Flusslandschaft 1959
Gedenken
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzt sich in Bayern ein konservativ-patriotisches und bayrisch-eigenstaatliches Geschichtsbild durch, das alles Unheil der Vergangenheit dem „preußisch-deut-
schen Militarismus“ zuschreibt. Verteidigungsminister Franz Josef Strauß würde gerne in der bayerischen Landeshauptstadt ein „Militärgeschichtliches Museum“ an der Stelle der Ruine des ehemaligen Bayerischen Armeemuseums am Hofgarten errichten lassen. „Tatsächlich nahm in dem Maße, in dem das Projekt an Konkretheit gewann, auch das Interesse vorwiegend der Münch-
ner Öffentlichkeit daran zu. Der Sommer 1959 bildete den Auftakt einer Kette an Stellungnahmen, Eingaben und Protesten an Stadt und Staat in der Angelegenheit Armeemuseum, und in den Leser-
briefspalten der Münchner Zeitungen wurden diesbezügliche Kontroversen ausgetragen.“1
Ein Kuratorium aus Vertretern öffentlicher Einrichtungen und Verbände, dessen Mitglieder nahe-
zu alle aus dem Kreis ehemaliger Verfolgter stammen, fordert an der Seite des Comité Internatio-
nal de Dachau (CID) die Schaffung einer Gedenkstätte im Konzentrationslager Dachau.
„Wir wissen nichts oder kaum etwas über die Weimarer Republik und über das Dritte Reich. Erst 1945 setzt bei uns die Geschichte wieder ein, weil wir sie persönlich miterlebten. Ich habe oft Vor-
stöße in dieser Richtung unternommen, um endlich einmal Klarheit zu erhalten. Aber es war im-
mer, als wenn man an eine Wand von Gummi stößt. Sie gibt momentan nach, tut keinem weh und steht dann wieder wie zuvor …“2
1 Ulla-Britta Vollhardt, Geschichtspolitik in Bayern. Das Haus der Bayerischen Geschichte zwischen Privatinitiative und Institutionalisierung, München 2003, 29.
2 Zwanzigjährige haben das Wort, München 1959.