Flusslandschaft 2001

Gedenken

Im Frühjahr ist das „Erbe“ der 68er in aller Munde. Konservative fordern von angeblichen 68ern, die die Bundesregierung stellen, tätige Reue. Winfried Wolf stellt richtig.1

Am 12. März zeigt das bayrische Fernsehen den ersten Teil eines Films, der sich mit der Revolution in München 1918/19 beschäftigt. Weitere Teile folgen. Da der Verfasser dieser Zeilen sich über die-
se Zeit kundig gemacht und zu diesem Zweck auch einige Münchner Archive aufgesucht hat, stellt er fest, dass der Film Tatsachen nicht richtig wiedergibt und Zusammenhänge verfälscht. Sein Pro-
test äußert sich zunächst in einem Brief an den Bayerischen Rundfunk. Am 10. Juli kommt es auf Einladung des Archivs der Münchner Arbeiterbewegung in der Seidlvilla zu einer kontroversen Diskussion über den Film. Nach einer Aussprache in den Räumen des bayrischen Fernsehens in Freimann entscheiden die Verantwortlichen der Anstalt, den Film nicht mehr auszustrahlen.2

Gedenkfeier anlässlich des 56. Jahrestages der Befreiung des KZ Dachau am Sonntag, den 29. April: 10.45 Uhr: Beginn der Gedenkveranstaltung vor dem Krematorium; Marsch zum Appell-
platz; Ansprachen und Kranzniederlegungen vor dem Internationalen Mahnmal; 12.30 Uhr: Ge-
denkstunde an der ehemaligen SS-Erschießungsstätte Hebertshausen; es sprechen: 1. ein ehema-
liger sowjetischer Dachau-Häftling; 2. Ernst Grube; Kulturelle Umrahmung.

Dienstag, 8. Mai, ab 13.00 Uhr Mahnwache und Kundgebung zum Tag der Befreiung vom Fa-
schismus; 17.30 Uhr Prof.-Kurt-Huber-Platz, (Universität). Es sprechen: Peter Gingold (VVN/ BdA), Conrad Schuhler (Journalist). 19 Uhr: Ausstellungseröffnung „Betrifft: Aktion 3. Deutsche verwerten jüdische Nachbarn“ in der Uni mit Dr. Wolfgang Dreßen (Ausstellungsleiter) und Peter Gingold (Bundessprecher der VVN/BdA).

Bayernweiter Hiroshima-Aktionstag. „Beendigung der Atomtechnik weltweit – Kein Atomreaktor in den Isarauen!“ 6. August, 14.00 – 19.00 auf dem Marienplatz.

„Georg-Elser-Preis 2001 – Der Georg-Elser-Preis wird am 8. November 2001 zum ersten Mal ver-
liehen und zwar im Kleinen Sitzungssaal des Münchner Rathauses. Preisträger: Pfarrer Jürgen Quandt, Berlin-Kreuzberg für sein Engagement beim Kirchenasyl. Laudator: Justizsenator Wolf-
gang Wieland, Berlin. Hauptredner: Prof. Peter Steinbach, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin. Der Georg-Elser-Preis wurde gestiftet, um Einzelne auszuzeichnen, die sich durch Zivil-
courage, zivilen Ungehorsam und unerschrockenes Handeln gegen die herrschende Staatsgewalt hervorgetan haben. Menschen, die wie Georg Elser früh erkannt haben, „wohin die Reise gehen“ soll und sich mit aller Kraft einem herrschenden, zynischen, zerstörerischen Trend entgegenge-
stellt haben. Menschen, die ihrem Gewissen folgen, stellvertretend für die schweigende Mehrheit Verantwortung übernehmen, ja ihre Existenz aufs Spiel setzen, um das Schlimmste zu vermeiden, um als Recht Erkanntes gegen offiziell geltendes Recht durchzusetzen. Menschen, die trotz Globa-
lisierungseuphorie und Terrorismusangst zeigen, dass es möglich, ja nötig ist, gegen den Strom zu schwimmen, sich auf die Seite der Schwachen, Benachteiligten, Unterdrückten zu stellen und et-
was zu TUN. – Der Jury gehören an: Senta Berger, Schauspielerin – Heinz Birg, Zeichner – Man-
fred Maier, Elser-Arbeitskreis Heidenheim – Hella Schlumberger, Schriftstellerin – Gisela Schnee-
berger, Schauspielerin – Peter Steinbach, Historiker – Konstantin Wecker, Sänger. Verantwortlich für den Georg-Elser-Preis 2001: Hella Schlumberger und die Georg-Elser-Initiative München. Mit-
veranstalter: Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. Spender und Unterstützer: Kajo und Trixi Frings, Berlin; Günther Gerstenberg, Gudrun Köhl, Jens-Uwe Martens, Walther Seinsch und Karin Sommer, München. Moderation: Lisa Pfaffinger. Transparent Alfons Ostermeier. Zeichnung: Heinz Birg. Film: Alfred Filip, Creative Production, München. Fotos: Hella Schlumberger oder privat oder offiziell oder aus dem Film kopiert.“3

(zuletzt geändert am 1.2.2021)


1 Siehe Wolfs „Die Entsorgung der 68er oder: SPD und Grüne als Putztruppe des Kapitals“.

2 Vgl. Gerstenbergs „Bewegung, eingefroren. Die bayerische Revolution im Fernsehen“ In: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit 17/2003, Fernwald, 543 ff.

3 Hella Schlumberger (Hg.), Georg-Elser-Preis 2001, München 2001, 1. Siehe die Zeichnung und den Artikel „Drei Gründe, die mich zu Georg Elser gebracht haben“ von Heinz Birg.