regierung Papandreou. Allein im ersten Monat danach kommen 8.000 Menschen zu Tode. Es beginnt eine siebenjährige faschistische Herrschaft.

1967, Bolivien: Die CIA dirigiert den Kampf der bolivianischen Armee gegen die aufständische Guerilla und auch die Festnahme der Gruppe von Che Guevara, der ermordet wird.

1970 – 1973, Chile: 1970 erhält der Kandidat der »Unidad Popular« Salvador Allende bei den Prä-
sidentschaftswahlen die Mehrheit. Als der Chef der chilenischen Armee, René Schneider sich dem Drängen der USA widersetzt, einen Militärputsch durchzuführen, wird er von einem von der CIA organisierten Kommando ermordet. Nach dreijährigen Sabotage- und Destabilisierungsaktivitäten führt der Nachfolger Schneiders, General Pinochet, den CIA-Putsch durch. Präsident Allende wird ermordet, das Fußballstadion in Santiago wird zum Gefangenenlager für Zehntausende Anhänger des demokratischen Präsidenten. Tausende Aktivisten linker Parteien und Gewerkschaften werden von Todeskommandos gejagt und umgebracht. US-Außenminister Kissinger kommentiert das Vor-
gehen seiner Regierung so: »Ich sehe nicht ein. daß wir zulassen sollten. daß ein Land marxistisch wird, nur weil die Bevölkerung unzurechnungsfähig ist.«

1972 ff., Honduras: Nach direkten Interventionen der USA und Militärputschen 1972, 1975 und 1978 oktroyieren die USA eine Verfassunggebende Versammlung, zu deren Wahl Christdemokra-
ten, Sozialisten und Kommunisten nicht zugelassen sind (1980).

1974, Zypern: Zusammen mit der faschistischen griechischen Junta organisieren die CIA und das US-Außenministerium einen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten des Insel-
staates, Erzbischof Makarios. Der Präsident kann dem Attentat entkommen. Als die Demokraten in Athen die Obristenjunta verjagen, wechselt US-Außenminister Kissinger auf die Seite der Türkei, die Zypern überfallen hat. Tausende werden getötet, 200.000 Menschen verlieren ihre Heimat.

1975, Osttimor: Die USA weigern sich, die von der Befreiungsbewegung Fretilin ausgerufene Re-
publik (vorher eine Kolonie Portugals) anzuerkennen und unterstützen die Invasion des Landes durch das indonesische Suharto-Regime, das selbst wirtschaftlich und militärisch von den USA ausgehalten wird. In den anschließenden Massakern werden 200.000 Timoresen getötet.

1976, Argentinien: Unter Anleitung der CIA findet ein Militärputsch gegen die zivile Regierung statt. Todesschwadronen im Auftrag des Videla-Regimes terrorisieren das Land. Tausende werden ermordet oder verschwinden für immer. Die CIA baut Buenos Aires zu ihrer Zentrale aus, von wo sie Mordkommandos gegen mißliebige Personen und Gruppen in ganz Lateinamerika entsendet.

1976/82, Angola: Die USA unterstützen mit Waffen und Spezialkommandos die auch vom rassisti-
schen Südafrika ausgerüsteten Rebellen gegen die Regierung der nationalen Befreiung. Das Land versinkt in einem selbstzerstörerischen Bürgerkrieg.

