Flusslandschaft 1948
Ressentiments
„Am 22. Februar 1948 verlangte Josef Baumgartner bei einer Großveranstaltung der Bayernpartei im Circus Krone die »Säuberung« Bayerns von den hier lebenden 400.000 Preußen mittels eines bayerischen Staatsangehörigkeitsgesetzes. Außerdem müsse die bayerische Presse von »preußi-
schen« Lizenzträgern »gesäubert« werden. Am 13. Juli 1948 beantragte die Partei im Münchner Stadtrat, bei notwendigen Entlassungen bei der Stadtverwaltung in erster Linie Nicht-Bayern zu feuern. Der Bayernpartei-Funktionär Jakob Fischbacher war im Sinne des »Blutschutzgesetzes« von 1935 der Meinung, Eheschließungen zwischen Norden und Süden seien abzulehnen. Er hielt so etwas für »Blutschande«. Den Vogel schoß Baumgartner bei einer Veranstaltung seiner Partei am 9. November ab. Es war dies der zehnte Jahrestag der antisemitischen Pogrome vom 9. November 1938, zu denen Goebbels übrigens im Münchner Alten Rathaus aufgerufen hatte. Inwiefern dies in Baumgartners Unterbewußtsein eine Rolle spielte, ist natürlich unbekannt. Auf alle Fälle kündigte er ein »Entpreußifizierungsgesetz« an, sollte die Bayernpartei bei der nächsten Wahl in einer Stär-
ke in den Landtag einziehen, »daß sie es der schwarz-roten Koalition warm unter dem Hintern machen kann«.“1
1 Benedikt Weyerer in: Münchner Stadtanzeiger 14 vom 6. April 1995, 14.