Flusslandschaft 2025

Schwule/Lesben

Seit 2009 findet jedes Jahr am 31. März der Transgender Day of Visibility (TDoV) statt, der an die Erfolge von trans und nicht-binären Personen im Kampf um Gleichberechtigung erinnert sowie immer noch bestehende Aspekte der Diskriminierung hervorhebt. Zu einer der ersten Amtshand-
lungen des US-Amerikanischen Präsidenten Trump gehört der Erlass eines Dekrets, demzufolge es in den USA nur noch männlich und weiblich als Geschlecht gibt und zwar basierend auf dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Gestrichen wird damit beispielsweise das „X“, das trans und nicht-binäre Personen in Pässen und anderen Dokumenten eintragen lassen konnten. Darüber hinaus streicht Trump die Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion. Behörden werden außerdem angewiesen, sämtliche Erklärungen, Vorschriften, Formulare, Mitteilungen und interne wie externe Nachrichten zu entfernen, die eine angebliche „Gender-Ideologie“ fördern oder vermitteln würden. Seine Anordnungen dienen Trump zufolge dem Schutz von Frauen, seine Ad-
ministration habe sich der Verteidigung der Rechte der Frauen verschrieben, die von trans-Frauen bedroht würden. Inzwischen tobt der rechtsextreme Kulturkampf weltweit. Dagegen demonstrie-
ren am Samstag, 29. März, um 15 Uhr Hunderte vom Gärtnerplatz über die Müllerstraße zum Ste-
phansplatz. Eine Rednerin meint: „…Transfeindlichkeit ist in das Herz des Kapitalismus gebrannt: Queere Personen sprengen zumeist das Konzept der bürgerlichen, patriarchal organisierten Klein-
familie, die von einem binären Geschlechterbild und einer sexistischen Rollenverteilung, wie, dass Reproduktionsarbeit zumeist von weiblichen Personen übernommen wird, lebt. Sie ist ein zentra-
ler Baustein der kapitalistischen Gesellschaft und deren wirtschaftlicher und sozialer Struktur. – Aktuell kommt es vorangetrieben durch Trump, Merz und Co. zu einem Comeback klassischer patriarchaler Strukturen in Beziehungen und Familien. Dafür sind zum einen wirtschaftliche Kri-
sen, aber eben auch eine zunehmende internationale Militarisierung ausschlaggebend. Beispiels-
weise soll, weil es gut für die Wirtschaft sei, die Geburtenrate angekurbelt werden; dafür werden queere Menschen und Partnerschaften, weil sie angeblich nicht in der Lage seien, Kinder zu be-
kommen beziehungsweise zu erziehen, immer wieder abgewertet. Um die bestehende Ordnung aufrechtzuerhalten, muss der kapitalistische Staat queere Personen ausgrenzen oder aber sie bis zu einem gewissen Grad tolerieren und in das System integrieren. – Weiterhin dienen Queerfeind-
lichkeit und Sexismus, das heißt Formen der Unterdrückung, der Spaltung der Arbeiter:innenklas-
se. Dies liegt mitunter im Interesse der Kapitalist:innen, da es den vereinten Kampf der gesamten Klasse verhindert. Es ist also kein Zufall, dass die Rechte queerer Menschen in einer Zeit, in der die Krisen des Kapitalismus stärker offensichtlich werden und es daher vermehrt zu Phänomenen des Klassenkampfes kommt, umso härter bekämpft werden. Es ist daher notwendig, dass Kämpfe gegen verschiedene Formen der Unterdrückung und damit gegen die Spaltung von der gesamten Arbeiter:innenklasse zusammengeführt werden. – Für uns ist der Kampf von trans und queeren Personen von immenser Bedeutung. Die Angriffe auf trans Personen zielen darauf ab, nicht nur queere, sondern alle Menschen an ein konservatives und patriarchales Weltbild anzupassen, in dem klar definiert ist, dass es nur zwei Geschlechter gibt und wie diese zu sein haben. Es geht bei diesem Kampf also nicht nur um »die Rechte einer Minderheit«, sondern auch um die kollektive Befreiung von einem System, welches uns die Bestimmung über unsere Körper nimmt, uns in konservative Rollenbilder hinein presst und vieles mehr. Der Großteil der trans und queeren Per-
sonen ist Teil der Arbeiter:innenklasse und wird mitunter besonders stark ausgebeutet. Trans Personen haben es schwerer, einen Job zu finden, sind häufiger von extremer Armut sowie Ob-
dachlosigkeit betroffen oder werden schlechter bezahlt als ihre cis Kolleg:innen, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn wir dafür kämpfen, dass unsere Arbeitsplätze Orte sein sollen, an denen wir als Beschäftigte das Sagen haben, an denen wir nicht länger zu niedrigen Löhnen für Superreiche schuften, an denen wir frei von Diskriminierung sind, dann ist der Kampf für die Rechte und Interessen von trans Personen ein wichtiger Teil dieses Kampfes der Emanzipation der Arbeiter:innenklasse. Das wollen wir in Kämpfen am Arbeitsplatz, wie Streiks und Versammlun-
gen, in den Betriebsgruppen und Gewerkschaften deutlich machen: Die Arbeiter:innenbewegung muss den Kampf für eine queere Befreiung als eine zentrale Aufgabe aufnehmen. – Unser Weg zur Befreiung ist also kein individueller. Ein Rückzug in vermeintliche Safe Spaces, die es im Kapitalis-
mus ohnehin nicht gibt, ist eine Sackgasse, die letztendlich in der eigenen Bubble und in Isolation endet. Rechtsruck, Aufrüstung und Militarismus bedeuten eine Verschlechterung der Lebensver-
hältnisse von queeren Personen sowie der gesamten Arbeiter:innenklasse. – Auch wenn ein auf Wettbewerb ausgelegtes System uns spalten will, wissen wir, dass diese Binarität ein Konstrukt ist! Trans*inter*nichtbinäre*Menschen gab es schon immer und wird es immer geben!“1


1 nach dem Manuskript

Überraschung

Jahr: 2025
Bereich: Schwule/Lesben