1980 – 1988, Iran/Irak: 1979 muß im Iran der US-Statthalter Shah Reza Palewi dem Shiitenführer Ayatolla Chomeini Platz machen. US-Präsident Carter stellt daraufhin die nach ihm benannte Dok-
trin auf: »Ein Versuch einer dritten Macht, Einflußnahme im Persischen Golf zu erreichen, wird als ein Anschlag gegen lebenswichtige Interessen der Vereinigten Staaten gewertet und wird mit allen notwendigen Mitteln, einschließlich militärischer Gewalt, zurückgeschlagen.« Die USA rüsten den Irak mit modernsten, auch chemischen Waffen zum Angriff auf den Iran aus. Mit Beginn der Of-
fensive 1980 wird der Irak auch mit Aufklärungsmaterial von Satelliten und Awacs-Flugzeugen unterstützt. In dem achtjährigen Krieg kommen Hunderttausende ums Leben, unter anderem durch den Einsatz von Giftgas. 1984 schießen die USA zwei iranische Kampfflugzeuge über dem Persischen Golf ab, 1987 holt das US-Kriegsschiff »Vincennes« einen iranischen Airbus runter – 270 Zivilisten finden den Tod. Durch die militärische Unterstützung der USA wird der Irak zur regionalen militärischen Großmacht.
Gleichzeitig unterstützen die USA den Iran mit dem Ziel, daß die beiden Länder sich gegenseitig mattsetzen. Über Israel werden Waffen im Wert von 80 Milliarden Dollar an den Iran geliefert. Auch der BRD-Geheimdienst BND ist bei dem Waffendeal behilflich. In der BRD werden in dieser Zeit iranische Militärpiloten ausgebildet. Das Waffengeschäft mit dem Iran wird am US-Kongreß vorbei abgewickelt. Mit den iranischen Milliarden kann die Reagan-Regierung in aller Welt »Con-
tras«, Söldnereinheiten gegen mißliebige Regierungen, unterhalten.

1980 – 1990, Afghanistan: Die CIA heuert aus allen arabischen Ländern Aktivisten des islami-
schen Fundamentalismus an, um sie als »Heilige Krieger« gegen die von den Sowjets gestützte Regierung in Afghanistan einzusetzen. Zu den von der CIA ausgebildeten Terroristen gehört auch Bin Laden, dessen Organisation »Al-Qaida – Die Basis« unter der Ägide der CIA entsteht. Zur Finanzierung der Guerilla organisiert die CIA zusammen mit dem pakistanischen Geheimdienst den Drogenanbau in Pakistan und den »befreiten« Gebieten Afghanistans. Der Drogenhandel in alle Welt wird mit Hilfe der CIA-Logistik bewerkstelligt. Die »arabischen Afghanen« der CIA finden nach der Niederlage der Sowjetunion in den USA ein neues Ziel ihres »Heiligen Krieges«.

1981/85, Nicaragua: Aus dem Waffenseschäft mit dem lran finanziert die US-Regierung den Aufbau und Unterhalt einer Söldnertruppe in Nicaragua. die sich vor allem aus Soldaten und Of-
fizieren der Armee des früheren Diktators Somoza zusammensetzt. Dieser Einsatz von mehreren Tausend »Contras« widerspricht einer ausdrücklichen Festlegung des US-Kongresses. Neben den Geldern aus dem Waffengeschäft mit dem Iran stehen der CIA weitere Finanzquellen zur Verfü-
gung. Die US-Piloten schaffen über Costa Rica, Honduras und Panama Waffen heran, auf dem Rückflug in die USA nehmen sie Drogen mit, die auf diese Weise in die USA gelangen. Partner der CIA ist das Drogenkartell von Medellin. 1986 stellt der Internationale Gerichtshof in Den Haag fest, daß die paramilitärischen Aktionen der USA das Völkerrecht verletzt haben.

1981/92 ff., El Salvador: Die FMLN (Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti) wird zur bestim-
menden Kraft gegen die von den USA eingesetzte Regierung. Der CIA-Agent Roberto d’Aubuisson gründet die ARENA, deren Todesschwadronen Tausende Regimegegner umbringen, darunter den Erzbischof Oscar Romero. Auch nach dem Friedensschluß 1992 setzt die ARENA ihre Mordaktio-
nen fort, was von den UN mehrfach verurteilt wird.

1982, Falklands/Malvinas: Die USA unterstützen Großbritannien im Feldzug zur Wiedererlan-
gung der Inseln vor Argentinien mit Satellitenaufklärung und anderen technologischen Einrich-
tungen. 750 argentinische und 250 britische Soldaten kommen bei der Aktion ums Leben.

