Materialien 1968

Frauenkommune: Angstlust der Männer

(Aus Katrins unveröffentlichten Erinnerungen)

»Ich kenne einige der unendlich vielen Wohngemeinschaften in Berlin. Es ist immer das gleiche: Die Männer bestimmen was gemacht wird.

Wir zogen nach München. Ich bin in die Frauenkommune gegangen, weil ich nicht mehr Gerd’s Launen ausgesetzt sein wollte, weil ich eine Gruppe brauchte, um meine Verhaltensweisen weiter kontrollieren zu können.

Es war eine sehr berühmte Wohnung in der Türkenstraße 68a. Ein Kassenschlager1 der einzigen Jungfilmerin Deutschlands war darin gedreht worden. Die Türkenstraße war nicht nur das Zen-
trum der Jungfilmer, sie lag irgendwie immer in der Nähe von Orten, wo etwas los war … Uni, Akademie, TH, Astahaus. Immer schon auf dem Weg dahin traf man Leute, die einem Auskunft geben konnten über das, was lief. Der einzige linke Buchladen war um die Ecke links, der wichtig-
ste Kleidertrödler um die Ecke rechts. Eine Pizzeria war schräg über die Straße …

Die Türkenstraße lag auch im Brennpunkt der wichtigsten Lokale der Stadt: dem >Bungalow<, dem >Chez Margot<, dem >Minon< und dem >Europa<. Traf man dort niemanden … musste man eben die Nacht im >Simpl< oder im >Stop   In< überleben. An der Ecke war das Kino, in das man täglich gehen musste, um in Western-Krimi- und Actionfilmen zu lernen, wie man überlebte. Aber die Helden waren Männer. Wir identifizierten uns mit ihnen, um bei unseren >Helden< nicht draufgehen zu müssen …

Der Gang war mit königsblauem Teppichboden ausgelegt und alle Türen waren in derselben Farbe gestrichen. Von dort aus konnte man in jedes Zimmer gehen, außer in das von Mona. Im Gang stand das Telefon. Man konnte aber nur telefonieren, wenn man zwanzig Pfennig einwarf. Die Kasse war aber meist aufgebrochen … so war das Telefon oft abgestellt. Peter hielt es für wichtig, sich für seine Emanzipation zu kriminalisieren. So hatte er kühn bei unserer Telefonkasse angefangen … Peter bolzte hin und her. Er bumste nicht nur Frauen, er bumste alles, was irgendwie in seine Nähe kam …

Das Küchenproblem stellte sich jeden Tag neu. Wir nahmen es nicht hin, dass wir den Besuchern und Männern als eine Art Hausgehilfin schöne Stunden machen sollten. Bei Peter blitzten wir meistens ab, für ihn waren die Unappetitlichkeiten, mit denen er die Wohnung überzog, ein bewährtes Repressionsmittel, um uns einen >bourgeoisen Putzfimmel< anzuhängen. Er verließ immer ostentativ die Küche, wenn wir anfingen aufzuräumen oder zu kochen. Er war sofort wieder drin, wenn das Essen fertig war. Wenn er merkte, dass es nichts mehr zu tun gab, griff er sogar zum Handtuch und trocknete den allerletzten Topf ab, aber nur, wenn er merkte, dass sein Stern gerade im Sinken war. Dann wurde er sanft und friedlich, redete über die Black Panther und dass wir uns doch alle schwarz anziehen sollten …

Er war sicher der schönste Kommunarde Deutschlands. Bei ihm war alles schwarz und aggressiv … Einmal fragte er mich vor allen in der Küche, ob Gerd oder er der schönere sei …

Zur Ökonomie in der Türkenstraße trug er nur etwas bei, wenn er wollte. Meist wollte er nicht, denn er hatte fast nie Geld. Wenn doch, knallte er es auf den Tisch. Wie alles, was er produzierte: Aggressionen, Einfälle, Theorieansätze, alles wurde uns einfach so vor die Fresse geknallt …

Konrad trägt Sachen, die eigentlich nicht zusammenpassen, grünen Samt und rotweißgepunktete Seide. Er meint, er mache das absichtlich, um nachzuweisen, dass er kein bürgerlicher Dandy sei. In Wirklichkeit ist er das durch und durch. Er fühlt sich erst wohl in Kleidungsstücken, die seine tragische Heldenrolle unterstreichen. Er musste immer Dinge erledigen, meist unwichtige wie Kabel für die Lautsprecher besorgen … Beim Schlichten von Streitigkeiten oder dem Beschaffen von Geld war er sehr unorthodox …

