Materialien 1983

20 Jahre Ökumenisches Büro

20 Jahre Mittelamerika-Solidarität mit Höhen und Tiefen
Das ist ein Grund zum Feiern

Editorial

Als sich 1983 eine Gruppe Studierender entschließt, dem Ruf der sandistischen Regierung zu folgen und als Brigade nach Nicaragua zu fahren, hätten sie sicherlich nicht gedacht, dass 20 Jahre später eine institutionalisierte Struktur die Solidaritätsarbeit mit Mittelamerika professionell organisiert. Möglicherweise hätten sie das damals auch nicht befürwortet. Heute arbeiten im Büro vier hauptamtliche Mitarbeiterinnen mit Teilzeitstellen und 30 bis 40 Ehrenamtliche. Viele von ihnen sind selbst auf Brigade mitgefahren oder waren in Friedencamps in Mexico und leisten seitdem im Ökumenischen Büro Solidaritätsarbeit.

Seit der ersten Brigade hat sich unsere Arbeit geändert: Damals sollten die Brigaden das revolutionäre Projekt der FSLN in Nicaragua unterstützen. Auch für die El-Salvador-Arbeit stand die Unterstützung der revolutionären Volksorganisationen im Mittelpunkt. Sowohl die FSLN als auch die FMLN in El Salvador sind Anfang der 90er Jahre gescheitert, sie haben ihre Rolle als Hoffnungsträger verloren. Der Krieg in Nicaragua und El Salvador war zwar zu Ende, doch durch den Siegeszug der neoliberalen Wirtschaftspolitik wurden die Lebensverhältnisse der Mehrheit der Bevölkerung eher schlechter als besser. Mit dem Inkrafttreten von NAFTA spitzte sich die soziale Situation auch in Mexiko zu, und es entstand mit den Zapatisten ein postmoderner Gegenentwurf.

Mit dem Ende der revolutionären Bewegungen in Mittelamerika hat das Ökumenische Büro – im Gegensatz zu vielen anderen Mittelamerikagruppen – die Solidaritätsarbeit nicht beendet. Wir wollten weiterhin den Kampf um bessere Lebensverhältnisse in Mittelamerika und Mexiko unterstützen.

Die neue Situation in den 90er Jahren hat unserer Arbeit insgesamt verändert. Die Auswirkung der Globalisierung in Form von Freihandel, Privatisierung etc. trifft für alle Länder gleichermaßen zu. Aus diesem Grund ist aus der Länderarbeit zunehmend länderübergreifende Themenarbeit geworden, so wie wir sie im Bereich Menschenrechte seit vielen Jahren praktizieren. Wir wollen die Zusammenarbeit mit unseren PartnerInnen in Mittelamerika und Mexiko so gut wie möglich auf der Basis von politischem Austausch organisieren. Dazu tragen Friedenscamps, Delegationen und auch die Brigaden bei, die wir nach wie vor jedes Jahr organisieren. Mit dieser Themenarbeit zu Aspekten der wirtschaftlichen Globalisierung versuchen wir, stärker Bezug auf Prozesse in Deutschland und Europa zu nehmen. Hierzu zählt unter anderem der Protest gegen die NATO-Sicherheitskonferenz in München.

Das Ökumenische Büro bedeutet für viele MitstreiterInnen die Möglichkeit, solidarische Arbeit mit den Menschen in Mittelamerika und Mexiko zu leisten und das in einem Rahmen, in dem diese Arbeit auch Spaß machen kann.

Der Weg von der Unterstützung einer Revolution in einem anderen Land hin zu thematischer Arbeit zu Mittelamerika und Mexiko verlief nicht immer gerade. Wir haben zahlreiche Erfahrungen gesammelt, Fehler gemacht und Diskussionen geführt – und hoffentlich etwas dazu gelernt.

In diesem Infoblatt wollen wir die Entwicklung des Büros von denen beschreiben lassen, die das Ökumenische Büro in den letzten 20 Jahren mitgestaltet haben:

₪ Alte und neue MitarbeiterInnen, die ihre Vorstellungen über Brigaden und Solidartätsarbeit austauschen (Seite 3)

₪ Zahlreiche haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen des Büros aus den letzten 20 Jahren, die ihre Assoziation zum Büro in Bild und Wort auf unterschiedlichste Art und Weise zum Ausdruck bringen (überall)

₪ Die Chronologie der Ereignisse im und über das Ökumenische Büro hinaus (unten auf jeder Seite)

₪ Infoblatt-Analyse – kritischer Blick auf die gesammelten Werke (Seite 12)

₪ Ein ständiger Begleitumstand jetzt wieder Aktuell: Gelderkürzungen (Seite 20)

₪ Und nicht zuletzt: Die PartnerInnen des Büros und hier vor allem die in Mittelamerika und México, ohne die die Arbeit des Büros nicht 20 Jahre lang hätte stattfinden können (Seite 10, 18, 22ff).

Vielen Dank an alle, die die Arbeit des Büros in den letzten zwei Jahrzehnten unterstützt haben!!!

Mit ihnen und Euch allen wollen wir Ende diesen Jahres das 20Jährige ausgiebig feiern – mit einer Vielzahl von Aktivitäten: einem neuen Wandbild im August, einer Filmreihe vom 16. – 18. Oktober im Maxim und einem rauschenden Fest am 29. November in der Blumenbar mit aktuellen Infos aus Mittelamerika, Live-Musik (u.a. Express Brass Band), Kabarett und viel Tanzbarem aus der Dose. Wir freuen uns auf Euch!

Eure Redaktion

„Editorial“ Erschienen in: Info-Blatt 60 des Ökumenischen Büros München, Juli 2003 – Weiter geht es im Info-Blatt 60 unter: www.oeku-buero.de/info-blatt-60/articles/


www.oeku-buero.de/info-blatt-60/articles/editorial.466.html

Überraschung

Jahr: 1983
Bereich: Internationales

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