Materialien 2024

Autoritätsverlust

Autorität – das Wort stammt simpel von »Autor«, dass ein Autor (von was auch immer) etwas vorgibt, also eine Möglichkeit mitteilt, die unter Umständen eine Richtung im Denken und Han-
deln bestimmt. Dieses Bestimmen kann vom Autor selbst ausgehen, oder der Autor verzichtet da-
rauf und andere verwenden das Mitgeteilte als Bestimmung.

In einer Demokratie ist das Volk die Autorität, also alle gemeinsam.

Tyrannei – τύραννος (tyrannos) im Bezug zu τώρα (jetzt, sofort), dass eine Bestimmung nicht abgewägt, sondern affektiv ist. Nur eine Person bestimmt, und dies ohne Beratung mit anderen, sondern sofort aus dem Affekt. Dies kann zu einer Bewegung (Mob, Masse) führen, bei der Ein-
zelpersonen auf sich selbst zugunsten der Masse verzichten.

Demokratie – diese ist derzeit (und das ist schon eine große Errungenschaft) für sehr viele (Wahlberechtigte) gegeben und an der Wahlurne zu Ende. Danach bestimmen die gewählten Vertreter nach dem Willen der Autorität (Volk). Allerdings gibt es dabei Einschränkungen (Wahlhürden), sowie auch Gefahren von Korruption, Lobbyismus, Eigeninteressen, gemeine Aristokratie (Elite).

Wenn das Volk die Autorität verliert, wird/wurde diese durch andere / etwas anderes einge-
nommen. Das kann eine Elite sein, wie in der Aristokratie. Oder sie wird eins mit einem Tyrann (Autokratie).

Was passiert, wenn das Volk oder nur Teile des/eines Volkes seine Autorität nur gefühlt verliert, indem es sich nicht mehr als der (Mit)Bestimmer begreift und etwas anderem die Autorität ver-
meintlich zuweist?

… Wähler libertärer Parteien (Anm.d.R.: z.B. AfD) denken, sie hätten die Autorität nicht mehr inne (Kontrollverlust), und phantasieren diese zu den regierenden/etablierten Parteien, womit sie sich von diesen unterdrückt fühlen, und also sich dagegen wehren (müssen) – jedoch die Rückgewin-
nung der Autorität von vornherein ausschließen, weil diese an sich ein Übel sei, weil dem politi-
schen Feind (hinphantasiert) eigen, und stattdessen auf Tyrannei setzen, als Widerstand gegen alles. Die Tyrannei wird dabei so dargestellt, dass sie eine von unten und keine von oben sei. Was dann wäre, wenn selbst an der Macht … das wird abgetan, weil ja schließlich von allen Seiten alles dagegen getan werde – und nur deshalb Tyrannei notwendig sei. Der politische Feind sei also selbst schuld, wenn er durch eine Tyrannei abgelöst wird. Letztendlich seien nicht Wähler libertä-
rer Parteien (Anm.d.R.: z.B. AfD) die Tyrannen, sondern der politische Feind als phantasierte Autorität würde die Tyrannei selbst herbei-imaginieren/beschwören, mit der er sich selbst zu Fall bringen will, weil er nicht einsichtig ist, nicht selbst tyrannisch, sondern nur autoritär sei. Wähler libertärer Parteien (Anm.d.R.: z.B. AfD) würden nur darauf aufmerksam machen, dass der poli-
tische Feind eine Tyrannei herauf beschwört, und hätten ansonsten nichts damit zu tun – ist der Tyrann erst einmal an der Macht – sie träfe keine Schuld.

Wenn der politische Feind zu einem Tyrann ernannt werden würde, um den vermeintlich von ihm heraufbeschworenen Tyrann zu entgegen, oder dessen Gestalt einzunehmen, würde diese Tyrannei zur Autorität degradiert werden, weil sie nicht wirklich tyrannisch ist. Sie müsste ebenso (nur) vermeintlich zur Tyrannei ernannt werden. Das gesamte Konstrukt darf nicht zu komplex sein, weil auf extrem simple Lösungen gesetzt wird. Von daher muss alles in Vermeintlichkeit begründet sein und darauf aufbauen. Es gäbe dann zwei verschiedene Tyranneien, die um die Macht kämp-
fen. Letztendlich mehrere verschiedene Tyranneien derzeit in der Opposition und möglich dann sowohl in Regierung als auch Opposition. Die Autorität bleibt hingegen bei den Bürgern/Wählern, wird jedoch von diesen als verlustig wahrgenommen und unterstützt einen der vielen Tyrannen allein aus dem Gefühl des vermeintlichen Verlustes heraus, der als absolut und total und für alle Zeit bestehend gedanklich manifestiert ist. Es wird absolut ausgeschlossen die vermeintlich ver-
lorene Autorität wieder zurück zu gewinnen – um die Tyrannei allumfänglich zu legitimieren.

Kontrollverlust: Es besteht insbesondere bei einfacher denkenden Personen gegenwärtig eine Denkweise, die alles jetzt und sofort und umsonst haben will. In der Wirtschaft bewerben sich junge Leute auf Senior-Posten. Alle möglichen Probleme, bzw. was als Problem wahrgenommen oder dargestellt wird, soll »einfach« und jetzt sofort beseitigt werden. Ja, schon so ähnlich einer Vertreibung von Asylanten durch einen wütenden Mob, was »einfach« betrifft. Irgendwelche Auswirkungen und Folgen sind dabei absolut irrelevant. Es muss extrem simpel und vor allen SOFORT geschehen. Kleinste Probleme werden in eine Art Hysterie selbsttätig hochgeschaukelt, bis die Nerven blank liegen und dies nur noch durch einen affektiven Befreiungsschlag beseitigt werden kann.

Alles jetzt und sofort und extrem simpel: da gibt es mehrere Versionen. Eine ist darin begründet, dass die Zukunft nicht angenehm sein wird (Klimawandel, etc.) und die Gegenwart es auch schon nicht ist. Immer nur Probleme, Probleme, Probleme – kein Bock: »Ich will alles jetzt und sofort!« bevor es nicht mehr möglich ist. Die andere Version will nicht auf eine Veränderung warten. Es dauert ihr zu lang. Sie will den Verlust der Zeit verhindern. Verlust ist ein immenser Trigger. Eine weitere Version ist, dass ein Kipppunkt befürchtet wird, ab dem keine (gewünschte) Veränderung mehr möglich ist (Jetzt oder nie!).

Extrem simpel: die Keule, in der Urzeit in der Hand, besteht heute noch im Kopf – einfach tot-
schlagen, was einem nicht gefällt.

Anarch


abgefangene Email vom 15. September 2024

Überraschung

Jahr: 2024
Bereich: Frieden/Abrüstung