Materialien 1978
Zum Tode eines Malers
Heimrad Prem ( ………….. Spur-Gruppe) ist gestorben, oder, er hat sich umgebracht. Man weiß nichts Genaues, obwohl man alles weiß. Das Tragische ist besonders die Tatsache, dass er der beste der malerischste Maler war. Wenn ich mich erinnere, so hat er immer im Kreis der „wichtigen“, „großformatigen“ Nichtskönner und Klugscheißer wie Palm usw. usw. hängen dürfen als Alibi. Die haben sich seiner „angenommen“. Denn diese Typen, je weniger sie konnten, haben um 50 wichti-
gere Vorstandsposten geschaffen, mit der Begründung, dass sie von da aus für andere Sorge tragen werden. Und so ist nun mal mit dem Tod eines europäischen Malers die Wahrheit darüber, wie die Hilfe gemeint ist, klar geworden. Andere, die einen weniger profilierten Namen in der Malerei ha-
ben, drängt man weniger spektakulär aus dem Leben. Schmeißt auf die Straße, vernichtet jede Existenzmöglichkeit und tut, als ob man nichts als das tut, was jeder von den Malern tun würde. Den Konkurrenten umbringen. (So sind alle Künstlervereine gebaut und ihr Inhalt ist gleich faschi-
stoid.)
Am Grabe hinter allen zweihundert arm angezogenen Malern gehend, habe ich mir gedacht, was für ein Haufen. Alle die Schlucker denken ganz tief in ihrem Herzen, dass sie etwas besseres sind. Besseres als die anderen Menschen. Mindestens besser als die da Anwesenden. Als würde man eine reiche Brauereibesitzergilde versammelt antreffen, die sich gegenseitig die Kehle durchbeißt, um das Primat in Bierverkauf zu erreichen. Dabei ist dieses ganz untauglich, unnötig und für die Ar-
menkunst nicht von Belang. Nun, wenn ich so rede, dann sehe ich mich genauso. Also …
Man muss vorgehen gegen solches Drecksleben. Man muss aus den Vereinen, Galerien und dem Präsidialeminenzdenken hinaus. Sehen, dass bei so viel armen und „revolutionären“ Geistern es keiner Polizei bedurfte. Diese Revolution ist wohl nur im Kopf dieser Bauernanwesenbesitzer, Professoren oder Hausbesitzer, oder Villenmakler, Betriebsinhaber … Nun, Prem als ein Dorfjun-
ge, war wahrscheinlich geprägt von dieser „Künstlererziehung“. Er hätte schlechtere Wahl nicht treffen können. Dass er aber wusste, dass ihm jemand pausenlos in seine Suppe spuckt, in sein Leben und dass er es falsch lebt, davon sind seine Bilder Zeugen. Wer so gut malt, kann es nicht ohne es sich erarbeitet zu haben, ohne gedacht, verglichen und erfahren zu haben. Dass er Mysti-
ker geworden ist, dass er geschäftstüchtig dachte sein zu müssen, hielt ihn von anderen Menschen fern, die dieselbe Not hatten. Somit beschuldige ich diesen Arsch vom Verband der bildenden Künstler, der sich ungerufen auf sein Grab zuletzt schwang und eine Rede voller Phrasen, Protze-
reien und Bluff herunterdrosch. Er verhöhnte uns auf dem Grab des Opfers.
Vlado Kristl
Blatt. Stadtzeitung für München 116 vom 10. März 1978, 31.