Materialien 1978
Vom deutschen Volke
(Offene Abteilung München)
Fußgängerzone München, 22. Juli 1978, am Informationsstand des Anti-Strauß-Komitees gegen den damaligen Innenminister Seidl und sein Bayerisches Polizeiaufgabengesetz (Schüsse auf Kinder; Maschinenwaffen gegen Demonstranten; Ausdruck polizeistaatlicher Gesinnung also.)
Ein Paar, circa 30, auf das Flugblattangebot süffisant:
Nein danke, wir können nicht lesen.
Mann, Anfang 50:
Sie wissen ja gar nicht, von was Sie reden. Gehen Sie mal in einen Staat, wo’s ECHTE Polizeigesetze gibt.
Geht befriedigt nach rechts ab.
Mann, circa 60:
Arschloch.
Mann, circa 65:
In Dachau ein KZ? Das ist eine Lüge. Das war ein internationales BORDELL für die SS und die Kapos.
Ein anderer, circa 45, meint, er sei überparteilich und trete ein für ein Weltbürgertum mit nur einer Sprache für alle.
Frau, circa 40, beim Anblick der Stelltafeln gegen Seidl und sein Polizeigesetz:
Am liebsten tatens die Bolizei ganz abschaffe!
Gut gekleideter Herr von 50, Stoiber/Strauß-Vorläufer:
Schmeißfliegen!
Drei Frauen um 75:
Jajaja, die Polizeigesetze, jaja.
Geschminkte Dame von 65:
Wissen Sie, ich bin die Strauß-Gegnerin, die die Leserbriefe in der Abendzeitung geschrieben hat, am 17., am 18. und noch am 23.! Wir haben eine Pension am Chiemsee. Der Strauß vertreibt uns ja die norddeutschen Gäste!
Mann, circa 25:
Ich bin nicht dafür, dass Seidl zurücktritt!
Warum?
Weil ich Faschist bin!
Frau um die 50, auf die Bemerkung, es könne legal auf Kinder geschossen werden:
Ja mei, wenn’s doch Terroristen san!
Heinz Jacobi
Der Bote Nr. 9. Der Martin-Greif-Bote. Die politisch-literarische Zeitschrift aus der Martin-Greif-Straße, München 1981, 101 f.