Materialien 1969

Leserinnenbriefe

Ich bin Mutter von vier Kindern, und ich habe meine Kinder alle katholisch erzogen. Das war auch manchmal nicht leicht, denn die Kirche macht es einem wirklich schwer. Aber als mir jetzt das underground-Heft mit dem Artikel „Verklemmte Apostel“ von meiner Tochter gezeigt wurde, bekam ich doch einen Schrecken, was diese Kirche sich noch leistet. Man muss sich vorstellen, was solche Geistliche erst Mädchen erzählen würden. Wenn Sie die Äußerungen der Priester richtig wiedergegeben haben, dann haben Sie auch mit dem Kommentar recht. Ich habe meinen Kindern gesagt, sie sollten am besten gar nicht mehr beichten gehen. Aber wenn sie’s tun, und einer erzählt ihnen solche Unverschämtheiten, wie sie Ihrem Reporter begegnet sind, dann sollen es mir meine Kinder erzählen, und ich werde den betreffenden Herrn anzeigen.

Angelika D.
8 München
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Darf ich Ihnen noch eine kleine Story schreiben, die mir neulich passierte, als ich beichten ging. (Es war das allerletzte Mal.)

Als ich den Beichtstuhl betrat, sagte der Priester „Ledig oder verheiratet?“ Ich war zu eingeschüchtert durch diese Frage und antwortete wahrheitsgetreu „Ledig“. „Also fangen wir gleich mit dem sechsten Gebot an, was anderes interessiert Euch Weiber ja sowieso nicht. Na, erzähl mal.“

Ich war immer noch wie vor den Kopf gestoßen und sagte, dass ich ihn eigentlich etwas anderes fragen wollte, wegen meiner Eltern. Da sagte er „Komm, Kindchen, tu nicht so, bei Euch liegt doch alles am Sex. Na erzähl schon.“ Jetzt erst erholte ich mich und sagte „Wenn Sie nicht davon aufhören, geh ich wieder.“ Da sagte der Priester: „Dann hau doch ab, und untersteh Dich und komm noch mal so nackt in die Kirche.“ Ich hatte einen Minirock an. Ich weiß von meinen Freundinnen, dass denen so ähnliche Sachen auch passiert sind. Vielleicht schicken Sie mal ein Mädchen in den Beichtstuhl.

Doris K.
8 München

underground. Das Deutsche Schülermagazin 6 vom Juni 1969, 5.