Es gab überhaupt nur ganz vage Ansätze von gemeinsamer Ökonomie. Man benutzte das Bad gemeinsam, auch die Waschmaschine. Man teilte die Strom- und Telefonrechnung durch die Anzahl der Bewohner, aber zahlen tat nur, der wollte. Meist erledigten das Heidi, Mona und ich .. Sehr oft nahmen dafür Besucher einen Hunderter mit. Es fühlte sich niemand verantwortlich … Mona und ich zogen oft gemeinsam los, versetzten Kleider und Bücher, wurden wegen der geringen Summen aber in der Kommune verlacht, obwohl sie wieder für Tage den Kühlschrank füllten … Männer, die von außen kamen, wollten vögeln oder sie bemitleideten die Männer, die bei uns wohnten. Sie meinten, wir wären ein unkoordinierter Haufen, dafür waren sie es, die Terror machten und Chaos stifteten. Wir brachten es nur ganz selten fertig, uns dagegen zu wehren, wir waren zu gutmütig … Wir schafften es nicht, die Schmarotzer zum Arbeiten zu bewegen … Überall setzten sie sich mit ihrem Theoriegeschwätz fett in den Mittelpunkt und wenn man sie auf schmutziges Geschirr ansprach, schrieen sie etwas von Ausbeutung. Sie meinten damit, wir würden sie geistig ausbeuten und gleichzeitig mit unseren repressiven Aktivitäten kaputtmachen. In Wirklichkeit sahnten sie nur ab …

Ich habe von keiner Gruppe je soviel über Solidarität und Revolution gehört und so wenig dabei verwirklicht gesehen. Trotzdem war ich sehr gern in der Kommune. Konrad konnte dort nicht so einfach mit mir umgehen, wie er wollte. In der früheren Wohnung hatte er mich oft beschimpft. Ich hatte mich dann verkrochen, Haferflocken mit Milch und Erdbeeren in mich hineingestopft und gelitten.

In der Türkenstraßenkommune hatte sich das Verhältnis umgedreht: ich hatte immer jemanden auf meiner Seite, manchmal sogar die Frauen der ganzen Wohnung, und er stand allein da. Denn Peter kannte das Wort Solidarität nicht. Er war ein psychisch kaputter Frauenbumser, der Konrad nur zum Intrigieren brauchte.

Wenn Konrad die Lage der Kommune nicht passte, muffelte er. Das war seine Methode, sich in den Mittelpunkt zu spielen. Er heftete Zeitungsausschnitte an den großen Schnörkelspiegel im Gang und war sehr verletzt, wenn niemand darauf einging … er wollte immer verstanden, toleriert und geliebt werden. Er war selten zärtlich zu mir, weil er niemanden sah, der es so machte. Die Stimmung in der Kommune war oft so unerotisch, dass ich mich erst in unserem Zimmer davon erholen musste …«

Katrin: »Ich glaube, dass ich durch die Zeit um 68 und die Frauenkommune die Kraft gekriegt hab’ oder sie entwickelt hab’, gegen den Strom zu schwimmen, zum Beispiel seit 1979 Filme über den deutschen Faschismus zu machen, die eigentlich keiner sehen will. Oder die Kraft, anders zu sein, gegen Herrschaftsideologien anzugehen, seinen eigenen Kopf zu haben, nach den eigenen Gefühlen zu gehen und zu wissen, dass das, was man tut, richtig ist. Auch wenn es keinen schnellen Erfolg verspricht.

Mona: Ich hab’ mich immer als Antiautoritäre bezeichnet. Ich bin stolz darauf, in keiner der Roten Zellen oder K-Gruppen gewesen zu sein.

Katrin: Kannst du das Sticheln nicht lassen?

Mona: Mir waren politische Parteien schon immer suspekt, das ist vielleicht ein Relikt anarchistischen Behauptungswillens oder einfach Eigensinn. Anti-autoritär, ja. Gegen wechselnde Autoritäten, gegen verkrustete Strukturen. In der Politik und im Privatleben. Die man spielerisch auflösen sollte. Das hat auch was Politisches. Da ist Spiel dann eine Form von Politik.

Katrin: Ich habe mich sowohl als anti-autoritär bezeichnet als auch als Teil der außerparlamentarischen Opposition gesehen. Ich denke, dass Opposition zu herrschenden Strukturen gerade in Deutschland und gerade jetzt, wo die Neonazis wieder die Bühne betreten, außerordentlich nötig ist. Weil bei uns der Faschismus ja noch im Kopf, im Herzen und in den Gefühlen steckt. Es müsste endlich mal in den Familien ehrlich über den Faschismus geredet werden. Diese total unpolitische Erziehung der Jugendlichen heute, das kommt mir vor wie ein extra inszeniertes Spiel.

Mona: Genau. Und wo wird gekürzt? Im Bildungs- und Erziehungsbereich. Dabei kommen wir nur so an die Leute ran. Nur so können wir ihnen was vorleben oder gemeinsam mit ihnen neue Gesellschaftsvisionen entwickeln. Es gibt nämlich keine Utopie mehr von der Gesellschaft, das ist die Crux. Die Leute laufen – so ganz utopielos – ihrem Geld oder ihrer Arbeit hinterher, wenn sie denn eine haben«.

Im Winter 68/69 hatten sich Katrin und Mona in der Rechtshilfe kennen gelernt, kurz darauf zieht Mona in die Frauenkommune in der Türkenstraße 68A ein. Im Sommer 69 folgt Katrin. Fast ein Jahr leben sie mit vier anderen Frauen, deren Kindern und Freunden zusammen, ohne Programm, ohne Hausordnung. Sie sind heute noch befreundet und halten diese Zeit für die vielleicht wichtigste ihres Lebens.

