Flusslandschaft 1978
Frieden/Abrüstung
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Otto Dressler: Deutscher Held, vor Liebe zum Vaterland überschäumend
8.000 Menschen demonstrieren am 20. Mai auf dem Marienplatz für Frieden und für ein Ende des Wettrüstens. Das Bild (Foto: Frey) zeigt den Stabsoffizier bei der Bundeswehr, Reinhold Brember-
ger: „Man ist nicht gewohnt, Offiziere unserer Armee auf solchen Veranstaltungen anzutreffen. Eher muss man schon mitansehen, wie Bundeswehroffiziere in Uniform offiziell und ungestraft an Zusammenkünften der Nachfolgeorganisationen der Waffen-SS teilnehmen.“2 Bremberger fragt, ob nicht ein Befehl völkerrechtswidrig wäre, der da hieße, künftig die Trägerwaffen für diesen Neutronensprengkopf zu warten und zu bedienen, und fordert darüber eine Diskussion im Rah-
men der politischen Bildung innerhalb der Bundeswehr. Der Offizier muss sich derzeit wegen seines Engagement in der Friedensbewegung einem Disziplinarverfahren unterziehen.3 Im Herbst wird er entlassen.
Franz Josef Strauß: „Ich verstehe überhaupt nicht, was Waffen in Nicht-Spannungsgebieten ver-
loren haben.“4
Am 1. September demonstriert die DGB-Jugend für den Frieden. Dabei sind auch Bundeswehrsol-
daten in Uniform. Auf einem Transparent ist zu lesen: „Arbeitsplätze statt Kanonen“
1 Teuflische Jahre 14, Frankfurt am Main 1978, 148. — Otto Dressler hat sein Atelier in Moosach im Landkreis Ebersberg.
2 VVN Bund der Antifaschisten. München. Antifaschistische Information vom Juli 1978, 10.
3 Vgl. Süddeutsche Zeitung 115/1978.
4 Der Spiegel 29 vom 17.7.1978, 84.
5 Flugblattsammlung, Archiv der Münchner Arbeiterbewegung