Materialien 2013

die deppen-republik oder wie blöd darf ein folk sein?

eine unvollständige bestandsaufnahme
erstmal bloß für die brd, mit schwerpunkt bayern*

also dann los. erstens: die politik oder was sich dafür hält

tatsache: die jetzige regierung ist die schlechteste, korrupteste und unfähigste der nachkriegszeit. die allerdings mit recht darauf hinweist, dass die regierungen davor seit adenauer auch nicht viel besser waren. aber da gab es wenigstens noch ein paar typen, wenn auch unsympathische. inzwi-
schen gibt es bloß noch karrieristen, öko-fundamentalisten, sowie marionetten der wirtschaft, des organisierten verbrechens und der monotheistischen großkirchen-mafia. was es nicht gibt, sind aufgeklärte vertreter einer bürgerlichen kultur. statt dessen haben wir technokraten, bürokraten und promovierte (manchmal auch nur scheinbar promovierte) proleten, dazu kommen gerne noch lobbyisten, wirtschaftskriminelle und jede menge eingebildeter großmäuliger unfähiger vollpfo-
sten. wers nicht glaubt, denke kurz an figuren wie rösler, söder, ramsauer, uhl, brüderle, schavan, özdemir, das gesamte bayrische kabinett, die bayernpartei, die zu blöd ist, auf ihren plakaten »bay-
risch« richtig zu schreiben, aber auch an die piraten und überhaupt.

überall das gleiche BILD in politik, wirtschaft und verwaltung: durchwegs inkompetent und zuneh-
mend korrupt, beratungsresistent und lernunfähig. kurz: die verkommenheit der politischen klasse scheint von jahr zu jahr exponentiell zu wachsen.

wie blöd darf beispielsweise eine kandesbunzlerin sein, die sich im »internet nicht auskennt«, aber offensichtlich einige praktikanten für ihre  fotzenbuch-propaganda beschäftigt?

wie blöd darf ein innenminister sein, der das ungesetzliche ausspähen von bürgerdaten einen »edlen zweck« nennt und ansonsten zu dumm ist, richtig von einem teleprompter abzulesen?

wie blöd muss eine justiz sein, die offensichtliches unrecht nicht nur verteidigt, sondern ebenso offensichtlich recht beugt, zu welch dunklen zwecken (amtsmissbrauch, verschleppung, vertu-
schung und was da sonst noch alles im busch ist) auch immer? es kann sich nur um dieselbe justiz handeln, die auch zu blöd war, eine sinnvolle berichterstattung im nsu-prozess zu ermöglichen.

wer je als schöffe an einem bayrischen gericht die zweifelhafte ehre des amtes hatte, weiß, dass hinter dem system methode steckt. wer nennt die namen, zählt die zahllosen skandale von vera brühne bis gustl mollath? anmerkung für history-fans: wie war das noch mit der »ordnungszelle bayern« nach dem ersten weltkrieg? wer hat hitler nicht ausgewiesen, sondern komfortabel in landsberg untergebracht, damit er endlich sein philosophisches hauptwerk »mein krampf« zu-
sammenschmieren konnte?

sieht da vielleicht jemand eine traditionslinie bis in die gegenwart?

die ganzen schweinereien (notstandsgesetze, abschaffung der allgemeinen wehrhaftigkeit der bürger, einsatz der bundeswehr im inneren, verfassungwidrige einsätze im ausland, angriffs-
kriegsmithilfe etc. zulassung von dubiosen privatarmeen, polizeiliche aufrüstung gegen die und bespitzelung der eigenen bürger, aufhebung des briefgeheimnisses, verrat an fremde geheimdien-
ste – um nur einen bereich zu illustrieren) sind natürlich nur möglich durch eine auf permanenz programmierte gehirnwasch-maschine, die zur zombiefizierung der gesellschaft einen wesentli-
chen beitrag leistet.

also zweitens: die massen-medien, allen voran WELT und BILD, die das weltbild der gutwillig blöden und derer, die sich für etwas intelligenter halten, prägen.

kein journalist, auch nicht der investigative, kann es sich mehr erlauben, gegen die inserenten anzuschreiben (auch wir vom gaudiblatt würden so etwas natürlich niemals tun! man kann also beruhigt hier inserieren. die red.)