Katrin: »Das Emanzipatorische war für die damalige Zeit etwas Ungeheuerliches. Dass sich Frauen zusammentaten und Spaß hatten. Die Frauenkommune war in keiner Weise dogmatisch.

Mona: Die Diskussion ging eher nach innen.

Katrin: Was manchmal durchaus in Selbstzerfleischung enden konnte.

Mona: Ja, aber wir lernten so, uns in Frage zu stellen. Die Männer waren ja damals wie heute berufs- und studienorientiert, während wir unsere Lebensformen gelebt und diskutiert haben. Die Männer haben sich da immer rausgehalten.

Wenn man jetzt so zurückschaut, nach 25 Jahren, sieht man, dass viele Männer leider auf der Ebene des psychischen Analphabetentums stehen geblieben sind, das heißt gesellschaftlich auf der Strecke geblieben. Während wir doch gelernt haben, Beruf und Lebenswelt, innere und äußere Emanzipation auch kritisch zu diskutieren.

Katrin: Was wir heute noch tun.

Mona: Ja. Wir haben ja schließlich auch das Bedürfnis, hin und wieder mit einem Mann zusammenzusein und damit werden wir unmittelbar zu Betroffenen. Was ich sagen will: Wir sind nicht die besseren Menschen, aber wir sind die, die sich bei allem mehr in Frage stellen.

Katrin: Die Frauenkommune war die Reaktion auf die Doppelmoral der 50er Jahre, dieses unpolitische >Schaffe, schaffe, Häusle baue< und die Reste der faschistischen Kleinfamilienideologie: Frau zuhause, gebiert, ist folgsam, Mann hat in der Welt was zu tun.

Dass da auf einmal Frauen waren, die studiert haben, selbständig sein wollten, aber keinen Widerspruch sahen zu seiner Frau mit Kindern, das war im klassisch anti-autoritären Sinn ein Aufbrechen des Althergebrachten. Dass jede normale Hausfrau das nachmachen konnte, das war das Gefährliche an unserem Modell.

Mona: Dass man nicht mehr zynisch Beruf und Leben trennte, sondern versuchte, für eine Zeit zumindest, es zusammenzutun. Das Alltägliche: Reden, Schlafen, Aufstehen, Beziehungen Anknüpfen mit dem Beruf zu verbinden, das führte zu neuen Lebensformen in wechselseitigen Verschränkungen.

Vorgeschichte

Katrin: Mein Vater war Bauunternehmer, hat sich aber sofort nach dem Krieg von meiner Mutter getrennt und mit einer anderen Frau zusammengelebt. Meine Mutter war Lehrerin und wir wohnten in einer Sozialwohnung. Alle vierzehn Tage musste ich zu meinem reichen Vater nach Stuttgart. So habe ich also mitgekriegt, wie leicht ein Mann seine Frau sitzenlassen kann und wie wichtig es ist, selbständig zu sein. Ich begann die Jagdgesellschaften des Vaters zu hassen wie alles, was mit Geld zusammenhing. Aus Protest trug ich Jeans und las, was herging. Düpierte meinen Vater mit meinem Wissen. Meine Mutter hatte mit vielen Künstlern Kontakt. Wir sind immer ins Theater gegangen und daher bezog ich auch meine Vorbilder.

Als ich in Tübingen begann, Kunstgeschichte zu studieren, gab es noch einige Naziprofessoren, aber es gab auch einen Ernst Bloch. Das war der Widerspruch. Ich ging also zu Bloch.

Und wurde politisch aktiv: Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze und das Betreiben des Studentenkinos. Da gab es den einen verbotenen Film >Besonders wertvoll<, den wir immer wieder illegal zeigten. Das waren so erste zaghafte Formen des Protestes.

Ich bin erst im Herbst 68 nach München gekommen, aus Berlin, um hier das große Latinum nachzumachen, das ich gebraucht hätte für meine Doktorarbeit. Daraus wurde aber nichts.

Mona: Wofür ich meiner Schule in Nordrhein-Westfalen immer noch dankbar bin: wir wurden durch sie politisiert. Wir machten Bildzeitungsanalysen, lasen Marx und andere Theoretiker. Ich hatte also schon Voraussetzungen, die es mir erleichterten, hier in München aktiv zu werden.

Durch meine Mutter, eine Bildhauerin, bin ich schon früh feministisch anpolitisiert worden. Es war für mich nie eine Frage, ob ich mich in Frauensachen engagieren sollte. Das war klar. Dass eine Frau selbständig zu sein hat, auch. Mein Vater war Bankkaufmann und zwischen seiner gesicherten Stellung und der relativ ungesicherten meiner Mutter entstanden immer Konflikte. Ich habe bis heute Schwierigkeiten mit dem Geld, auch wenn ich immer einen relativ gesicherten finanziellen Hintergrund hatte.

Katrin: Wir haben schließlich auch gejobt. Ich machte Gelegenheitsarbeiten bei Fotografen und Filmleuten.

