Materialien 1980

Das hält der stärkste Baum nicht aus

Unter dem Johannisplatz soll eine Tiefgarage gebaut werden, ca. 150 Stellplätze für ungefähr 7 Millionen Mark. Der Johannisplatz mit seinen großen alten Ahornbäumen (144 an der Zahl) ist einer der wenigen begrünten Freiräume Haidhausens, der vielen Stadtteilbewohnern Ruhe- und Spielmöglichkeiten bietet … Wird die Tiefgarage gebaut, so wird man nicht mehr zur Erholung im Park sitzen, sondern auf dem Dach einer Tiefgarage (ca. 4.000 qm groß), wo man die rein- und rausfahrenden Autos sehen, hören und vor allem riechen wird … Die Entlüftung der Tiefgarage mittels Entlüftungsrohren wird zwangsläufig in der Anlage passieren und den Bleigehalt der Luft steigern.

Die Ahornallee, die den Johannisplatz säumt, wird durch die Senkung des Grundwasserspiegels, die mit dem Bau einer Tiefgarage verbunden ist, kaputt gehen. Den Bäumen wird das Wasser abgegraben, und ihre tiefgehenden Wurzeln werden zerstört. Damit werden die großen 50 – 60 Jahre alten Ahornbäume, die im Durchschnitt einen Stammdurchmesser von 40 – 50 cm haben und 15 – 20 Meter hoch sind, den Autos geopfert. Und das, obwohl zehn dieser Ahornbäume als Naturdenkmäler ausgewiesen sind und seit 1973 im Naturdenkmalbuch der Stadt München eingetragen sind …

Die Stadtverwaltung begründet den Bau von Tiefgaragen in unserem Viertel damit, daß zuwenig Parkplätze für die Haidhauser vorhanden sind. Bis 1983 sollen gebaut sein: Die Tiefgaragen unter der Postwiese (200 Stellplätze) und unter dem Johannisplatz (150 Stellplätze). Aber wer von den Haidhausern will oder kann ca. 80 DM pro Monat für einen Platz in der Tiefgarage bezahlen? …

Der Platz auf der Straße, den Haidhauser frei machen würden, würde nicht frei bleiben. Es werden noch mehr Leute, die nicht Stadtteilbewohner sind, mit dem Auto ins Viertel fahren und hier parken. Das bedeutet aber, daß das Verkehrsaufkommen steigt und in seinem Gefolge Lärm, Abgase und Unfallrisiko. Die Stadt wird die leeren Tiefgaragen irgend jemand anderem anbieten, weil sie darauf angewiesen ist, wenigstens etwas Geld für den Unterhalt zu bekommen …

Obwohl die Stadt festgestellt hat, daß Haidhausen untermotorisiert ist, baut sie Tiefgaragen. Mit wieviel Zuzug und damit wie viel mehr Autos rechnet die Stadt? Wieviel nicht-motorisierte Haidhauser müssen Haidhausen verlassen?


Haidhauser Nachrichten. Monatszeitung für den Münchner Osten vom August 1980.

Überraschung

Jahr: 1980
Bereich: Stadtviertel

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