radio liefert wieder dampf für das bügeleisen der hausfrauen.

das fernsehen hat auf allen 1001 kanälen nur ein hauptprogramm: WERBUNG. was dazwischen läuft, ist nur dazu da, vermeintliche zielgruppen vor der glotze zu halten, ist zugabe. aber auch die zugabe folgt den vorgaben der inserenten und der »gesellschaftlich relevanten gruppen«, will sa-
gen, allen lobbyisten der herrschenden ideologie.

also sehen wir ständig unverhältnismäßig viele, ungemein sympathische nonnen und pfaffen durch mittelalterliche kreuzgänge und den straßen-verkehr hoppeln. desgleichen ungemein sympathische bullen, kriminaler, bulletten und politisch korrekte privat-detektive, die sich aber nur selten mit den hinterfrauen oder -männern der macht anlegen. der rest ist hollywood und rosamunde. inhalte sind wurscht, information ist eine ware im ausverkauf und wikipedia ist die letzte instanz der wahrheit.

das beschert uns dann persönlichkeiten wie den politischen experten til schweiger, den besserwissi rangar yogeshwar, den schwallschwätzer harald lesch, den präpotenten lümmel lanz, den kitsch-
bild-spachtler bob ross, den unsinnigen experten h.-w. sinn, die immer peinlichen stefan raab, heino, gertrud höhler, die kardinäle meissner und marx, florian silbereisen und konsorten. dazu kommen personifizierte magengeschwüre wie guido knopp, dessen rolle als geschichtsklitternder nazi-fan, der diese längst auf dem müllhaufen der geschichte verwesten scheißtypen in permanenz in ihrer zwischenunmenschlichkeit propagiert und präsent gemacht hat. der dank der alten und neuen kameraden dürfte ihm dauerhaft sicher sein.

schweigen wir vom proll-tv der geissens und katzenbergers, der bohlens und den stürmen der liebe. aber nicht von rechtsradikalen wurzelseppen wie dem öko-nazi hademar bankhofer oder dem kulturnuss-knacker mohr, die hier ihr auskommen finden. ansonsten fast nur präpotente fatzken, die sich als kompetenz-quassler gerieren, hackfressen »wie aus scheiße gemeißelt«, um einen vergessenen film- und kulturkritiker zu zitieren. ja und der priol und der schramm und der pelzig und der uthoff und der schlachthof-otti?

wie sagte doch ein politiker neulich: »das volk braucht ein ventil!« jawoll, ich bin ein comedy-hofnarr und da (kleines bild staatskanzlei) bin i dahoam!

soviel ventil brauchen wir scheints doch noch nicht. im gegensatz zu den usa, wo die scheiße derzeit noch schlimmer dampft.

drittens: bildung. ein luxusgut für besser verdienende bzw. deren kinder.

der leichte vorteil des bayrischen abiturs: es wird demnächst nivelliert, weil sonst die millionärs-
kinder aus hessen nicht mehr studieren dürfen. es gibt genug literatur zu dieser dauermisere, die kinder zu konkurrierenden mini-monstern anstatt zur gegenseitigen hilfe erziehen will. man lese frau grönemeyer.

im gesamten kulturbetrieb und in der wissenschaft, die am tropf der konzerne, der kirchen oder der rüstung hängt, hat sich das kapitalistische starsystem voll durchgesetzt.

wie der dümmste bauer die größten kartoffeln erntet, so verdient der größte star am meisten – und noch viele andere an und mit ihm. erfolg bemißt sich nicht an der nachhaltigen wirkung – die etwa in der literatur oder bildenden kunst oft erst spät erkannt wird – sondern nach verkaufszahlen.

dass 99,9 % auch des hochgejubelten hochkultur-schrotts und 111 % der so genannten populären kultur in ein paar jahren total out und vergessen sein werden, spielt im hier und jetzt keine rolle. hauptsache, der laden brummt. insofern ist kultur einfach ein spezieller wirtschaftszweig gewor-
den, es wundert sich ja auch niemand mehr über betriebswirte in den lektoraten oder juristen im musik-business. und im spocht schon gleich gar nicht.

experten überall: für und gegen doping, für und gegen drogen, für und gegen die vernunft. aber alle sind für gesunde konkurrenz, weil die belebt das geschäft. die leichen, über die fallweise gegangen wird, sorgen für das wachstum der bestattungs-branche.

