Flusslandschaft 1987
Kommunismus
„9. September: Bis heute sind im Zusammenhang mit dem Besuch des DDR-Staatsratsvorsitzen-
den Erich Honecker in der Stadt sechs Demonstrationen angekündigt worden. Am Marienplatz will die Liga für Menschenrechte eine Kundgebung zum Gedenken an die Opfer von Mauer und Schieß-
befehl veranstalten. Eine ‚Vereinigung der Opfer des Stalinismus’ plant eine Demonstration zwi-
schen Marienplatz und Sendlinger-Tor-Platz. Vier Veranstaltungen – eine kommunistische, eine gemeinsame der Jungen Union und des RCDS und eines Tübinger Instituts zur Bekämpfung kom-
munistischer Menschenrechtsverletzungen – wurden in Dachau angemeldet.“1
„10. September: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof verbietet die vom rechtsradikalen ‚Institut zur Bekämpfung kommunistischer Menschenrechtsverletzungen’ für den Besuch des DDR-Staats-
ratsvorsitzenden Erich Honecker geplante Demonstration. Das Verwaltungsgericht München hatte zuvor ‚eine sogenannte ‚Mahnwache’ vor der KZ-Gedenkstätte in Dachau in einem Eilverfahren genehmigt.“2
„11. September: Aus Protest gegen Mauer und Schießbefehl an der Grenze der DDR stellen am Vormittag Mitglieder der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte auf dem Marienplatz eine Mauer mit Stacheldraht auf. Davor legen sie einen Kranz für die Opfer an der Mauer nieder. Passanten werden mit Videofilmen über die Situation an der innerdeutschen Grenze und über den Militarismus informiert, der den Menschen von Kindesbeinen an bis zum Greisenalter eingebläut wird. Ehemalige politische Häftlinge aus der DDR berichten über Menschenrechtsverletzung in diesem Staat. Am Nachmittag protestiert die ‚Gemeinschaft ehemaliger politischer Häftlinge – Vereinigung der Opfer des Stalinismus’ auf dem Marienplatz gegen den Besuch Honeckers. Dem anschließenden Demonstrationszug zum Sendlinger Tor folgen lediglich ca. 30 Personen.“3
1 Stadtchronik, Stadtarchiv München; Süddeutsche Zeitung 207, 1, 20, 24.
2 Stadtchronik, Stadtarchiv München; Süddeutsche Zeitung 208, 1, 10, 20, 24.
3 Stadtchronik, Stadtarchiv München; Süddeutsche Zeitung 209, 1, 20.