Flusslandschaft 1968
Frauen
Ende der 60er Jahre beginnt der Aufbruch der Frauen.1 Die Münchner Frauenkommune in der Türkenstraße 68a in der Maxvorstadt ist vermutlich die erste in der BRD.2 Die Aktivitäten gegen den § 218 sind nur ein Teilaspekt. Gertraud Schmidbauer, die nur einige Monate Kommunardin ist, fällt ein vernichtendes Urteil.3
Brigitte L. arbeitet seit 14 Jahren in den Agfa-Kamerawerken und fungiert auch als Betriebsrätin. Ihr Mann ist darüber nicht glücklich.4
(zuletzt geändert am 26.12.223)
1 Siehe „Nabel der Welt“ von Rita Mühlbauer.
2 Siehe „Frauenkommune: Angstlust der Männer“ von Katrin Seybold und Mona Winter mit einem ergänzenden Kommen-
tar von Rosy R. Heinikel. – „Am Mittwoch, den 27. Juni 2012 ist Katrin Seybold gestorben. Sie wohnte in der Adalbertstraße 28, Ecke Amalienstraße, von uns wenige Meter entfernt. Widerspenstig, unbequem, auf den Punkt, sich der antiautoritären Revolte 1968 kritisch verpflichtet: nicht im dogmatischen, sondern im humanen Sinne, wohl wissend, immer, dass es ein oben und unten gibt. Mitfrau der Frauenkommune 1968 in München, solidarisch, kompromisslos den ProtagonistInnen ihrer und meiner, unserer Zeit gegenüber, Anpassung und Unterordnung für keinen gangbaren Weg haltend. Mir, uns von der Basis Buchhandlung ging das jetzt viel zu schnell, wir hätten gern noch einen längeren Weg mit Katrin gehabt, sie z.B. weiter auf den Filmfesten hereinrauschen und intervenieren gesehen … Diese Zeilen waren mir wichtig. In Erinnerung: Ingrid und die Basis Buchhandlung“ — P.S.: Ausschnitte aus der online-Presse: 2008 stellte Katrin Seybold ihren letzten Film fertig, die Dokumentation „Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose“. Da war Kartin Seybold noch einmal voll in ihrem Element und bei ihrem Lebensthema: dem Nationalsozialismus und dem Widerstand gegen ihn. Immer wieder drehte sie Filme über NS-Täter und vor allem über NS-Opfer, etwa ihr zentrales Werk „Es ging Tag und Nacht, liebes Kind“ 1981 oder „Mut ohne Befehl – Widerstand und Verfolgung in Stuttgart 1933 bis 1945“ aus dem Jahr 1994. – Die mit zahl-reichen Preisen ausgezeichnete, 1943 geborene Regisseurin starb am Mittwoch in ihrem Wohnort München. Das teilte die Akademie der Künste am Freitag in Berlin mit. Damit habe die Institution, deren Mitglied sie seit 1994 war, „eines ihrer engagiertesten Mitglieder verloren“, sagte Akademie-Präsident Klaus Staeck. „Sie sah in unserer Arbeit immer auch eine gesellschaftliche Verpflichtung.“ Siehe auch www.de.wikipedia.org/wiki/Katrin_Seybold.
3 Gertraud Schmidbauer und Reinhard Wetter, Zur politischen Ökonomie des Zusammenlebens. Arbeitspapier für die Evangelische Akademie Tutzing, München 1974. – „Sie selbst hatten keinen Dunst einer Ahnung davon, auf welchem so-
zialökonomischen Grundstrom sich ihr viel beachtetes Sozialexperiment ‚Frauenkommune‘ fortbewegte. Den Akteurinnen der 1968 in der legendären Münchner Türkenstraße, direkt hinter der Universität, gegründeten Frauen-Wohngemeinschaft ging es erkennbar und auch selbst eingestanden weder um theoretische Analyse noch um politische Praxis im Zuge des da-
mals schon überdeutlichen ‚weiblichen‘ Wachstums der Isarmetropole. Vielmehr ging es um eine Art Superstarpräsentation der jeweiligen Damen allein oder gemeinsam in ihrer bloßen Identität als Frauen. Eine damalige Sottise zur Frauenkommu-
ne lautete auch nicht ganz grundlos ‚mediengeil, aber politikenthaltsam’. Einzig die Politikwissenschaftlerin Gertraud Schmidbauer, die nach wenigen Monaten der Kommune den Rücken kehrte, nahm sich in einer ganzen Reihe von Analysen u.a. der politischen und ökonomischen Voraussetzungen neuer Formen des Zusammenlebens an. Vor allem identifizierte sie auch die vor der Olympiade besonders penetrante Selbstbespiegelung Münchens und die Instrumentalisierung des Vor-
alpenraumes für den Freizeit- und Naherholungsbedarf Münchens. Alles in allem waren die Münchner Frauenkommunar-
dinnen vor einem halben Jahrhundert gleichwohl die Vorhut derjenigen Wählerinnen, die im Herbst 2018 den Münchner Grünen bei den Landtagswahlen den bekannten Erdrutschsieg verschafft haben. Die Münchner Frauenkommune war aber auch der Prototyp einer heute im Linksmilieu vorherrschenden Art von Politik, die aus nicht viel mehr als einer ‚kollektiven narzisstischen Selbstprojektion‘ (Gertraud Schmidbauer) besteht.“ Albrecht Goeschel und Markus Steinmetz, Bayern: Frau-
enkommune München gegen die Männer-Regierungsbezirke, Bayern-Saga: Wie man am eigenen Erfolg scheitert – Teil 5 vom 23. Mai 2019, https://www.telepolis.de/features/Bayern-Frauenkommune-Muenchen-gegen-die-Maenner-Regierungsbezirke-4419850.html.
3 Siehe „Mein Mann liebt die Wirtschaft …“.