Flusslandschaft 2001

Gewerkschaften/Arbeitswelt

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- Rundfunk
- Siemens

Angela Schmidt spricht zum Thema »„Mich regiert blanke Angst“ — Zur Realität extremer Gefühle in neuen Formen der Arbeitsorganisation«, Sabine Morgenroth spricht zum Thema »Kampagnen als Arbeitskampfmittel. Aufstand im Call-Center: Die Kampagne Citi-Critic« am 21. April in der Seidl-Villa.¹

DGB

„Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht mit Solidarität rechnen. Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“ donnert am 6. April Bundeskanzler Gerhard Schröder per Bild-
Zeitung ins Land, wohlkalkulierend, um Ressentiments gegen sogenannte „Sozialschmarotzer“ damit zu beleben.²

Am Ersten Mai nehmen bei der Demonstration und beim anschließenden Familienfest etwa 5.000 Menschen teil. Bei der Kundgebung sprechen Helmut Schmid, Christian Ude und der Bundesvor-
sitzende der IG Bauen – Agrar – Umwelt, Klaus Wiesehügel. Proteste gegen Schröder werden laut. Es geschieht aber auch Außergewöhnliches, das die Gewerkschafter erstaunt.³

RUNDFUNK

In Hamburg, München, Köln und Berlin finden am 29. März Warnstreiks von rund 1.400 Beschäf-
tigte bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die Gewerkschaften, darunter ver.di, wer-
fen den Sendern vor, die Gehaltstarifverhandlungen zu blockieren. Die Intendanten verknüpften die Verhandlungen mit der Forderung, die Betriebsrenten zu verschlechtern. Ein solches Junktim wird von den Gewerkschaften strikt abgelehnt.

SIEMENS

10. Mai: Die Restrukturierungspläne, mit denen die Siemens AG auf die Marktflaute im Telekom-
munikationssektor reagiert, gehen weiter, als noch vor wenigen Wochen mitgeteilt wurde. Die Ein-
sparungen werden nun auf 1,4 Milliarden Euro beziffert. Zusätzlich wird eine Ergebnisverbesse-
rung um 300 Millionen Euro anvisiert. 8.100 Stellen sollen wegfallen, 2.000 mehr als bisher vor-
gesehen.⁴

⁵

¹ Siehe http://www.gegenentwurf-muenchen.de/angst3.htm und http://www.gegenentwurf-muenchen.de/Morgenroth.htm.

² Dem Sozialdemokraten ist die Geschichte der eigenen Partei schnuppe. Sonst wüßte er, dass der Schwiegersohn von Marx, Paul Lafargue, in der Zeit des Sozialistengesetzes (1878 – 1890) im Parteiorgan „Sozialdemokrat“ in einer Artikelserie das „Recht auf Faulheit“ proklamierte. Kurz darauf erschien sie als Broschüre im Schweizer Exilverlag der SPD. Und Wilhelm Liebknecht meinte auf dem SPD-Parteitag 1890: „Nicht um zu arbeiten leben wir, sondern wir arbeiten, um zu leben.“

³ Siehe „McDreck München/Stachus besetzt“.

⁴ Siehe www.heise.de/newsticker/meldung/Siemens-von-Flaute-und-Preisverfall-gebremst-38466.html.

⁵ Grafik: Bernd Bücking. In: unsere zeit. Sozialistische Wochenzeitung 33 vom 17. August 2001, Essen, 4.