Materialien 1967
Leserbrief
… Wollte man solch absurden Forderungen der Humanistischen Union Rechnung tragen, so müsste man ja wohl konsequenterweise auch die Kreuze und sonstigen christlichen Symbole, ja auch alle anderen Symbole von Glaubensgemeinschaften, von den Kirchen, den Kultgebäuden, von den Ehrenmalen unserer Gefallenen entfernen, die Feldkreuze in unserer Landschaft und die Kreuze auf unseren Friedhöfen beseitigen. Unser Staat zwingt niemandem ein bestimmtes religiöses Bekenntnis auf. Es heißt aber doch wohl die Dinge auf den Kopf stellen, wollte eine offenkundige Minderheit, die sich unter dem menschenfreundlich klingenden Begriff Humanistische Union zusammengeschlossen hat, von der überwiegenden Mehrheit verlangen, dass diese sich der Diktatur einer solchen Minderheit beugt und ihr heilige und verehrenswerte Symbole beseitigt. Wohin es geführt hat, als das Kreuz aus dem öffentlichen Leben entfernt und durch du Hakenkreuz ersetzt wurde, haben wir ja erlebt, und es wird sich keine demokratische Partei finden, welche den Aberwitz einer solchen Forderung im politischen Raum unterstützt. Man darf in einer pluralistischen Gesellschaft mit Recht auch von einer Minderheit erwarten, dass sie mehr Toleranz gegenüber der Mehrheit aufbringt und nicht nur umgekehrt! …
Karl Weißhäupl
SPD-Landtagsabgeordneter und Staatssekretär a.D.
Süddeutsche Zeitung vom 22. April 1967.