Flusslandschaft 1981

Gewerkschaften/Arbeitswelt

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- Staatsoper


ALLGEMEINES

„’Drei Wochen / hat er / krank gefeiert’, / sagt der Personalchef / ‘Wenn er / Krankheit feiert’, / fragt der Richter, / ‘wie ist dann / seine Arbeit?’“ Knut Becker1

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Peter Grützmann ist sauer darauf, dass sich Funktionäre seiner Gewerkschaft ÖTV immer darauf hinausreden, sie könnten nichts verändern, wenn sie keine Mehrheit hinter sich hätten.2

ÖTV-Bezirksleiter Gustl Freund veranstaltet am 26. November im Schwabinger Bräu, Leopold-
straße 82, eine Protestkundgebung gegen die Sparbeschlüsse der Bundesregierung.

Siehe auch „Kunst/Kultur“.

DGB

Das Motto des DGB zum Ersten Mai lautet: »Vollbeschäftigung, Mitbestimmen, soziale Sicher-
heit.« Etwa Sechstausend sind beim Ersten Mai auf dem Marienplatz. Unter den Rednern ruft mit erhobener Faust und donnernder Stimme Erich Kiesl den Demonstranten zu: „Jetzt ist es aber ge-
nug!“ Später versucht ein Gewerkschafter, sich an die Rede des Oberbürgermeisters zu erinnern.3 — Etwa 1.500 Menschen beteiligen sich im Anschluss an die Kundgebung an einer Demo, zu der das Türkische Solidaritäts-Komitee aufgerufen hat, um gegen das Verbot der öffentlichen 1.Mai-Feiern in der Türkei zu protestieren.

Zum 1. September siehe „Frieden/Abrüstung“.


METALLBETRIEBE

30. März: „Schwerpunkt ‚spontaner’ Warnstreiks, bei denen heute rund elftausend Metallarbeiter in Bayern die Arbeit niederlegen, ist München. Neuntausendzweihundert Beschäftigte bei MAN und MTU treten für eine Stunde in den Ausstand, neunhundert Mitarbeiter von Dornier streiken für dreißig Minuten. Die Metaller wollen damit ihrer Forderung nach 7,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt Nachdruck verleihen.“4 Auch bei Rohde & Schwarz wird gestreikt; hier ist Stefanie Jahn neu gewählte Betriebsratsvorsitzende.5

BANKEN

Am 28. April demonstrieren Bankangestellte zur Unterstützung der Tarifverhandlungen.6

STAATSOPER

August: „Erst heute erfährt man Näheres über die ‚Streikaktion’ des Münchner Opernchores bei der Schlussaufführung der Opernfestspiele, Richard Wagners ‚Meistersinger’. Der Chor erschien zwar auf der Bühne und spielte auch mit, doch kam von den Lippen der Damen und Herren ledig-
lich pianissimo oder diskretes Flüstern. Das Publikum schien sich ein wenig zu wundern, reagierte aber lange nicht. Erst im 3. Akt rief jemand vernehmlich ‚lauter!‘, worauf Karl Ridderbusch, der den Hans Sachs spielte, aus der Szene zurückrief: ‚Die streiken!’ … Die Intendanz der Staatsoper will wegen des Verhaltens des Chors juristische Schritte einleiten.“7 Wenige Tage nach dem Streik werden Chormitglieder, die nicht vorschriftsmäßig gesungen haben, mit der Streichung von Tages-
gagen abgestraft. Zwei Sängern wird gar fristlos gekündigt. Ferner droht die Intendanz damit, bei Wiederholung des Streiks die Arbeitsverhältnisse der Sänger aufzulösen.


1 Knut Becker, Ich will ja gar nicht objektiv sein, München 1981/Rothenbuch 2011, 18.

2 Siehe „Führer und Geführte“ von Peter Grützmann.

3 Siehe Günthers „Knallharter 1.Mai-Kiesel“.

4 Stadtchronik, Stadtarchiv München.

5 Siehe „Gewerkschaftsarbeit ist ihr halbes Leben“ von Wolfgang Peschel.

6 Vgl. Süddeutsche Zeitung 98/1981.

7 Stadtchronik, Stadtarchiv München.