Flusslandschaft 1958

Frauen

Am 20. März demonstrierten Frauen mit einem Autokorso gegen die atomare Aufrüstung der Bundeswehr. — Am 2. April kommt es bei der gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr aktiven Weltorganisation der Mütter aller Nationen (WOMAN) zu einer Hausdurchsuchung und Beschlagnahmung der Barschaft. Das Amtsgericht begründet dies mit einer behördlich nicht genehmigten Spendensammlung. In München gilt die WOMAN als Arbeitskreis der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF).

Am 12. Juni protestieren tausend Frauen gegen die Atombewaffnung. Es sprechen Hildegard Brücher, Gertrud von Le Fort, Elisabeth Heimpel und Inge Aicher-Scholl.

Am 1. Juli tritt das Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau in Kraft. Es erweitert die Befugnisse der Ehefrau insbesondere im Familien-, Ehe- und Vermögensrecht. Es tastet allerdings die praktische Benachteiligung der Frau im Arbeitsrecht nicht an. Der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen ist erheblich niedriger als der der Männer.

„Gedankenloses Gerede — Viele jungverheiratete Frauen müssen in die Arbeit gehen, da der Mann nicht so viel verdient, um die Geldmittel für die neue Wohnung herbeizuschaffen. Abgesehen von dem Mietpreis von etwa l00 DM muss ja auch der in die Tausende gehende Baukostenzuschuss flüssig gemacht werden. Das Gerede vom hohen Lebensstandard des Arbeiters besteht zu Unrecht. In jedem Fall zurückzuweisen ist das gedankenlose Gerede: ‚Ja, die Frau geht halt auch in die Arbeit, damit ein schönes Leben zu führen ist.’ O. Reitberger, München“1


1 Metall. Zeitung der IG Metall für die Bundesrepublik Deutschland 25 vom 10. Dezember 1958, 15.