verantwortungslose milliardäre, die zahllose kleine einzelhandels-geschäfte ruiniert haben, bevor sie nicht selten selbst eine profitable insolvenz hinlegten, werden kaum oder gar nicht von über-
arbeiteten staatsanwälten belästigt, sondern gelten als herausragende unternehmer-persönlich-
keiten. kleine ladendiebe aber werden schwer bestraft, eigentums-delikte wie der verzehr einer betrieblichen wurstsemmel sowieso. warum aber steuerschulden in millionenhöhe nach ein paar jahren schon verjährt sein sollen, leuchtet höchsten uli hoeness ein.

eben dieser und andere lichtgestalten wie der besenkammer-ficker becker oder der unfaire renn-
raser schumi sind leitbilder einer neokonservativ-konformistischen, leider konsumgeilen gesell-
schaft,
die haargenau zum atom-überwachungs-staat passt, den uns robert jungk schon in den 50er-jahren prophezeit hat. nur ein paar jahre nach 1984 zeichnen sich zustände ab, die huxwell als kinderbuch-autoren erscheinen lassen. die verfahrenheit der digitalisierung, der verlust der privatheit und der intimität – alles öffentlich von der dentalhygiene bis zum geschlechtsverkehr – geht einher mit erbsenzählerischem kontroll-wahn. einer verheuchelt-verkitschten prüderie ent-
spricht andererseits die rabiate pornographisierung des alltags – vorangetrieben von christlich orientierten privat-medien-lobbyisten und -politikern, bis jeder hobby-handwerker seinen do-it-your-self-folter-keller eingerichtet haben wird (vormals party-raum für partnertausch-sausen).

allen, denen das zuwider ist, bleibt nur ein sinnvolles verhaltensmuster: die verweigerung jeglicher beihilfe. oder um es mit bob dylan zu sagen, der es zu hunter s. thompson sagte:

»Letzten September hatte ich eine Unterhaltung mit Bob Dylan. Er war hier und redete über die Bush-Regierung, und schimpfte wie ein Rohrspatz über ihre derzeitigen Taten. Bob ist einer der echten Helden unserer Zeit. Ich sagte zu ihm: „Verfluchtnochmal, wir sind in einen höllischen Konflikt mit diesen Bastarden geraten. Diese Gang muß man ernst nehmen. Das sind keine Ama-
teure. Die werden nicht so leicht zu knacken sein wie Nixon.“ Er schaute mich an, hatte so eine Art Grinsen im Gesicht und sagte: „Ja, aber wir müssen uns ihnen nicht anschließen.“«

denn wahrlich, immer noch und immer mehr gilt: »to live outside the law you must be honest« aber auch: bloß weil wir paranoid sind heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter uns her sind. oder wie der lateiner sagt: »res ipsa loquitur«.

wählen oder nicht wählen – das ist bei nüchterner betrachtung der verhältnisse eigentlich wurscht.

solange es mindestens 51 % begünstigte gibt, können die restlichen 49 % nicht viel machen. mit wirklicher demokratie hat das nicht viel zu tun und wie man die nötigen zwei prozent daherbe-
scheisst, haben die republikaner in den usa vorgemacht. digital wirds dann noch einfacher. wer protestieren will, wählt absichtlich ungültig und macht das auf dem zettel klar. wer lokal oder regional jemandem persönlich vertraut – wunder gibt es immer wieder, mit zweien davon wird man schon heilig gesprochen – kann da sein kreuzerl machen, sengsgott und vergeltsgotthabe-
dieehre. helfen wirds nicht viel, weil die anderen gnadenlos und rücksichtslos ihre vorteilsnahmen weiter vorantreiben werden. ansonsten gilt: nichts genaues weiß man nicht. eines aber ist todsi-
cher: wer glaubt, es kann nicht mehr schlimmer werden, wird sich auch nach diesen wahlen ent-
täuscht sehen.

rabiosus der jüngere

*europa und der rest der welt, das wäre ein ganzes buch mit dem arbeitstitel: »ein unbedeutender planet voll wirrer irrer am rand des untergangs«


Gaudiblatt 16 vom 6. September 2013, 4 ff.

Überraschung

Jahr: 2013
Bereich: Alternative Medien