Materialien 1973
Abschiebung
Was bei persischen Teppichhändlern sehr leicht geht, soll dem 19-jährigen Arbeiter Alexander Haschemi vorenthalten werden: die Einbürgerung. Obwohl Haschemi in München geboren wurde, seitdem hier lebt und arbeitet und ausschließlich deutsch spricht, soll er offenbar nach dem Willen der Behörden nach Persien abgeschoben werden.
Haschemis Mutter ist Deutsche und sein Vater Perser. Sein Einbürgerungsantrag liegt seit dem 11. Januar 73 bei der Regierung von Oberbayern und seitdem hörte er nichts mehr davon. Stattdessen bekam er vom Ausländeramt in der Ettstraße eine Aufenthaltserlaubnis für nur drei Monate, die im August ablief und dann bis November verlängert wurde.
Der Grund, warum man Haschemi am liebsten loswerden will, ist klar: er ist Sympathisant der KPD/ML und ihn erwarten zwei Prozesse wegen Demonstrationen.
Bei der Firma Hurth machte Haschemi eine Maschinenschlosser-Lehre und war engagierter Ju-
gendvertreter. Nach einem Gespräch der politischen Polizei mit der Betriebsleitung wurde er im Mai dieses Jahres entlassen.
Haschemi konnte seitdem keine neue Lehrstelle finden, denn er bekam nur mehr eine Aufent-
haltserlaubnis für drei Monate.
Damit Alexander Haschemi nicht dem Schah-Regime ausgeliefert wird, hat seine rechtliche Vertretung Dr. Heldmann von Amnesty International übernommen. Haschemi erklärt BLATT: „Nur durch Schaffung einer großen Öffentlichkeit kann meine Einbürgerung erreicht und die Abschiebung verhindert werden!“
Solidaritätsadressen an: Alexander Haschemi, 8 München 40, Kaiserstraße 52, c/o Rießner.
Blatt. Stadtzeitung für München 7 vom 28. September 1973, 10.