Flusslandschaft 1963

Frauen

Friedel Schreyögg (1985 – 2008 erste Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen der Landes-
hauptstadt München): „1963, als ich Abitur machte, waren bei einem Thema für den Deutschauf-
satz Pro- und Contra-Argumente für eine Beteiligung der Frauen im öffentlichen Leben gefragt. Meine Argumentation baute auf den Grundforderungen einer lebendigen Demokratie auf. Ich war überrascht, dass meine Aussagen als unvollständig kritisiert wurden. Von der Deutschlehrerin wurde als zentrales Thema die Frau als Mutter von Söhnen, die in den Krieg ziehen müssen, in den Mittelpunkt gestellt. Mich hat diese Schwerpunktsetzung sehr geärgert, weil Frauen politisches Handeln nur in Verbindung mit Kindern zugestanden und ein eigenes Interesse als Frau an politi-
schen Entscheidungsprozessen nicht anerkannt wird …“1

Kritisches Bewusstsein thematisiert vor 1968 eher selten patriarchalische Verhältnisse und anso-
zialisierte Rollenstereotypen, sondern bleibt noch bei der Kritik tradierter Arbeitswelten der „Hausfrau“ stehen.2 Jeder Blick hat immer erst das Naheliegende im Focus, bekommt aber auch die Chance, schon bald in weiterem Winkel das Ganze in Augenschein zu nehmen.


1 Mütter Courage. Zeitung der Mütter gegen Atomkraft 3/1989, 22.

2 Siehe „Freiheit heißt auch Freizeit!“ von Rolf Gramke.

Überraschung

Jahr: 1963
Bereich: Frauen