Flusslandschaft 1993

Kunst/Kultur

LITERATUR

Botho Strauß, vielfach gespielter Dramatiker, ist mit seinem Essay „Anschwellender Bocksgesang" in aller Munde.1 Einige Zeitgenossen argwöhnen, dass sich das Bildungsbürgertum Schritt für Schritt vom Projekt der Aufklärung entfernt und sich zunehmend nach Rechts orientiert. Dabei mache der raunende Zeitgeisat sehr wohl auch gute Geschäfte: „Aber Botho! Du warst doch immer Mainstream. Ein halber Schritt voraus, aber mit genügender Verbindung zum Haupttroß, damit die Kohle vorgereicht werden kann. Nun ein kleiner Zwischenspurt, zu Syberberg aufgeschlossen und rechts raus in den Garten. Edel geplaudert und weise geworden. Zwischendurch die verehrten Opfer der gefallenen Kultleidenschaft Rassismus darauf hingewiesen, wer schuld ist: Antifaschi-
sten, Spötter und RTL. Super trendy. München — Norbert Heckner“2

BILDENDE KÜNSTE

Bildende Künstler finden nur selten günstige Ateliers in München. Das Kulturreferat versucht dem Mangel abzuhelfen. Aber wer von den vielen MalerInnen und BildhauerInnen bekommt nun ein Atelier und wer nicht?3

AKTIONEN

Für seine „Landmark I“, eine Protestaktion im Juli gegen den Flughafenbau München-Erding, sät Wolfgang Flatz auf Feldern in einer Größe von 100.000 Quadratmetern, die ihm betroffene Bauern zur Verfügung gestellt haben, ein Mahnmal aus Senfpflanzen. „Ich bin vergänglich“, kann jeder le-
sen, der später darüber fliegt.


1 www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681004.html

2 Der Spiegel 8 vom 22. Februar 1998, 12.

3 Siehe „Klinkenputzen als Kriterium für künstlerische Qualität“ von Christoph Stafflangen sowie „Nur künstlerische Quali-
tät war die Grundlage
“ von Siegfried Hummel.