Flusslandschaft 1998

AusländerInnen

Am 13. September werden der Landtag und die Bezirkstage neu gewählt, am 27. September findet die Bundestagswahl statt. Aribert Wolf von der CSU plakatiert: „Wer mehr Zuwanderung will, darf uns nicht wählen.“ Pro Asyl protestiert.1

In Bayern unterrichten nachmittags 236 türkische Lehrer insgesamt 11.173 Kinder in ihrer Mutter-
sprache. Ursprünglich war daran gedacht, dass die „Gastarbeiter“ und ihre Kinder Deutschland wieder verlassen würden; sie sollten ihre kulturellen Wurzeln nicht verlieren. Tatsächlich indoktri-
nieren die aus der Türkei geschickten Lehrer: „Die Nationalhymne gehört zum Unterricht, und die Kinder stehen auf, wenn der Lehrer den Klassenraum betritt. Das Weltbild, das die Pädagogen ihren Schülern vermitteln, ist von der Realität in deutschen Landen nicht angekränkelt. Im Lehr-
buch für Sozialkunde ‘Sosyal Bilgiler’ heißt es: ‘Der Vater muss für die Einkünfte der Familie sorgen. Die Mutter ist für den Haushalt zuständig. Sie wäscht die Wäsche, kocht das Essen und macht die Hausarbeit.’“2 – „Als ich als Lehrer im Jahre 1974 nach Bayern gesandt worden war, glaubte ich zuerst, dass das Lehrmaterial und Lernmaterial hier im Sinne des Deutschen Schul-
systems verwendet wird. Leider ist meine Erwartung bis heute nicht erfüllt worden, und ich habe meinen Glauben an europäischen Fortschritt und Demokratie beinahe verloren, da in Bayern Kinder mit rassistischen Parolen und Kriegsverherrlichung erzogen werden und türkische Rassenideologie des Kemalismus mit deutscher Hilfe gefördert wird. Ich habe die bayerischen Behörden bei jeder Möglichkeit über diese fundamentalistisch und faschistoid gesinnten Lehrer und Schulbücher und ihre Praxis bestens informiert, aber bin weder auf offene Ohren noch auf Verständnis gestoßen. München – Haydar Işik“3


1 Siehe „Nein zu Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, Nein!“.

2 Der Spiegel 43 vom 19. Oktober 1998, 86.

3 Der Spiegel 45 vom 2. November 1998, 14.