Mona: Ich war in einer Nachtbar an der Garderobe, auf dem Flughafen als Bodenhostess und habe Werbefilmchen gemacht. Über den Studentenschnelldienst hatten wir unheimlich viele Möglichkeiten an gute Jobs, auch beim Film, ranzukommen.

Katrin: Ich habe meine ganze Bibliothek verkauft. Die Frauenkommune war nämlich wahnsinnig teuer. Weil so viele Leute kamen und geschnorrt haben.

Mona: Da kamen dann manchmal ganze Busladungen an, aus Berlin oder Hamburg. Lauter fremde Leute gaben sich die Klinke in die Hand, es ging zu wie in einem Bienenstock. Wir waren oft dem Nervenzusammenbruch nahe. Alles, weil wir so bekannt waren.

Katrin: Eine der ersten Frauenkommunen Deutschlands, wenn nicht gar die erste. Die Presse hat sich richtig auf uns gestürzt, >Twen<, >Newsweek<. Am Ende der Kommunenzeit war bei mir jedenfalls die Hälfte weg von meinem Besitz: Platten, Kleider … wir Frauen waren ein beliebtes Objekt zum Bestehlen.

Mona: Weil wir normalerweise alles geteilt haben. Es wurde alles vergesellschaftet, so nannte man das, Geld, Männer weniger, aber Kleider und Mobiliar.

Katrin: Weißt du noch, als die Uschi Obermeier und der Rainer Langhans bei uns gewohnt haben? Richtig niedergelassen hatten sie sich bei uns, residiert. Und wo wir normalerweise zwanzig Joghurt kauften, für alle, wer eben gerade Geld hatte, da kauften die sich gerade mal zwei und zogen sich damit in ihr Zimmer zurück. Wie das Modell des kleinbürgerlichen Spießerpaares innerhalb der Kommune. Sie waren kein bisschen großzügig.

Mona: Erzähl’ doch mal von dem Buch, das der Ferenczy von uns wollte.

Katrin: Das er auch bekommen hat.

Mona: Aber nicht veröffentlicht.

Katrin: Trotz aller Ghostwriter.

Mona: Weil es nicht schlüpfrig genug war. Der wollte Sexualerlebnisse von morgens bis abends, anders konnte er sich eine Frauenkommune offenbar nicht vorstellen.

Katrin: Und wir hatten uns ein paar Wochen zurückgezogen und unsere Erlebnisse mit höchsten theoretischen Ansprüchen niedergeschrieben.

Mona: Aus diesem Fachchinesisch sollte bei Ferenczy, nach dem Oswald Kolle etwas Griffig-Schlüpfriges werden. Klappte aber nicht. Drei Ghostwriterinnen hat er dabei aufgebraucht.« (lachen)

Die erste Rate von 5000 Mark hatten sie bekommen, die zweite dann nicht mehr.

Wie alles anfing: Umorientieren

Mona: »Ich kam 66 nach München und wohnte in der Amalienstraße. Seither kenne ich das Viertel hier. Wir trieben uns hauptsächlich auf der Straße herum, auf dem Weg von Kneipe zu Kneipe. Im Perkeokeller in der Elisabethstraße bin ich zum ersten Mal mit der sogenannten Subkultur, mit selbst- oder fremdernannten Revoluzzern in Berührung gekommen. Ich hatte vier Semester Theatergeschichte studiert, bin dann aber auf Soziologie umgestiegen, weil das andere zu unpolitisch war.

Ich war dabei, mich umzuorientieren, bin dann auch beim SDS gelandet, mehr so am Rande als Frau, die Schwierigkeiten hatte, sich da zu integrieren, mitzudiskutieren, mitzumarschieren.

Eine SDS-Splittergruppe hatte einen Keller in der Georgenstraße gemietet, um politische Strategien zu diskutieren. Da kam auf einmal eine Frauentruppe herein: die Adelheid Schuster-Opfermann, die Traudl Göschel, vielleicht auch die Gabi Fersch, ganz selbstbewusst traten sie da auf und bewarfen die vor sich hinschwadronierenden Genossen mit rosa Plastikschweinchen. Das hat mich sehr begeistert, ich war total berührt und affiziert von diesen Frauen, die sich um diesen hermetischen Riegel der Männergemeinschaft nicht zu kümmern schienen und einfach durch aktionistisches Verhalten auf sich aufmerksam machten.

Die Adelheid fiel mir durch ihr Äußeres auf: lange, dünne Figur, Minirock, schwarze Lackstiefel und feuerrote Haare, dazu stark geschminkt. Die sonstigen politischen Frauen hatten lange, strähnige Haare und Schlabberhosen.

Mir gefiel das Auffallende, Selbstbewusste besser. Ich besuchte die Frauen in der Kommune und zog selber im Winter 68/69 dort ein.

Katrin: Ich kam im Juni 1969. Da kannten wir uns aber schon von verschiedenen Aktionen her.