1982/84, Libanon: Unter Einsatz von Kriegsschiffen und -flugzeugen sowie ihrer Marines an Land vertreiben die US-Truppen die PLO und installieren die Phalangisten als dominierende Macht. Das Marinekorps in Beirut wird angegriffen, woraufhin die US-Navy das Land von See aus unter Be-schuß nimmt.

1983, Grenada: Die USA überfallen das kleine mittelamerikanische Land, liquidieren die marxisti-
sche Regierung und setzen ein ihnen genehmes Regime ein. Über vierhundert Grenadanier und 84 Kubaner, vor allem Bauarbeiter, werden umgebracht.

1984/86, USA-Libyen: In seiner Nationalen Sicherheitsdirektive Nr. 138 erklärt Präsident Reagan 1984 den Kampf gegen staatlich geforderten Terrorismus zum vorrangigen Ziel. Zwei Jahre später wird Libyen zum ersten Testfall der neuen Doktrin. Die Bombardierungen fordern mindestens 40 zivile Opfer, darunter die Tochter von Staatschef Ghaddafi.

1986, Haiti: Nachdem der US-Vasall »Baby Doc« Duvalier nicht mehr zu halten ist, installieren die USA eine Militärjunta.

1986, Bolivien: US-Armee-Einheiten kontrollieren weite Teile des Landes, angeblich um den Koka-
inanbau und -handel zu bekämpfen.

1989/90, Panama: Ein Bombardement zerstört große Teile von Panama City. 27.000 US-Soldaten übernehmen die Kontrolle und verhaften die Regierung Noriega. Über 2.000 Menschen sterben. 15.000 werden obdachlos. Angeblich geht es um die Verhaftung Noriegas, dem Drogenhandel vor-
geworfen wird. Ein Verbrechen, das der Expräsident jahrelang mit Wissen und zum großen Teil im Auftrag der CIA begangen hat. Die Invasion findet zwei Monate vor den Wahlen in Nicaragua statt, bei denen die Sandinisten mit guten Aussichten antreten.

1991, Haiti: Die CIA veranlaßt einen Militärputsch gegen den ersten demokratisch gewählten Prä-
sidenten, Jean-Bertrand Aristide. Die neue Militärjunta stürzt das Land in eine dreijährige Periode schlimmster Menschenrechtsverletzungen.

1991 ff., Irak: Nach dem Überfall des Irak auf Kuwait bombardieren die USA mit einigen Verbün-
deten den Irak und besetzen weite Teile des Landes. In den ersten Angriffen kommen 200.000 Menschen ums Leben. Die weiteren Bombardierungen und das bis heute andauernde Embargo haben zum Tod von möglicherweise ’zwei Millionen Menschen geführt.

1992/94, Somalia: US-Truppen, See- und Luftstreitkräfte stellen sich im Rahmen einer UN-Mission auf die Seite der ihnen genehmen Fraktion im Bürgerkrieg. Der Einsatz endet in einem Fiasko.

1993/95, Bosnien: Im Rahmen von Nato-Aktionen bombardieren Kampfflugzeuge serbische Stel-
lungen und sorgen für die Lufthoheit der bosnischen Sezessionisten.

1995, Kroatien: US-Kampfflugzeuge bombardieren zwecks Vorbereitung einer kroatischen Offen-
sive serbische Flugplätze.

1998, Afghanistan: Angriff mit Cruise Missiles auf frühere CIA-Ausbildungslager i Afghanistan, wo Einheiten von Bin-Laden vermutet werden, den die USA für Anschläge auf US-Botschaften verant-
wortlich machen.

1998, Sudan: Raketenangriff auf eine pharmazeutische Fabrik, die angeblich Nervengas für Ter-
roristen herstellt. Die USA erklären später, daß es sich um einen Irrtum gehandelt habe.

1999, Jugoslawien: Angeführt von den USA bombardiert die NATO Jugoslawien. Die 78 Tage wäh-
renden Bombardierungen, die dem Völkerrecht und selbst dem NATO-Vertrag zuwiderlaufen, nennt die NATO eine »humanitäre Aktion«, weil es darum gehe, die Menschenrechtsverletzungen des Milosevic-Regimes zu stoppen. Die Nato setzt Uranmunition und Splitterbomben ein. 2.000 – 4.000 Menschen werden getötet, bis zu 6.000 verletzt, durch die Bombardierung von Chemiefabri-
ken, Erdgasanlagen und Erdölraffinerien werden weite Gebiete verseucht. Das Kosovo wird von Jugoslawien abgespalten und de facto zum Nato-Protektorat.

