Flusslandschaft 1953
Frieden
Nach 1945 meinen viele, „wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nehmen will, dem soll die Hand abfallen“.1 Einige der zunächst friedlich Gestimmten gehen in die Politik und unterstützen den Kurs der Integration der Bundesrepublik ins westliche Lager. Damit ist die Wiederaufrüstung ver-
knüpft. Der erste Schritt dazu ist der EVG-Vertrag, der Vertrag der „Europäischen Verteidigungs-
gemeinschaft“. Am 10. Februar kritisiert der bayerische IG Metall-Vorsitzende Erwin Essl auf einer außerordentlichen Landesdelegiertenkonferenz des DGB scharf den Vorsitzenden Christian Fette, der sich für einen deutschen „Verteidigungsbeitrag“ ausspricht: „Die Gewerkschafter wollen in die-
ser Frage kein diplomatisches Ja und kein verklausuliertes Nein hören, sondern sie erwarten eine klare ablehnende Haltung … Es ist Aufgabe der Gewerkschaften, die Armut zu bekämpfen, nicht aber durch hysterische Angst vor einem Angriff der Bolschewisten sich in eine neue Aufrüstung treiben zu lassen, die alle Menschen daran hindert, ihren sozialen Verpflichtungen nachzukom-
men.“ In der abschließenden Resolution wird „auf Grund geschichtlicher Erfahrungen und den daraus abzuleitenden Erwartungen jeder deutsche Wehrbeitrag abgelehnt“.
1 So Franz Josef Strauß im Bundestagswahlkampf 1949, zit. in Der Spiegel 1 vom 21. Februar 2006, 140.