Flusslandschaft 1981
Behinderte
Die UNO ruft das Jahr 1981 zum „Internationalen Jahr der Behinderten“ aus. Bundespräsident Carl Carstens meint gönnerhaft: „Was Behinderte brauchen, ist Verständnis, Zuwendung, Freundschaft. Sie brauchen vor allem eine Lebensaufgabe, die ihnen das Gefühl gibt, nützlich zu sein.“ Das treibt die Behinderten erst recht auf die Barrikaden. Sie wollen keine entmündigende Fürsorge, sondern selbstbestimmtes Leben.
9. Mai: „Zu einer Kundgebung der Arbeitsgemeinschaft Offene Behindertenarbeit in München auf dem Marienplatz kommen rund eintausendfünfhundert Teilnehmer. Die Demonstration ist ein äußerst kritischer Beitrag zum ‚Jahr der Behinderten’, der die Situation in den Heimen, bei der Wohnungssuche und innerhalb des Betreuungssystems durchleuchtet. Dem Programm geht ein Sternmarsch durch die Innenstadt voraus. Im Rahmenprogramm führt die Rollstuhl-Tanzgruppe der Technischen Hochschule einen Rock’n Roll vor und Dieter Hildebrandt nimmt Mißstände aufs Korn. Bürgermeister Zehetmeier wird eine Resolution übergeben, in der die Benutzbarkeit öffentlicher Verkehrsmittel für Behinderte, die Befüllung der Beschäftigungsquote für Behinderte bei der Stadt, der Ausbau behindertengerechter Wohnungen und Verbesserungen in Heimen gefordert werden.“1
1 Stadtchronik, Stadtarchiv München. Vgl. Süddeutsche Zeitung 107/1981.