Flusslandschaft 2024
Frauen
One Billion Rising (Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne in über 200 Ländern für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen und für Gleichstellung. Die Münchner Tanz-Demo startet am Mittwoch, 14. Februar, um 15 Uhr auf dem Karl-Stützel-Platz, ist ab ca. 15.30 Uhr auf dem Karlsplatz/Stachus, dann ca. 16 Uhr auf dem Odeonsplatz. Der Abschluss findet ca. 16.30 Uhr auf dem Marienplatz statt.1
In Deutschland wurden im Jahr 2022 laut polizeilicher Kriminalstatistik 150 Frauen ermordet, weitere 147 verloren ihr Leben durch „Totschlag“, zudem gab es 39 weibliche Gewaltopfer von „Körperverletzung mit Todesfolge“ (die offiziellen Zahlen zu 2023 sind noch nicht publik). In Deutschland steigt die Zahl an Gewaltdelikten gegen Frauen Jahr für Jahr um ca. 10%. So auch in 2024: Bundesweit sind bis heute (8. März) mindestens 65 Fälle dokumentiert, in denen die von Gewalt betroffenen Mädchen (neun minderjährige) und Frauen rein zufällig überlebten. Und: 2.300 Frauen werden jedes Jahr in Europa von ihren (Ex-)Partnern getötet.
Schon um 16 Uhr kommen am 8. März rund 400 Menschen am Odeonsplatz zusammen, um unter dem Motto »Run for their lives« an die sexualisierte Gewalt gegen israelische Frauen bei dem Mas-
saker vom 7. Oktober zu erinnern. Viele von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beschließen, sich der Kundgebung zum Weltfrauentag auf dem Marienplatz anzuschließen. Sie halten blaue Schilder hoch, auf denen zu lesen ist: „Euer Schweigen seit dem 7.10.24 ist ohrenbetäubend.“ und „Wo ist dein Aufschrei, wenn israelische Mädchen und Frauen vergewaltigt werden?“ Silvia Schwarz von der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (Women’s International League for Peace and Freedom – WILPF) hält auf dem Marienplatz die erste Rede. Dabei verur-
teilt sie unter Buhrufen von Palästinensern die sexualisierte Gewalt beim Hamas-Überfall vom 7. Oktober, aber auch das darauf folgende brachiale Vorgehen der israelischen Regierung in Gaza. Die „jüdische Gruppe“ wird von Palästinensern verbal attackiert und angerempelt. Es kommt zum Gerangel. Schließlich entscheiden diejenigen, die für die israelischen Geiseln protestieren, auf eine Teilnahme an der folgenden Demonstration zu verzichten. Sie gehen unter Polizeischutz zum Max-Josef-Platz. Palästina Spricht München erinnert sich später: Man sei wiederholt „verbal attackiert, beleidigt und rassistisch angegangen“ worden. Außerdem habe die pro-israelische Gruppe ver-
sucht, Transparente der pro-palästinensischen Seite herunterzureißen.2 Sigrid Daus, Betriebsrätin bei der München Klinik, spricht dann über die unerträglichen Arbeitsbedingungen und die miese Bezahlung in Erziehung, Bildung und Pflege. Hier seien selbstverständlich in erster Linie Frauen die Leidtragenden. Etwa 6.000, darunter nicht wenige Männer, nehmen an der anschließenden Demonstration teil.3
frau-kunst-politik e.V. spricht am Samstag, 16. März, 17 – 19 Uhr, auf dem Marienplatz darüber, dass Mädchen und Frauen heutzutage mehr denn je Gewalt, auch sexualisierter Gewalt, ausgesetzt sind. Und Femizid ist „Terrorismus”, da Gewalt nicht privat ist, nicht nur individuell oder im Rah-
men der patriarchalen Familienstrukturen stattfindet. Gewalt in all ihren Erscheinungsformen hat System und ist somit strukturell und institutionell bedingt. Es sprechen Micky Wenngatz, Gülseren Demirel, Gülistan Tolay, Dr.Dr. Wolfgang Rothe und Hamado Dipama. Leitung: Dr. Corina Toledo, Moderation: Claudia Stamm, Musikalische Begleitung: Scherhezada Cruz und die Trommelgruppe Drumadama4
An der Fassade der Musikhochschule wehen eine Regenbogenfahne und eine weiße Fahne mit der Aufschrift „Nie Wieder ist Jetzt“. Wie aktuell! Über den Königsplatz schallt laute Blasmusik. Kra-
