Flusslandschaft 1950

Frauen

„30. September: Der kurz vor Beginn vom bayerischen Innenministerium verbotene ‚Friedenstag der Frau’ wird als Kaffeeklatsch getarnt in der Nähe von München durchgeführt. Zu der vor allem vom Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD) vorbereiteten Versammlung sind mehr als tausend Teilnehmerinnen aus achtzehn Parteien und Organisationen angereist. Einige Frauen, die noch rechtzeitig von dem in der Nacht vom 28. auf den 29. September ausgesprochenen Verbot gehört haben, treffen sich außerdem in Nürnberg, in der Nähe von Stuttgart und an einem unbe-
kannten Ort im Odenwald. In einem beim Treffen in der Nähe von München verabschiedeten Manifest heißt es: ‚Zur Verteidigung des Lebens unserer Kinder werden wir unsere Männer auf-
fordern, nicht für den Krieg zu arbeiten. Wir sind gewiss, dass die Väter unserer Kinder dem Ruf der Mütter Folge leisten werden. Wir rufen alle Frauen auf, nicht für den Krieg zu arbeiten! Wir Mütter werden unsere Söhne lehren, sich zu weigern, einen Waffenrock zu tragen, um in einem Söldnerheer Kriegsdienst zu leisten … Wir sind eine gewaltige Kraft! Unsere Sehnsucht nach Frieden und unser Wille, ihn zu verteidigen, brennt in den Herzen aller deutscher Frauen und Mütter ebenso heiß wie in den Herzen der Mütter Amerikas, der Sowjetunion, Chinas und wie in den Herzen der Mütter der ganzen Erde.’“1


1 Wolfgang Kraushaar, Die Protest-Chronik 1949 – 1959. Eine illustrierte Geschichte von Bewegung, Widerstand und Utopie. 4 Bde., Hamburg 1996, 303. Siehe „Manifest des Friedenstages der Frauen“.