Materialien 1978

Umarmung auf bayrisch ...

Der Münchner Presse droht der Erstickungstod! Die neue Rathausmehrheit der CSU umarmt die Journalisten so „herzlich“, dass denen fast die Luft wegbleibt.

Das „Hofhalten“ der CSU hat ein Ziel: Den Journalisten auf angenehme Art und Weise ihre Themen auf dem „silbernen Tablett“ zu servieren.

Ein Beispiel: Die Mittwochvormittagrunde. Da werden die Rathausberichterstatter aller Münchner Zeitungen jeden Mittwoch um elf in die Fraktionsräume der CSU beordert und – alle kommen. Meist sind drei, vier Themen vorbereitet (so perfekt, dass der „Stadtanzeiger“ die Waschzettel gleich in Satz geben kann).

Ein weiteres Beispiel: Ein Presseessen der CSU-Fraktion im Ratskeller, anlässlich der „Ersten 100 Tage“ von OB Erich Kiesl. Anwesend rund 30 Journalisten, die sich „à la carte“ verköstigen lassen. Und quasi als „Nachspeise“ müssen sie sich von Fraktionspressesprecher Otto Lerchenmüller fragen lassen, was sie selbst denn von dem „Geschreibsel“ hielten, das als 100-Tage-Bilanz in den letzten Tagen in den Zeitungen erschienen sei. Die Zeitungsjournalisten schlucken diese Unverschämtheit. Es bedarf eines nichtangesprochenen Kollegen vom Funk, der sich im Namen der Betroffenen so etwas verbietet.

D.G. Brüll


wir. Information für Betriebsräte, Personalräte, Vertrauensleute, Jugendvertreter, hg. vom DGB-Kreis München, 7.

Überraschung

Jahr: 1978
Bereich: Medien

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