chert, bayrisch, bierzelttauglich. Man könnte meinen, gleich marschiert Franz Josef selig oder wenigstens der jetzige MP durch die Massen. Es strömen herbei ordentlich gescheitelte, aber auch gebartete Trachtler, Burschenschaftler, manche Landwirtinnen sind dabei und Landwirte, Nonnen und Priesterseminaristen, junge blasse Frauen im züchtigen Dirndl … Sie kommen am 13. April zum lauten, antifeministischen „Marsch für das Leben“, organisiert vom doch eher leisen Verein „Stimme der Stillen“. Sie sind für das traditionelle Familienbild und gegen Leihmutterschaft und Abtreibung, gegen Gendersternchen, gegen Sterbehilfe, gegen Homoehe und gegen die Modernis-
men der dritten oder vierten oder fünften Geschlechter. Fähnchen werden verteilt, am Stand von „Sundays for life“ werden Plastikföten angeboten, die britische Anti-Abtreibungs-Aktivistin Isabel Vaughan-Spruce hält ihre Rede auf Englisch: Es brauche Nationen, die mutig genug seien, für alle Bürger einzustehen, ob geboren oder ungeboren. Denn jeder Mensch sei ein „einzigartiges Meis-
terwerk eines göttlichen Schöpfers“. Anwesend sind auch der katholische Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, sowie die Weihbischöfe von Augsburg und Rottenburg-Stuttgart, Florian Wörner und Thomas-Maria Renz. Die katholischen Bischöfe von Eichstätt und Passau, Gregor Maria Hanke und Stefan Oster, haben ein Grußwort geschickt. – Nicht weit davon entfernt trifft sich in der Katharina-von-Bora-Straße eine bunt gemischte Gesellschaft von etwa 1.000 Feminis-
tinnen, Agnostikern, Transgendern, Atheistinnen …, die, wohlbewacht von der Polizei, gegen den finsteren Aufmarsch nebenan protestieren. Parolen sind zu hören: „Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“, „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“ und „Ehe, Kirche, Vaterland – unsere Antwort lautet Widerstand“. Manche der 3.000, die „für das Leben marschieren“, schla-
gen ein Kreuz, als sie über die Katharina-von-Bora-Straße gehen. Es ist zu hoffen, dass sie diesen Wildgewordenen mit ihren blasphemischen Sprüchen, die sie anhören müssen, verzeihen. Denn wie heißt es: „Richtet nicht, auf dass Ihr nicht gerichtet werdet!“5
Sonntag, 29. September: Ein weiterer »Tausend-Kreuze-Marsch« beginnt um 13 Uhr auf dem Odeonsplatz. Die Prozession führt durch die Innenstadt mit »Trauerzeremonie für die Ungebo-
renen an der Isar«. Ab 12.30 Uhr versammeln sich 450 Gegendemonstrantinnen und -demon-stranten vor dem Reiterdenkmal beim Odeonsplatz. Etwa 50 von ihnen versuchen den Beginn der Prozession zu verhindern. Polizei schreitet ein. Weitere Versuche, die Kreuzzügler in der Von-der-Thann-Straße, bei der Luitpoldbrücke und in der Widenmayerstraße zu blockieren, werden eben-falls von der Staatsgewalt unterbunden.6
frau-kunst-politik e.V. lädt im Rahmen der Internationalen Aktionswochen gegen Gewalt an Frau-
en, Mädchen, Jungen und Nonbinären am Samstag, 16. November, 17 – 19 Uhr auf den Max-Jo-
seph-Platz ein. Es sprechen Inge Bell, Marie-Jules Mimbang, Wahida Samad, Hamado Dipama und Dr.Dr. Wolfgang F. Rothe. Moderation: Malika Kilgus Musik: Trommelgruppe Drumadama
1 Siehe https://www.onebillionrising-muenchen.de/, https://www.onebillionrising.de/ und https://www.onebillionrising.org/.
2 „Queer Resistance“, „Palästina Spricht“ und „Klasse Gegen Klasse“: Die pro-israelische Gruppe sei vom „Jüdischen Nationalfonds“ (JNF-KKL) organisiert und angeführt worden. Dabei handele es sich beim JNF-KKL um eine zionistische, rassistische NGO, die maßgeblich an der ethnischen Säuberung Palästinas beteiligt sei. Siehe https://www.klassegegenklasse.org/keine-zionistische-propaganda-am-8-maerz-erfolgreich-verhinderte-teilnahme-des-jnf-an-der-demonstration-in-muenchen/
3 Siehe die Bilder zum „internationalen frauen*kampftag“ von Günther Gerstenberg.
4 Siehe https://frau-kunst-politik.de/.
5 Siehe https://pro-choice-muc.net/ und die Bilder von „»marsch für das leben« vs. »pro choice«“ von Günther Gerstenberg.
6 Siehe https://pro-choice-muc.net/29-9-gegen-den-1000-kreuze-marsch/.