Materialien 1959
„Der Verbraucher ist der Dumme“
Es ist schon wirklich kein Wunder, dass die bayerischen Hausfrauen über die derzeitigen Lebensmittelpreise empört sind. Während zum Beispiel die Münchner Hausfrau im vorigen Jahr für 1 kg Schweinefleisch (Kotelette) noch 6,50 DM bezahlte, hat sie jetzt 7,23 DM auf den Ladentisch zu legen. Im September vorigen Jahres konnte die bayerische Hausfrau das Kilo Kalbfleisch um 5,52 DM kauten; im September dieses Jahres musste sie dafür um 65 Pfennig mehr ausgeben. Nicht besser geht es ihr mit dem Rindfleisch (Schmorfleisch), das innerhalb eines Jahres um 57 Pfennig pro Kilo gestiegen ist. Beim Kochfleisch vom Rind beträgt der amtlich errechnete Preisunterschied 45 Pfennig.
Aber es sind nicht nur die Fleischpreise, die Ärger und Kummer machen. Gerade in den letzten Tagen sind die Butterpreise enorm geklettert. Selbst in den sonst recht preiswerten Lebensmittelfilialunternehmen wird ,Deutsche Markenbutter’ mit 1,90 bis 1,95 DM je halbes Pfund verkauft. Der Preis dafür betrug im Vorjahr in den teuersten Einzelhandelsgeschäften 1,73 DM.
Und mit Recht ist der bayerische Verbraucher über die diesjährigen Kartoffelpreise erregt. Im September stand der Preis für 5 Kilogramm Kartoffeln auf 1,30 DM; im vorigen Jahr zahlte man dafür in Bayern noch 92 Pfennig. In der ersten Oktoberhälfte gar musste die Münchner Hausfrau für 10 Pfund 1,48 DM hinlegen. Der Preisunterschied zu 1958 macht 49 Pfennig aus.
Es ist wirklich zu verstehen, wenn sich die Hausfrauen Luft machen. „Angegangen ist es mit den Wurst- und Fleischpreisen“, meint die Hausfrau Maria Sch. Ja, so war es. Die Metzger hier – und die Landwirte dort. Beide haben sie ihre Unschuld beteuert und sich gegenseitig den „Schwarzen Peter“ zugespielt, dabei aber kräftig die Preise hochgetrieben. „Mein Mann muss schwer arbeiten, da kann ich ihm nicht nur Kartoffeln hinstellen. Ganz davon abgesehen, dass die auch so unverschämt gestiegen sind. Ja, der Landwirtschaft wird immer gleich geholfen, da gibt es immer gleich Kredite. Den Verbraucher kann dagegen ruhig der Hund beißen, er ist der Dumme!“
Metall 22 vom 4. November 1959, 5.