Flusslandschaft 2007

Armut

Armut versteckt sich; die Scham ist zu groß. Daher werden Betroffene in Berichten oft anonymi-
siert.1

Am Dienstagabend, 27. März, fahren sieben maskierte Mitmenschen in roten Kapuzenpullis in Münchner U- und S-Bahnen, auf dem Rücken mit dem Schriftzug die „Überflüssigen“ versehen, in den Händen Flugblätter und Schrifttafeln mit der Aufschrift „menschenwürde braucht mobilität – freie fahrt für alle“. Das Schöne ist: Die sieben „Überflüssigen“ sind behende, mobil und schnell, wie es das Kapital ja fordert, und – zack – blitzschnell sind sie wieder verschwunden, sodass jegli-
che Ordnungshüter ein Nachsehen haben.2

„Liebe MünchnerInnen und Anti-Hartz-ler, nachdem nun sogar der verhinderte Knacki und Groß-
reformator Peter Hartz sich von seinen eigenen Reformen distanziert, reicht uns der Marienplatz nicht mehr aus, um unsere moralische Entfernung zu Hartz IV auszudrücken. Deshalb lädt Sie die Münchner Montagsdemo für den kommenden Monrag 7. Mai (ab ca. 18:30 Uhr) herzlich ein zum monatlichen Anti-Hartz-Walking. Immer am ersten Montag des Monats tragen wir ab ca. 18:30 Uhr unseren leidenschaftlichen Protest gegen den Sozialabbau und die sog. ,Reformen’ gegen uns durch die Münchner Straßen. Vom Marienplatz zum Isartorplatz und zurück. Zuvor startet – wie jeden Montag ab 18 Uhr am Marienplatz – die Montagsdemo mit ihrem Wahrzeichen, dem ,offe-
nen Mikrofon’: Sagen & Hören, was Sache ist. Druck machen und Dampf ablassen. Gönnen Sie sich und Ihrer politischen Gesundheit diese halbe Stunde Bewegung in Ihrer Stadt, damit wir alle den aufrechten Gang nicht verlernen. Termine des Anti-Hartz-Walking in nächster Zeit: 7.Mai, 4. Juni, 2. Juli. Gemeinsam sind wir stark! Und laut: Geeignete Lärminstrumente bitte mitbringen. Wir freuen uns auf Sie. Wir sind laut, wir sind hier – bis zum Ende von Hartz IV! Mit solidarischen Grüßen, i.A. Bernd Haller, – imm initiative münchner montagsdemo …“3

Im Juni veröffentlicht das Sozialreferat zum sechsten Mal München sozial. Näheres ist unter www.muenchen.de/soz/daten abzurufen.

Am 30. Oktober, dem Weltspartag, protestieren die ver.di-Seniorinnen und -Senioren auf dem Stachus gegen Altersarmut.

A wie arbeitslose Akademiker oder anonyme Alkoholiker, B wie Borreliose-Selbsthilfeverein, D wie depressive türkische Frauen, E wie Eltern früh geborener Kinder, G wie Glaukom-Selbsthilfe, M wie Münchner Angstselbsthilfe oder Mobbing-Selbsthilfe, R wie Rheuma-Selbsthilfe oder russisch-
sprachige Diabetiker, … Z wie Zöliakie-Selbsthilfe. Das Selbsthilfezentrum ist zu finden unter www.shz-muenchen.de zu finden.

(zuletzt geändert am 16.11.2019)


1 Siehe „Mietervertreibung durch Hartz IV“ von Peter Eberlen; die Regionalen Sozialberichte 2007 geben einen Überblick über die 13 Sozialregionen in München: www.muenchen.de/Rathaus/soz/sozplan/sozzahlen_archiv.html#mucsozial. Der Armutsbericht des Sozialreferats für 2007 sowie die Entwicklung von Armut 1998 – 2007 ist abrufbar unter: www.muenchen.de/soz/daten.

2 Siehe „ + + + 7 überflüssige“.

3 Münchner Lokalberichte 8 vom 12. April 2007, 5.

Überraschung

Jahr: 2007
Bereich: Armut

Materialien