Flusslandschaft 1979

Gedenken

Achtundzwanzig Mitglieder der Anarchistischen Liga München (ALM) demonstrieren am 5. Mai
in einem Schweigemarsch vom Isar-Tor-Platz nach Stadelheim, um dort am Ort der Ermordung Gustav Landauers, dem Volksbeauftragten für Volksaufklärung der Räterepublik 1919, einen Kranz niederzulegen. Der Leiter der Justizvollzugsanstalt verwehrt den Demonstranten den Zu-
tritt; nicht einmal außerhalb der Gefängnismauer darf der Kranz niedergelegt werden. Ein vor Ort anwesender Veteran: „Die wolln nicht, dass das noch jemand weiß.“1

Das Stadtmuseum zeigt die Ausstellung „Die zwanziger Jahre in München“. Neben expressionisti-
schen und realistischen Künstler wird auf die Revolution in München 1918/19 hingewiesen und Heinrich Ehmsens „Die Erschießung des Matrosen Eglhofer“ aus dem Jahr 1933, das ursprünglich in der Staatlichen Eremitage in Leningrad hängt, gezeigt. Benno Hubensteiner verrät in seinem „Betrachtungen eines Unpolitischen“ überschriebenen Beitrag, warum ihm diese Ausstellung über-
haupt nicht gefällt: „… Und was fehlt, ist etwas, das für München heute noch wesentlich ist: dass die Stadt auf der weiten Ebene vor den Bergen liegt und dass sie durchlebt wird vom Anhauch unseres Oberlandes und seiner gewachsenen volkhaften Kraft …“2


1 Blatt. Stadtzeitung für München 146 vom 18. Mai 1979, 13.

2 Münchner Stadtanzeiger vom 1. Juni 1979, 4.