Materialien 1969
In Bayern herrschte Alarmstimmung
Der CSU-Landrat von Bamberg hatte die Parole ausgegeben: „Jeder Terror wird gebrochen!“ und Strauß kabelte an den bayrischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel: „Diese Personen benehmen sich wie Tiere, auf die die Anwendung der für Menschen gemachten Gesetze nicht möglich ist.“ Das Gefängnis von Ebrach wurde von der Polizei hermetisch abgeriegelt. Trotzdem demonstrierten ca. hundertfünfzig Anhänger der APO, darunter auch Genossen aus Italien, vor der Strafanstalt. Einen Tag später stürmten vierzig von ihnen das Landratsamt in Bamberg und warfen Akten aus dem Fenster.
Ebrach war der Beginn der Knastkämpfe in der BRD und für viele Teilnehmer, unter ihnen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thomas Weißbecker, Brigitte Mohnhaupt, Dieter Kunzelmann, Irmgard Möller, Fritz Teufel, Georg von Rauch, Rolf Heißler, Ina Siepmann u.a., wurde Ebrach zum Schlüsselerlebnis. Die Gründung der Roten Hilfe im folgenden Jahr war ebenso eine Folge dieses Kampfes wie der Beginn des bewaffneten Kampfes in der BRD.
Peter Schult, Zur aktuellen Krise in der Gefangenenbewegung, in: Autonomie. Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, Neue Folge Nr. 2/1979: Die neuen Gefängnisse, Hamburg, 21.