Materialien 1964

Bei der Aktion ...

gegen den kongolesischen Ministerpräsidenten Tschombé, 1964, die, wie Peter Schult schreibt „das Zeitalter der Petitionen und Appelle, der Osterhasenmärsche und Resolutionen beendete“, habe ich mitgemacht.

Wir waren ein Häuflein von ca. zehn Akteuren und hatten erfahren, dass Tschombé um eine bestimmte Zeit im Bayrischen Hof absteigt. Also nix wie hin und ’n Flugblatt verteilt: Was hat der Mörder Tschombé in der BRD zu suchen? Unser Schlachtruf war: Mo le le Mo le le (kongolesich); Tschombé tot, Tschombé tot. Als die Bullen kamen, liess sich ein Teil aufschreiben; der andere verdünnisierte sich; ich suchte schnellstens eine Kirche auf. Der Tipp, zu welcher Zeit der Tschombé im Bayrischen Hof aufkreuzen wird, kam übrigens von der Gruppe der Rätesozialisten um den Kriegsblinden Rolf Gramke, der, südamerika-revolutionserfahren, sich schon 1963 vom Käsevertreter bis zum Studienrat in Marx, Psychoanalyse und Rhetorik schulte und sich vom Kurs der KPD/antik distanzierte, später auch versuchte, in anderen Städten Gruppen aufzubauen!

Wenn Kunzelmann sich auch später von Gramkes Gruppe wieder trennte (Gramke: James Bonzelmann), hat er nicht zuletzt unter diesem Einfluss bereits 1965 an Arbeiter gerichtete Flugblätter vor Münchner Grossbetrieben verteilt.

Als ich am 15. Juni 1965 vor einer solchen Aktion bei Kunzelmann im Keller, Bauerstr. 24, übernachtete, fiel mir auf, wie ordentlich er seine Hose in den Hosenbügel einspannte; irgendwie hätte ich es von ihm anders erwartet.

Bernardo di Chocosi


Blatt. Stadtzeitung für München 99 vom 15. Juli 1977, 44.

Überraschung

Jahr: 1964
Bereich: Internationales

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