Flusslandschaft 1976

Zensur

Das herrschende Meinungsklima schüchtert ein. Wer publizistisch tätig ist, lernt sich zu fragen, was kann ich in meinen Aussagen verantworten, ohne dass ich meinen Job verliere. Walter Adler beschreibt seine Erfahrungen in seiner Dankesrede bei der Entgegennahme des Hörspielpreises der Kriegsblinden am 7. April im Bonner Bundeshaus.1

Im Mai tritt der neue Paragraph 88a in Kraft. Er bedroht mit Strafe, wer eine Schrift herstellt, ver-
breitet, bezieht, ankündigt, anpreist oder vorrätig hält, in der „Gewalttaten befürwortet werden“.

Vom 14. bis zum 27. Oktober verhandelt die 5. Strafkammer des Landgerichts München I über die Anklage gegen Gisela Erler und Herbert Röttgen. Die beiden werden freigesprochen.2

Siehe auch „Bürgerrechte“.3


1 Siehe „Dankesrede“ von Walter Adler.

2 Siehe Jürgen Arnold/Peter Schult (Hg.), Ein Buch wird verboten. Bommi Baumann Dokumentation mit Beiträgen von Heinrich Böll/Luise Rinser/Volker Schlöndorff/Daniel Cohn-Bendit/Klaus Briegleb u.a., München 1979.

3 Siehe „Eine Zensur findet nicht statt“ von Sieghart Ott.