Flusslandschaft 1994
Religion
Nach dem Zusammenbruch der Staaten des sogenannten „realen Sozialismus“ bröckeln nicht nur die Mitgliederzahlen in den traditionell sich kommunistisch nennenden Gruppen. Auch ihr Auf-
treten in der Öffentlichkeit nimmt ab. An ihre Stelle treten immer häufiger Unorganisierte, Auto-
nome oder Mitglieder von NGOs wie Amnesty International, Attac, Bayerischer Flüchtlingsrat etc. – Auch die Freidenkerbewegung, die sich traditionell der Arbeiterbewegung verbunden fühlt, hat es jetzt zunehmend schwerer. „Aufklärung“ ist nicht en vogue; okkulte und esoterische Strö-
mungen bekommen vermehrt Zulauf.1
Das Kultusministerium hat ein Interesse daran, dass sich möglichst wenig Schülerinnen und Schüler vom Religionsunterricht abmelden.2
„Kirchenaustrittsbüro // Aufgerufen, eingetreten, / freigestempelt, ausgetreten, / so, das hätten wir. // Die noch müderen Gesichter / der Wartenden eingesammelt, / gehen wir / irgendwohin, / ist doch ein Grund / zum Feiern. // Fehlt nur noch, / dass am Mariahilfplatz / die Glocken läu-
ten.“3
1 Siehe „Die braune Aura des New Age“.
2 Siehe „Von der Abmeldung zum Austritt“ von Johannes Glötzner.
3 Manfred Ach, Tellereisen und Luftschlangen. Lyrik & Cetera, München 1994, unpag.