Ich war 68 nach München gekommen. Vorher hatte ich nur meinen Freund besucht, der in der Türkenstraße ein enges Zimmerchen im Studentenheim hatte, wo ich manchmal heimlich übernachtete. Da konnte man abends ab zehn Uhr nicht mehr aufs Klo und dann erst wieder mittags. Und die ganze Zeit musste man ziemlich heimlich tun.

Einmal haben wir beschlossen, gegenüber, in der Pension Stefanie zu übernachten und haben uns als verheiratet eingetragen. Damals gab es ja noch den Kuppelparagraphen und ich erinnere mich, wie die Frau uns am nächsten Tag angeschrieen hat und Theater gemacht, dass wir ja gar nicht verheiratet seien und sie die Polizei rufen würde.

Das hat man sich damals noch gefallen lassen. Später nicht mehr.

Wir waren jedenfalls bei drei wichtigen Besetzungen dabei: Der Rektoratsbesetzung, der Besetzung des Zeitungswissenschaftlichen Instituts und der der Kunstakademie. Bei der Rektoratsbesetzung tauchte die Frauenkommune auf, die Adelheid und die Mona. Die Mona war jedenfalls wahnsinnig gutaussehend, alle Männer waren hinter ihr her.

Mona: Wie hinter dir! Katrin kam jedenfalls in die Rektoratsbesetzung mit wehenden blonden Locken und einem Rotfuchs um die Schulter, das vergesse ich nie. Weil dieses Bild der mondänen, ins Rektorat einbrechenden Frauen und der um die Tische herumlungernden Revoluzzer, das war schon ein krasser Widerspruch.

Kleidung

Katrin: Du warst immer in schwarz und hattest diese tolle Lederjacke!

Mona: Das war ein abgeschnittener Ledermantel. In Abständen griffen wir aber auch in die Klamottenkiste mit diesen Kleidern aus den 20er und 30er Jahren, diesen voluminösen alten Kleidern, um die wir dann Pelze und wehende Tücher legten.

Die Kleidermode war sehr unorthodox. Sie wechselte von militärisch-stramm zu barock-ausufernd. Wir waren alle sehr gutaussehende Frauen, nicht das klassische Betschwester-Jungfrau-Maria-Blaustrumpfmodell. Die Katrin tendierte in ihrem Aussehen in Richtung Großfürstin.

Katrin: Quatsch! Wenn, dann in Richtung Schauspielerin aus den 20er Jahren, ein bisschen Bohème, aber nicht Großfürstin. Außerdem waren wir auch manchmal Bürgerschreck mit unseren alten Motorrad-Lederjacken – heut’ trägt ja jeder Depp so etwas! – oder den Nietenjacken. Das trugen Frauen damals nicht.

Männer

Katrin: Ich bin jedenfalls in die Frauenkommune, als ich meinen Freund mit dieser Rosi-Rosi, diesem Busenmodell da …

Mona: Die sich immer gern an unsere Aktionen rangewanzt hat mit ihren durchsichtigen Blusen.

Katrin: Genau, als ich die beiden zusammen im Bett fand. Da hab’ ich sie raus geschmissen und bin in die Türkenstraße gezogen.2

Mona: Ja, jeder hatte so seine früheren Erfahrungen. Im allgemeinen hatten die Männer große Angst vor uns. Angst, gepaart mit Respekt und der Lust, mit uns zusammenzusein. Ein merkwürdiges Gemisch, eine Art Angstlust, sozusagen. Aber ernstgenommen wurden wir schon.

Katrin: Was mir geblieben ist, ist meine Freundschaft zu Frauen, dass es viele Frauen gibt, die mich unterstützen und mir helfen. Es gibt andere, die mich total ablehnen. Das ist nicht allein aufs Geschlecht bezogen. Dass Frauen gut und Männer schlecht seien, darum ging es uns nicht.

Mona: Der erste Mann kam über mich in die Kommune, der Peter, einer der bestaussehendsten Männer der Szene, in den ich mich unsterblich verliebt hatte und mit dem ich locker-revolutionär liiert war. Er hatte schwarze Haare, schwarze Augen und ein schwarzes Auftreten.

Er lief in schwarzen Stiefeln umher, in engen schwarzen Jeans und mit einem Pistolenhalfter unter der Achsel. Ohne Pistole. Dieser Mann hat es irgendwie geschafft, in unsere Frauenkommune einzuziehen, was mir gar nicht recht war, weil ich mir schon dachte, dass das eine Menge Konflikte bringen würde.

Katrin: Hat es auch.

Mona: Wieso?

Katrin: Nur so.

Mona: Wir übten uns jedenfalls damals in Offenheit. Einmal versuchten Hanne, Peter und ich eine offene Dreierbeziehung: wir lagen zu dritt im Bett, schliefen aber nicht miteinander. Dann ging mir aber diese Form des Näherrückens auf den Keks, mein bürgerliches Herz schlug wieder durch. Ich flüchtete mich in mein Zimmer, bald darauf kam der Peter und wir lebten dann in den engen beiden Zimmern, die ich hatte. Aber nicht als enge Zweierbeziehung, sondern eher in einer offenen Gemeinschaft.

