Flusslandschaft 1990

Frauen

Die Wiedervereinigung macht ja das eigentlich provisorische Grundgesetz überflüssig. Drei Feministinnen überlegen sich, ob nicht in die zu erwartende neue Verfassung auch neue Verfassungsziele zu schreiben wären.1

30. April: Walpurgisnacht. Dreihundert bis vierhundert Frauen versammeln sich am Sendlinger Tor und ziehen dann, inzwischen auf fünfhundert angewachsen, durch die Stadt. Die Polizei beschützt vor allem Sex-Shops und Peep-Shows in der Bahnhofsgegend.

Am 16. Juni soll in Bonn eine zentrale Demonstration gegen den § 218 stattfinden. Um dafür zu mobilisieren, findet am 19. Mai auf dem Marienplatz eine Kundgebung mit dreihundert Menschen statt.

Eine vom Sozialreferat München 1990 herausgegebene Untersuchung stellt fest, daß in der Stadt 1.823 Frauen mit 1.267 Kindern obdachlos sind. Als Gründe für die nennt die Studie: Partner-
schaftskonflikte waren bei rund der Hälfte der Frauen verursachend für oder mitbeteiligt am Verlust der Wohnung. Dabei waren zwei Drittel dieser Gruppe brachialer Gewalt des Mannes ausgesetzt gewesen und körperlicher Mißhandlung, die auch Kinder nicht verschonte. Die Ent-
lassung aus stationären Einrichtungen — Psychiatrie, Haftanstalt, Heim — führte ein Viertel der Frauen direkt in die Wohnungslosigkeit.

Siehe auch „Ein einziger Trümmerhaufen“ von Carl-Wilhelm Macke.


1 Siehe „Frauen in bester Verfassung“ von Heide Hering.

Überraschung

Jahr: 1990
Bereich: Frauen

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