Materialien 1972

Stoppt die Fahrpreiserhöhung!

Aktion Roter Punkt

Die täglich unverhohlene Ausbeutung der werktätigen und studentischen Massen in der Bundesrepublik ist für diese zu einer offenliegenden Tageserfahrung geworden. So darf es nicht wundern, dass die Forderungen an den Geldbeutel dieser absoluten Mehrheit der deutschen Bevölkerung in immer erschreckenderem Maße und immer klarerer Art und Weise wachsen. Mieten, Steuererhöhungen, Preise. Sollte das Verkehrschaos in München jeden einigermaßen logisch Denkenden zu dem Schluss bewegen, öffentliche Verkehrsmittel zu fördern und deren Benutzung attraktiv zu machen, so verfügen unsere sogenannten „Vertreter“ scheinbar nicht über diese Logik. Sie haben eine andere Logik, eine Logik, die der Berechnung einer kleinen Minderheit entgegenkommt, den Interessen der breiten Mehrheit aber entgegengesetzt ist. Die von der Stadt München beabsichtigte Fahrpreiserhöhung für städtische Verkehrsmittel ist nichts anderes, als dass die breiten Bevölkerungsschichten, vor allem Werktätige und Studierende die von den Großunternehmen zur Schmälerung des Lohns diktierter Baupreise, die jetzt sogar den weiteren Ausbau des U-Bahnnetzes gefährden, bezahlen sollen, nachdem diese Großunternehmen zeitlebens ihren Kapitaleignern Riesenprofite aus der Arbeit derjenigen erbracht haben, die nun für diese Ausbeutung auch noch bezahlen sollen.

Die Fahrpreiserhöhung in Zahlen: Statt bisher 80 Pf für Einzelfahrt künftig 1 DM; statt bisher 66/ 2/3 Pf. für eine Einzelfahrt bei Drei-Fahrten-Karte jetzt 90 Pf. für eine Fahrt. Die Mehrfahrkarte wird dabei um 35% teurer. Neu eingeführt wird eine Kurzstreckenfahrkarte, die nur für ein paar Haltestellen gilt, die einzeln 70 Pf. kosten soll. Kinder werden künftig schon ab 4 Jahren bezahlen müssen, statt bisher ab 6 Jahre. Die Rentner kommen wieder sehr schlecht weg, ihre Monatsfahrkarte erhöht sich um 37 % auf 15.-DM, während sie bisher „nur“ 11.-DM zahlten.

Noch härter als die Gelegenheitsfahrer soll die große Masse der Zeitkartenfahrer ran. Bei diesen Zeitkarten (5-Tage-Monatskarte und 7-Tage-Monatskarte) erhöhen sich die Preise sehr unterschiedlich, da eine Einteilung der Stadt in Zonen erfolgt, die zu vier Ringen zusammengefasst sind. Die Fahrpreiserhöhung bewegt sich hier in Steigerungsraten von 3 % bis 110 %. Ein gesonderter Erhöhungsplan wird noch von uns herausgegeben werden.

Aber schon diese Angaben genügen, um klar zu machen, was uns erwartet. Sehr, sehr viele unter uns haben nun endgültig die Nase voll. Sie wollen nicht mehr untätig diesem Lohnraub zusehen, dieser elenden Preistreiberei, die sich zu einer endlosen Schraube entwickelt hat. Die Arbeiter-Basis-Gruppen Münchens haben für die Betroffenen die Aktion „Roter Punkt“ ins Leben gerufen, die jeden zur Mitarbeit ermuntert. Diese Aktion hat schon jetzt eine Massenbasis geschaffen und wird nun um eine Stelle in der HfP erweitert.

Kommilitonen! STOPP DIE FAHRPREISERHÖHUNGEN!


Kritische Politik. Informationen der Studentenschaft an der Hochschule für Politik München 3/!972, 38.