Der Peter brachte hin und wieder Mädels mit von der Straße und ich bewies meinen Mut, in einer Art von ideologischen Freiheitsrausch dadurch, dass ich sie akzeptierte.

Das waren durchaus ernstzunehmende Versuche, die nur nicht lange gut gehen konnten, weil sich dann doch das Besitzdenken in Liebesdingen nicht auflösen ließ, Gott sei Dank. Aber es waren Versuche, die zeigten, es ging auch anders.

Katrin: Die Frauenkommune war jedenfalls ein selbständiges Projekt von Frauen, nicht ohne Männer, aber wir bestimmten. Es lief unter unserer Leitung. Wie hatte das eigentlich angefangen?

Mona: Ursprünglich war das ja die Wohnung der Gabi Fersch, deren Mann, ein Architekt, ausgezogen war. Es war eine große Wohnung, 180 qm, so im Brigittestil eingerichtet, überall mit blauen Teppichen. Und blauem Velours. Ziemlich mondän, fand ich, für jemanden, der praktisch zwischen Apfelsinenkisten hauste. Die Traudl Göschel hatte ihren Mann verlassen, die Hanne lebte mit einem Studenten zusammen und die Adelheid stieß praktisch als Intellektuelle dazu. Dann ich. Dann du.

Ich entschloss mich peu à peu, meinen Privatbereich, meine sichere 15 qm-Wohnung in der Amalienstraße aufzugeben, mich zu >vergesellschaften<, zu >entprivatisieren<, das war ja damals ein ideologisches Konzept und zog dann mit meinen Möbeln in diese hochelegante Wohnung.

Katrin: Ich hatte vorher in Berlin schon in Kommunen gewohnt: der Kommune 1, Anfang 69 und der Kommune 2. Später 1970, nach der Zeit in der Frauenkommune, in der >Wieland-Terrorkommune<, wo der Bommi Baumann gerade ausgezogen war, also da wohnte ich mit meinem damaligen Freund, dem Gerd, einem Arbeiter und dem Georg von Rauch.

In der Frauenkommune hatte ich jedenfalls einen festen Freund. Der mich aber unbedingt immer mit anderen Frauen vergleichen wollte, deshalb präsentierte er mir immer wieder welche im Bett. Ich nahm das auf die leichte Schulter, habe mir dann eben einen anderen geholt. Vergalt gleiches mit gleichem.

Aber hinterher hatte ich einen Kater. Merkte, dass ich doch ungeheuer unter der Untreue meines Freundes gelitten hatte. Beschloss, das nicht mehr weiterzumachen. Was aber das Wichtigste war: dass man eine neue Offenheit für die Männer gekriegt hat. Für die, denen auch klar war, dass etwas an unserer Gesellschaft faul war und die es total chic fanden, auf männliche Privilegien zu verzichten. Aber in Wirklichkeit haben sie doch ihre Selbsterfahrung auf unsere Kosten gemacht.

Mona: Da denk’ ich auch an das Matratzenlager-Experiment: alle Wohngemeinschaftsmitglieder und assoziierte Männer, so hieß das, das waren die, die sich unorganisiert und unregelmäßig dazugruppierten, sollten auf diesem Matratzenlager eine Zeitlang leben, nicht miteinander schlafen, aber sich berühren. Neue Zärtlichkeit nannte man das, viel Berührung, viel Nähe. Das schlug aber schnell in Hass und Aggression um.

Aktionen

Mona: Die ersten Aktivitäten der Frauenkommune waren Rechtshilfeaktionen für eingesperrte Frauen, Prozessvorbereitung. Da haben wir mit dem Rolf Pohle zusammengearbeitet, der damals Rechtsreferendar war, da haben wir die Prozesse, die vor allem am Münchner Amtsgericht liefern vorbereitet. Da wurden Unmengen von Flugblättern und Bildmaterial verteilt.

Katrin: Weißt du noch das Flugblatt …

Mona: Zur Befreiung der Richter? Das ging davon aus, dass die Richter sexuell frustriert seien und sie deshalb so strenge Urteile gegen Frauen aussprechen würden. Wir hatten natürlich Reich gelesen und Marcuse. Im Flugblatt haben wir die Richter dann ausgezogen: nackte Richter sprechen Frauen frei.

Katrin: Aber wir haben auch die eigenen Freunde und Genossen als >sexuell frustriert< angegriffen. Es gehörte schon Mut dazu, gegen die Männer aufzumucken. Und den hatten wir.

Mona: Da war in Frankfurt die große SDS-Delegiertenkonferenz. Das war nach der Schweinchenaktion. Da haben Frauen wie die Helke Sander und die Mona Steffens, die haben den Krahl, so einen Unendlich-Bramarbasierer, mit faulen Tomaten beworfen. Da wurde zum ersten Mal richtig öffentlich nonverbal darauf reagiert, dass die Frauen immer und überall in die Statistenrolle gedrängt wurden und dass auch Sprache eine Grenze hat. Das hat bei mir und anderen Frauen viel ausgelöst.

