Flusslandschaft 1989
Tierschutz
„25. April: Auf dem Marienplatz demonstrieren Tierschützer gegen medizinische Versuche. Allein in München gebe es 76 Institute. in denen mit Tieren experimentiert werde, mehr als 1 Million Tiere würden in Bayern im Jahr in Versuchslabors getötet.“1
Im Haus des Münchner Tierschutzvereins an der Riemer Straße 270 liegt eine Unterschriftenliste aus. In einer Erklärung heißt es: „’In unserer zivilisierten Gesellschaft hat das brutale Abschlachten wehrloser Tiere zum Zwecke der Volksbelustigung längst keinen Platz mehr. Der Tierschutzverein ruft daher mit Nachdruck alle Spanienbesucher auf, keinen Stierkampf anzuschauen, auch nicht aus purer Neugierde. Der Tierschutzverein wird alle Unterschriften an die spanischen Behörden weiterleiten.’ Die Unterschriftenaktion wurde durch die engagierte Tierfreundin Edda Kachkouli eingeleitet, spontan bewirkt durch die Ausstrahlung eines Stierkampf-Films im Bayerischen Fern-
sehen, gegen die auch der Tierschutzverein protestierte. Der Tierschutzverein: Der Stierkampf ist nicht nur eine grausame Tierquälerei, er ist auch ein ungleicher ,Kampf’, gegen den auch die spa-
nischen Tierfreunde zunehmend Sturm laufen. Der Stier wird schon Tage vor dem Kampf von der Weide genommen, in einen engen, dunklen Verschlag gesperrt und weder getränkt noch gefüttert. Die Hörner werden einige Zentimeter abgeschnitten, in den beschädigten Nerv schlägt man einen Splitter, um die starke Blutung zu stillen. Das Tier verliert durch die starken Schmerzen den Orien-
tierungssinn. Erst dann kann das Hauptdrama in der Arena beginnen.“2
(zuletzt geändert am 29.3.2020)
1 Stadtchronik, Stadtarchiv München; Süddeutsche Zeitung 96, 1, 5.
2 Münchner Stadtanzeiger vom 31. August 1989, 10.