Materialien 1970
Schimpfen erleichtert
Ein Katalog von Beleidigungen
und wie teuer sie von Münchner Richtern gestraft werden
Vogelzeigen -
Verkehrs-Staatsanwalt Michael Stöcker stellte das Beleidigungsverfahren ein: „Mir tun die Autofahrer leid, die zuerst behindert werden, sich in ihrem Ärger an den Kopf fassen und dann noch aus Rache von dem anderen angezeigt werden.“ (AZ 15.12.70)
Leck mich am Arsch -
Jasmin behauptete einmal (am 3.8.70): „In Bayern ist das Götz-Zitat straffrei …“. Dazu sagt der Münchner Zivilrichter Hans Brunschlick: „Es kommt immer darauf an, welche Benimmformen man voraussetzen kann.“ Wie das gemeint ist, zeigen zwei Beispiele (nicht aus München). Ein Hamburger Offizier ladet einen Gastwirt ein: 30 DM Strafe. Ein Düsseldorfer Bauunternehmer sagt es zu seinen griechischen Erdarbeitern: straffrei.
Für einfache Beleidigungen sieht das Strafgesetz Geldstrafen von mindestens 5 DM vor. Und so haben Münchner Richter entschieden:
„Bazi, verdruckter“ – 80 DM
„Der Staatsanwalt ist ein Lackel“ – 100 DM
„Sie spinnen“ – 100 DM
„Saupreiß“ – 100 DM
„Schnösel“ – 120 DM
„Loas“ – 150 DM
„Hergelaufener Flüchtling“ – 200 DM
„Blöde Kuh“ – 200 DM
„Idiotische Polizeihostess“ – 200 DM
„Hure“ – 250 DM
„Bauernfünfer, gscherter“ – 250 DM
Wurf mit einem Ei (Studentin trifft einen Professor) – 300 DM
„Blöder Hund“ (mit Vogelzeigen) – 300 DM
„Sie Lehrbub“ (Autofahrer zu einem Polizisten) – 400 DM
„Hammi auf der Woad“ – 500 DM
„Sau“ (Musiker über den Dachauer Oberbürgermeister) – 500 DM
Blatt. Stadtzeitung für München 26 vom 28. Juni 1974, 6.