Katrin: Die Geschichte mit Skotch. Wo es um eine Aktion ging und die Männer im Astagebäude stundenlang herumquatschten, ohne zu einer Meinungsbildung zu kommen. Wir wären nie auf die Rednerliste gekommen. Oder wenn eine Frau etwas sagte, guckten alle in die Luft. Einfach so, weg. Andere Frauen versuchten, sich Gehör zu verschaffen, wurden aber nicht angehört. Da haben wir uns gesagt: So, jetzt werden wir es denen mal zeigen, wie wir uns Respekt verschaffen! Dann sind wir auf Skotch los und haben versucht, ihm die Hosen herunterzuziehen.

Mona: Der lief im Kreis, ich weiß es noch wie heute, wir hinter ihm her, er wollte sich ja auch nicht so einfach die Hosen herunterziehen lassen. Es ging da mehr um eine symbolische Aktion. Er war ziemlich geschockt und seine damalige Freundin Linda de Vos auch.

Katrin: Frauen galten da nämlich mehr als debattierender Weiberhaufen, der über Rezepte redete, und den man nach Belieben vögeln konnte.

Bei der Rektoratsbesetzung jedenfalls, ich in der Fuchspelzjacke für 5 Mark aus Istanbul, hat plötzlich einer im Schrank des Rektors, Scheuermann hieß der …

Mona: Nomen est omen, wirklich.

Katrin: ein Megaphon entdeckt. Ich hab es in meinen Fuchs gewickelt und bin damit raus. Es hat uns später noch gute Dienste geleistet.

Mona: Ich hab’ da noch eine spezielle Aktion gemacht, eine, die mich innerlich befreit, aber nach außen hin ziemlich Empörung hervorgerufen hat: ich habe genüsslich auf den Sesseln des Rektors einige Zigaretten ausgedrückt. Die bürgerlichen Genossen waren aber noch nicht so weit, dieses Eigentum demoliert sehen zu wollen. Dabei ging es da nicht um einen speziellen Zweck, sondern um Tabuverletzung.

Katrin: Es ging um die Symbole der Herrschaft, und die wollte man zerstören. Die Rektoratsbesetzung war ja ein Protest gegen die geplante Hochschulreform …

Mona: gegen Verschulung und Technokratisierung. Was heutzutage Realität ist, dagegen wehrten wir uns damals. Die Professoren standen etwas ambivalent auf unserer Seite, weil es ja schließlich um ihre Pfründe ging. Und der Glotz – war der damals Syndikus? – der Peter Glotz tauchte immer wieder auf und versuchte zu vermitteln.

Knasterfahrung

Katrin: Dann kam die Besetzung des Zeitungswissenschaftlichen Instituts, dann die Frauenkommune und die Prozesse und auf einmal waren wir alle kriminalisiert. Nach der ZWI-Besetzung, Hausfriedensbruch war damals noch ein irrsinniges Vergehen, wurden wir, 120 Leute, in die Ettstraße gekarrt und die ganze Nacht eingesperrt. Ich war in einer Zelle mit der Brigitte Mohnhaupt und einer anderen, die später auch bei der RAF landete. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Behandlung durch die Polizisten diese Nacht nicht unerheblich dazu beigetragen hat.

Mona: Da finde ich, übertreibst du aber! Mich hätte nichts jemals in die Richtung RAF gebracht, trotz aller Zuspitzungen. Bei der Akademiebesetzung bin ich ja als erste inhaftiert worden und auch die ganze Nacht in der Ettstraße festgehalten. Ich habe das eher als einziges Happening betrachtet, es war total spannend. Ich hab’ nichts Besseres zu tun gehabt, als gleich die Wände zu bemalen. Dann kam aber die Wärterin und hat gedroht, mich in Einzelhaft zu stecken, da hab’ ich schon Muffensausen bekommen. Ansonsten bekam ich Liebesbriefe, Kassiber, vom Knast darunter, vom Männerknast. Auf Klopapier. Das war doch alles wahnsinnig spannend, oder?

Katrin: Ich kann das nicht alles so spielerisch sehen wie du. Wenn ich denke, wie sie mir meinen Freund, wir standen da bloß so rum am Buchgewerbehaus Ostern 68 und sahen, wie die Polizisten Latten und Gegenstände auf das Publikum schleuderten. Ich ha’ es mit eigenen Augen gesehen. Und meinen Freund, den Dietrich, wahrscheinlich weil er eine Lederjacke anhatte, er war nämlich total unpolitisch, den haben sie gegrabscht und in einem Polizeiwagen weggefahren. Das war der Tag, wo der Fotograf gestorben ist.

Oder findest du das ungeheuer spannend, wenn sie dir einen anderen Freund, den Konrad, einer der 18, die von der Uni Berlin relegiert wurden, für 3 Wochen in den Knast stecken, einfach weil er bei dir lebt?

Mona: Da hast du recht. Ich hab’ ja auch mal mit dem Reinhard Wetter zusammengewohnt, dem Politclown, den haben sie acht Monate nach Ebrach gesteckt in den Knast. Als er zurückkam, hatte er eine totale Angstpsychose, traute sich nicht mehr auf die Straße. Da hört der Spaß auf.

