Flusslandschaft 1993
Alternative Ökonomie
Nach dem kläglichen Niedergang der Neuen Heimat beginnt erst Anfang der 90er Jahre wieder eine Neubelebung der Wohnungsbaugenossenschaften in München. 1993 entsteht nach dem Vorbild der Wogeno in Zürich die Wogeno München eG, Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen. 2010 existieren in München wieder etwa vierzig Wohnungsbaugenossenschaften, die Wogeno hat 1.500 Mitglieder und besitzt fünfzehn Häuser mit knapp dreihundert Wohnungen.
Die Vollwertbäckerei K.O. Back G.m.b.H. in der Gundelindenstraße 1 in Schwabing wirbt mit dem Text von Trottoir : „I brauch koan Meister, i brauch koan Herrn, / i möchte nur noch mir selber g’hörn; / i hab a Hirn und hab zwoa Händ’ / und merk scho selber, wenn’s anbrennt.“1 Die Münchner Subkultur stützt sich auf viele selbstverwaltete Betriebe.2
1983 entstand LETS im kanadischen Vancouver und gelangte von dort nach England, Australien und Neuseeland. Ende 1993 kommt es in München an. LETS bedeutet Local Exchange Trading System und ermöglicht den geldlosen Tausch von Gegenständen und Dienstleistungen, ohne dass gleich ein Tauschpartner vorhanden ist. In einem zentralen Computer werden Arbeitsstunden belastet oder gutgeschrieben. Eine Arbeitsstunde entspricht zwanzig „Talenten“. Es ist der Versuch, jenseits von Banken, von Ausbeutung, Arbeitslosigkeit und Konsumterror ein selbstbestimmtes Leben zu führen.3
1 Stadtratte 16 vom Sommer 1993, 12.
2 Siehe „Kafe Kult über sich“.
3 Siehe „LETS München stellt sich vor“.