Materialien 1977

Schwarzfahrerlack?

HOECHST
20. Januar

Die Firma CLOU sorgt mit ihrem neuen Produkt, dem sogenannten ‚Zapponlack’, für gehörige Verwirrung. Während die einen damit ausschließlich und zweckgemäß Modellflugzeuge und Laubsägearbeiten lackieren, scheinen es zwielichtige Benutzer zu ganz anderen Vorhaben zu missbrauchen. Wir warnen daher alle Bastelgeschäftbesitzer unter unseren Lesern ganz ausdrücklich vor solchen Kunden, die den Zapponlack möglicherweise auf Fahrscheine, die in einem Selbstentwerter gestempelt werden müssen, gründlich auftragen könnten, und den ausgedruckten Stempel evtl. nach der Fahrt mit einem weichen Radiergummi wieder entfernen könnten und somit ein und denselben Fahrschein öfter als erlaubt in Anwendung zu bringen mögen.

Um zu verhindern, dass diese illegale und ruchlose Praxis um sich greift, könnte man in den einschlägigen Geschäften an das einschlägige Produkt ein Hinweisschild heften mit dem Text: „Achtung Schwarzfahrer-Lack! Nicht an Langhaarige, Hennahaarige oder unordentlich bis bunt gekleidete Personen verkaufen!“

Doch auch die ordentlichen Bastelkunden sind darauf hinzuweisen, dass Zapponlack ebensowenig auf unbestempelten Briefmarken was zu suchen hat, weil sich postschädigungswillige Empfänger mit ebenfalls einem Radiergummi in den Besitz eines frischen Postwertzeichens bringen könnten, das doch eigentlich durch das Bestempeln der Post seine Gültigkeit verloren haben sollte. Wehret allen möglichen Anfängern!


Blatt – Stadtzeitung für München 87 vom 4. Februar 1977, 3.