Flusslandschaft 1997

Schwule/Lesben

In einer als Schwulentreff bekannten öffentlichen Toilette in München wird am 2. Februar ein Schwuler bei einer Razzia von Zivilpolizisten zusammengeschlagen.

Mitte der 80er Jahre entstand in New York ACT UP, the AIDS Coalition to Unleash Power. Auch in München gibt es ACT UP, das sowohl Minister Horst Seehofers Strukturmaßnahmen im Gesund-
heitswesen kritisiert, dann aber diese Kritik vor den Zuständen in der Dritten Welt als unwesent-
lich bezeichnet.1

Über 1.300 Sängerinnen und Sänger aus zehn Ländern singen an Pfingsten beim 9. Europäischen schwul-lesbischen Chorspektakel Various Voices auf fünfundzwanzig Plätzen in der Stadt. Das bayrische Fernsehen weigert sich darüber zu berichten, da Schwule und Lesben nicht in eine „ta-
gesaktuelle und politische Nachrichtensendung“2 passen. Zur gleichen Zeit berichtet das bayrische Fernsehen aber über fünfhundert Laienmusiker im oberfränkischen Wunsiedel.

Am 28. Juni demonstrieren 350.000 Schwule und Lesben aus der gesamten Bundesrepublik in Berlin für die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der heterosexuellen Ehe.

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Der Münchner Christopher-Street-Day (CSD) findet am 12. Juli auf dem Odeonsplatz statt. Motto „Mir san mir – mir san queer“.

Am 10. Dezember endet die Amtszeit von Kreisverwaltungsreferent Uhl. Für Schwule und Lesben ein Grund zum Feiern.


1 Siehe Wiedenmanns „Das Ende der Solidarität“.

2 Zit. in Zeitung rosa liste münchen. Nachrichten der schwul-lesbischen WählerInneninitiative für München 18 vom Juli 1997, 1.

3 Schwules Museum, Berlin