Flusslandschaft 2025
SchülerInnen
Eine Extemporale, kurz „Ex“ genannt, eine überraschende aus dem Stegreif zu fertigende Prüfung, ist nur ein Beispiel, wie Heranwachsende auf die „raue Wirklichkeit“ der Zukunft vorbereitet – besser: zugerichtet – werden. Gut, dass Schülerinnen und Schüler das erkennen. Richy Meier: „Die Schulzeit war ein nie endender Alptraum. Es dauerte lange, bis ich deren Sinn begriff. Es hieß immer: ‚Du lernst nicht für die Schule, du lernst für das Leben.‘ Und was haben wir gelernt? Leistung bringen, Funktionieren, Konkurrieren, Sichdurchmogeln, Lügen und Betrügen. Es fällt nicht leicht, sich daran zu erinnern. Ich hab’s versucht: http://protest-muenchen.sub-bavaria.de/artikel/1501“
Mehrere Hundert Menschen versammeln sich am 6. April auf dem Wittelsbacherplatz, allen voran Schülerinnen und Schüler. Viele tragen Plakate und Fahnen, auf denen der Slogan des Protests prangt: „Bayern legt los. Schluss mit Abfragen und Exen.“ Eine Münchner Schülerin hat 1924 eine Petition zur Abschaffung unangekündigter Leistungsnachweise in Bayern gestartet, die seither 53.000 Menschen unterzeichnet haben. Auch Lehrergewerkschaften, der Landesschülerrat und der bayerische Elternverband unterstützen mittlerweile die Aktion. Sie könne sich noch gut erinnern, sagt die Münchner Schülerin, als sie in der fünften Klasse erstmals ausgefragt wurde. „Mein Herz raste, mein Kopf war leer, und ich fühlte mich völlig ausgeliefert – obwohl ich den Stoff eigentlich konnte.“ Ein anwesender älterer Herr warnt vor „Kuschelpädagogik“. Er meint, Druck habe ihm nicht geschadet. Ein anderer älterer Herr pflichtet ihm ironisch bei: „Stimmt, die Ohrfeigen meines Vaters haben mir überhaupt nicht geschadet.“ Da würde auch der bayrische Ministerpräsident zu-
stimmen: „Exen und Abfragen werden natürlich bleiben.“ Das bringt die Münchner Schülerin auf die Palme: „Wir sind wütend, und wir haben auch jedes Recht dazu“, betont die 17-jährige in ihrer Ansprache. Man habe genug von einem Schulsystem, „das uns mit Mitteln aus dem 19. Jahrhun-
dert permanent unter Druck setzt“. An diesem Dienstag werde die Petition mitsamt der Unter-
schriften dem Bildungsausschuss des Landtags übergeben, kündigt sie an. Doch auch danach wer-
de der Protest weitergehen. „Was wollen wir?“, ruft sie zum Abschluss ihrer Rede den Demonstrie-
renden zu, die daraufhin im Chor antworten: „Schluss mit Abfragen und Exen!“ Und auch auf die Nachfrage, wann dies geschehen solle, ist sich die Menge einig: „Jetzt!“