Materialien 1963

Daß ich sehr rasch von Ihrer ...

freiwilligen politischen Entscheidung, in die Bundesoppositionspartei als Mitglied einzutreten, Kenntnis erhalten werde, nahmen Sie mit Recht an.

Da Sie in der „politischen Existenz“ Ihres bisherigen Lebens wohl weder während der Tätigkeit in den Jugendgruppen des „Tausendjährigen Reiches", noch später während der gesellschaftlichen Beziehungen zu Franz Josef Strauß und in den freundschaftlichen Unterhaltungen mit Erich Men-
de Gelegenheit hatten, mit marxistischem Ideengut Bekanntschaft zu machen, so erlaube ich mir, in der Anlage ein Buch über Karl Marx zu übersenden, das Robert Tucker, ein hervorragender Kenner des Psychopathen Marx (siehe Seite 180 des Buches!), geschrieben hat und meines Erach-
tens zum Besten gehört – ich kenne die einschlägige Literatur von Hegel, Engels, Lassalle, Bebel, Liebknecht, Lenin und Stalin sehr gut! – was in letzter Zeit über ein System veröffentlicht wurde, das in der Vorstellung von Sozialisten und Kommunisten im „irdischen Paradies“ enden soll.

Da ich nicht anzunehmen wage, daß in einem demokratischen Rechtsstaat ein geistig gesunder Arzt mit abgeschlossenem akademischen Studium sich nur aus Opportunismus freiwillig und völlig zwanglos den Grundsätzen der marxistischen „Bibel“ unterwirft, so hielt ich mich für verpflichtet, Ihnen ein wissenschaftlich ernst zu nehmendes Buch in die Hand zu geben, um Ihnen eine kriti-
sche Überprüfung der politischen Gedankengänge zu erleichtern, die wohl zu Ihrem Schritt Veran-
lassung gaben.

Es werden bei dem schauerlichen Parteihader, wie er uns in Presse, Rundfunk, Fernsehen, in Parlamenten und Parteiveranstaltungen alltäglich entgegentritt, nur allzuleicht – worauf es aber ausschließlich ankommt! – die weltanschaulichen Quellen vergessen, aus denen diese Gegensätze letztlich gespeist werden. So wollte ich es nicht versäumen, darauf aufmerksam zu machen, dass Marx es war, der 1848 zum Klassenkampf an das internationale Proletariat aufrief und den Schluß-
satz des kommunistischen Manifests prägte: „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“, und es ist sicherlich überflüssig, Sie daran zu erinnern, daß sich die Marxschen Archive wohlverwahrt im Besitz der „Deutschen Sozialdemokratischen Partei“ (SPD) befinden (Siehe Seite 224 des anlie-
genden Buches!).

Sollten Sie weiterhin an Ihrer bisherigen Tätigkeit interessiert sein. so bitte ich, marxistische Ge-
dankengänge einer „Gleichmacherei ohne Ende“ nicht auf den beruflichen Sektor der Kranken-
versorgung auszudehnen, weil die einzige Richtschnur unseres ärztlichen Handelns eben nur die „Salus aegroti“ sein kann.

In diesem Zusammenhang möchte icn auch nicht verschweigen, daß – aus verschiedenen Gründen – eine weitere so intensive Zusammenarbeit meinerseits nicht für besonders ersprießlich im Inter-
esse der uns anvertrauten Kranken gehalten wird.

Mit höflichen Grüßen
Georg Maurer


Abendzeitung vom 15./16. März 1969, 11.

Überraschung

Jahr: 1963
Bereich: CSU