Katrin: Wo die Polizei nach der Besetzung des ZWI, in derselben Nacht um sechs Uhr früh vor der Wohnung meiner Mutter in Stuttgart steht und sie unter dem Gejohle der ganzen Straße abgeführt wird? Wo sie mich anhand eines Fotos identifizieren muss? Ich fand’ das eine Provokation.

Mona: Meine Mutter hat auch ganz schön gegen die Polizei gewettert.

Katrin: Meine Mutter hat jedenfalls total zu mir gehalten. >Was wollen Sie denn? Ist doch alles Theater!< hat sie zu den Polizisten gesagt, >außerdem kann meine Tochter tun und lassen was sie will!< Da war ich so 24, 25.

Also wirklich, unsere Mütter, das ist unsere Stärke!

Konsequenzen

Mona: Trotzdem haben wir uns gegen eine eigene Familie entschieden.

Katrin: Wir hatten in der Frauenkommune ja viel mit Kindern zu tun.

Mona: Wir nehmen unsere ganzen Erfahrungen hinein in unsere Arbeit. Du mit deinen Filmen, ich mit meinen Theaterstücken, wo es ja nicht um vulgär-feministische Standpunkte geht …

Katrin: Weißt du noch, als die Alice Schwarzer uns besuchte und so rein gar nichts wusste von neuen Lebensformen, kollektivem Denken und Handeln?

Mona: Ja … sondern um die Auflösung verhärteter Modelle und Strukturen. Wenn du mit Randgruppen arbeitest, sogenannten …

Katrin: Ich mach’ nichts mit Randgruppen.

Mona: Sogenannten sag’ ich doch!

Katrin: Ich mach’ was mit Minderheiten!

Mona: Insofern fühle ich mich auch als Minderheit.

Katrin: Meine Art von Filmen ist jedenfalls, auf Mißstände hinzuweisen und im kleinen Bereich etwas zu verändern. Seit Jahren mache ich Filme gegen Rassismus und Fremdenhass, die immer irgend eine Botschaft in Richtung Emanzipation transportieren. Und da war die Frauenkommune ein wichtiger Punkt meiner Entwicklung. Ich finde, die Entwicklung, die Veränderung, die wir in die Welt gebracht haben, war größer als die jeder anderen Generation.

Mona: Ich würde sogar sagen: wir haben einen gewaltigen Sprung nach vorn getan, was die Veränderung des Selbstbewusstseins der Frauen angeht. Junge Mädchen, so um 20, die von Studenten- und Frauenbewegung eher nichts wissen, operieren ganz selbstverständlich mit unseren Erfahrungen, bauen ihre eigenen auf den unsrigen auf. Insofern waren wir kleine Rädchen, aber wichtige Teile der Frauenbewegung. Wir und die anderen Frauen.

Katrin: Und wenn der Reich-Ranicki sagt, es gebe anständige Künstler, die wollten Geld und Karriere machen und unanständige, die wollten die Welt verändern, dann kann ich nur sagen: >Ich gehöre zu den unanständigen.<«

Katrin Seybold und Mona Winter.

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1 >Zur Sache Schätzchen< von May Spils.

2 Ergänzung: „Dazu eine interessante Begebenheit, die sich letzten November zutrug, nachdem ich Katrins und Monas Gespräch auf der Plattform entdeckte und den Absatz ‚Männer’ las. ‚Immerhin war Rosy Rosy (dieses Busen-Model) damals die erste Frau, die ’69 – bei der Berlinale – einen Regiebeitrag laufen hatte’, dachte ich hinterher und notierte dazu noch ein paar Sätze in der Art. Danach überlegte ich allerdings, ob ich das wirklich veröffentlichen soll, bis ich ein, zwei Tage später morgens aufstand und plötzlich Katrin vor mir sah, die eindringlich auf mich einredete, es nicht zu tun. Auch das Warum klärte sich dann bei einem ruhigen, lautlosen Gespräch, in dem wir in allen Punkten übereinstimmten. Natürlich interpretierte sie mein Verhalten damals als Verletzung und nicht, was es in Wahrheit war, wie jetzt, wo die Situation sich im Zusammenhang als Ganzes, von ganz neuer Perspektive aus betrachten ließ. Ich mein, so was passiert ja auch manchmal im eher meditativen Zustand mit vertrauten, befreundeten Seelen an einem anderen Ort im Diesseits, nur kam diese Verständigung diesmal eben aus dem Jenseits und war gleichzeitig im Jetzt sichtbar. – Bemerkenswert auch, dass ich in all den Monaten, die seither verstrichen, nicht auch nur die Sekunde des Zweifels an Katrins Erscheinung hatte! Schließlich ist sie mir nicht im Traum begegnet, sondern im Wachzustand, bei vollem Bewusstsein.“
23. Mai 2013, Rosy R. Heinikel


Hella Schlumberger, Türkenstraße. Vorstadt und Hinterhof. Eine Chronik erzählt, München 1998, 424 ff.

Überraschung

Jahr: 1968
Bereich: Frauen

Referenzen