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Die Mordliste der US-Geheimdienste

Die Ermordung ausländischer Staatschefs gehörte von Beginn an zu den Praktiken der geheim-
dienstlichen US-Außenpolitik. Die folgende Liste von Anschlägen, die versucht oder erfolgreich durchgeführt worden sind, wurde von einem Mitarbeiter von Untersuchungsausschüssen des US-Kongresses zusammengestellt:

1949: Kim Koo, Oppositionsführer in Korea
1950/2: CIA-Neonazi-Liste auszuschaltender SPD-Politiker in Westdeutschland
1955: José Antonio Remón, Präsident von Panama
1950 ff.: Sukarno, Präsident von Indonesien
1950 ff.: Zhou Enlai, Premierminister von China, mehrere Attentate
1951: Kim Il Sung, Präsident von Nordkorea
1950 ff.: Claro M. Recto, Oppositionsführer auf den Philippinen
1955: Jawahrlal Nehru, Premierminister von Indien
1957: Gamal Abdul Nasser, Präsident von Ägypten
1959/63: Norodom Sihanouk, Führer von Kambodscha
1960: Abdul Karim Kassem, Führer des lrak
1950/70: José Figueras, Präsident von Costa Rica, zwei Mordversuche
1961: Francois Duvalier, Führer von Haiti
196l: Patrice Lumumba, Premierminister von Kongo (Zaire)
1961: General Rafael Trujillo, Führer der Dominikanischen Republik
1963 ff.: Fidel Castro, Präsident von Kuba, 24 Mordversuche nach kubanischen Angaben, mindestens acht nach Berichten des US-Kongresses
1963: Ngo Dinh Diem, Präsident von Südvietnam
1960ff.:Raúl Castro,Verteidigungsminister in Kuba
1965: Francisco Caamano, Dominikanische Republik, Oppositionsführer
1965: Pierre Ngendandumwe, Premierminister von Burundi
1965/6: Charles de Gaulle, Präsident Frankreichs
1967: Che Guevara, Führer in Kuba
1970/73: Salvador Allende, Präsident in Chile
1970: General René Schneider, Oberbefehlshaber der chilenischen Armee
1970 ff./81: General Omar Torijos, Führer von Panama
1972: General Manuel Noriega, Geheimdienstchef von Panama
1975: Mobutu Sese Seko, Präsident von Zaire
1976: Michael Manley, Premierminister von Jamaika
1980/86: Muammar al Ghaddafi, Führer von Libyen, zahlreiche Attentatsversuche
1982: Ayatollah Khomeini, Führer des Iran
1983: General Ahmed Dlimi, Kommandeur der marokkanischen Armee
1983: Miguel d’Escoto, Außenminister von Nicaragua
1984: Neun Kommandanten des Sandinistischen Nationalen Direktoriums Nicaragua
1985: Scheich Mohammed Hussein Fadlallah, libanesischer Shiitenführer, Anschlag mit 80 Toten
1991: Saddam Hussein, Führer des Irak

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Ausgewählte Literatur:

Philip Agee: CIA intern. Hamburg 1979
Werner Biermann: Herren der Welt. Köln 2000
Andreas von Bülow: Im Namen des Staates. München 1998
Noam Chomsky: Wirtschaft und Gewalt. München 1995
Eduardo Galeano: Das Jahrhundert des Sturms. Wuppertal 1988
T. N. Greene: The Guerilla – and how to fight him. NewYork 1962
Christopher Hitchens: Die Akte Kissinger. Stuttgart/München 2001
Thomas Powers: CIA. Hamburg 1980

Conrad Schuhler


konkret 11 vom November 2001, 16 ff.

Überraschung

Jahr: 2001
Bereich: Internationales