Flusslandschaft 1992

Wohnen

In den 80er Jahren schlossen sich Mietersprecher aus 31 Mietergemeinschaften zur „Arbeits-
gemeinschaft Münchner Mietersprecher“ zusammen. 1991 entwickelte diese Gruppe die Idee, zusammen mit anderen Mieterinitiativen und Mietervereinen eine Interessenvertretung der Münchner Mieter, den Mieterbeirat der Landeshauptstadt München zu gründen. Im Februar
1992 kann er mit Zustimmung des Stadtrats dann die Arbeit beginnen.

Nutzungsänderung, Abriss, durchgreifende Modernisierungsmaßnahmen, Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und auslaufende Belegungsbindungen im Sozialen Wohnungsbau. Des-
halb gehen in München zwischen 1988 und 1992 insgesamt 64.344 preiswerte Wohnungen verlo-
ren. Neu gebaut werden im gleichen Zeitraum nur 31.941 Wohnungen, davon knapp ein Drittel Sozialwohnungen. CSU-Stadtrat Gerhard Bletschacher unterschreibt ein Papier, das Vermieter zu mehr sozialer Verantwortung aufruft.1

Im Westend organisieren sich auch mit Unterstützung der neuen Stadtteilzeitung Westend Nach-
richten
Mieterinnen und Mieter gegen Spekulation und Luxussanierung. Bis 2010 findet sich in dieser Zeitung regelmäßig die Rubrik „Neues von der Spekulationsfront“.2

10. November: Günther N., Mieter in der Fürstenackerstraße, soll mit seiner Frau ausziehen. Einige Schikanen widerfuhren schon dem Ehepaar, aber dann kommts dick: »N. fand am Morgen die Türschlösser seines Mercedes-Cabriolets mit Sekundenkleber verstopft und konnte sich nur dank Zentralverriegelung über das Gepäckraumschloß Zugang verschaffen. Trotz des furchtbaren Gestanks im Fahrzeug fuhr er wegen eines Termins los, kehrte aber bald entsetzlich stinkend und mit brennendem Gesäß zurück. Ursache: Man hatte ihm Buttersäure auf den Fahrersitz gesprüht. Da auch dem Wagen seiner Frau eine ähnliche Behandlung zuteil geworden war, wurde die Polizei gerufen und A. als Hauptverdächtiger bezeichnet. Bei einer sofort vorgenommenen Durchsuchung entdeckten die Beamten auf dessen Terrasse, unter Kaminholz versteckt, einen Plastikbeutel mit einer noch gut zur Hälfte mit Buttersäure gefüllte Kunststofflasche und einer Spritze …«3 Das Ur-
teil: 60.000 DM Strafe.

4
Toilette im Feierwerk, Hansastraße 39 – 41 in Untersendling

(zuletzt geändert am 18.8.2025)


1 Siehe „Alles wird wieder gut“ von Ejo Eckerle.

2 Siehe „Für wen wird das Westend erhalten?“ von Peter Eberlen.

3 Süddeutsche Zeitung 214 vom 16./17. September 1995, 46.

4 Foto © Volker Derlath