Materialien 1985

Bekennerbrief

Dieses Schreiben wurde uns anonym zugeschickt. Die Redaktion findet den Inhalt Interessant, tut in aber weder billigen noch zur Nachahmung aufrufen. Alles andere wäre ja auch illegal, und das wollen wir nicht sein. Schließlich werden darin Straftaten befürwortet. Andererseits hat der Leser ein Recht zu wissen, was in diesem Land so läuft, und dazu ist es am Sinnvollsten, den Originaltext abzudrucken. Unsere Leser sollen es bitte als Dokumentation verstanden wissen, was man NICHT machen darf.

Am 22. Juni 1985 feierte die Bundeswehr den „Tag der Bataillone“ in der Fürst-Wrede-Kaserne. Mit einer großen Palette vielfältigster Veranstaltungen lockte die BW rund 20.000 Besucher, die überwiegend von Bundeswehrangehörigen gestellt wurden, zu dem Spektakel. Neben Waffenschau, Schießübungen, sanitären Darbietungen, Truppenparade, Feldjägereinsatz und Panzerrundfahrten für Kinder ab drei Jahren – wurde auch ein Kontraeinsatz in Nicaragua vorgeführt.

Streng nach dem vom CIA herausgegebenen Handbuch für Kontrakämpfer demonstrierte eine hervorragend ausgebildete „Spezialeinheit“ ihr Können. Anschaulich zeigte das Kommando, wie es verstand, unauffällig Reifen von BW-Fahrzeugen zu zerschlitzen und versch. elektronische Geräte mit Hilfe von Sekundenkleber zu beschädigen. Im zweiten Tell der Übung glänzte die Kontratruppe mit wirkungsvollen Einsätzen gegen die Zivilbevölkerung. Die Effektivität ihrer Kampfkraft bewies die Einheit, indem es Ihr gelang, vom Wachpersonal gänzlich unbemerkt, innerhalb von nur einer halben Stunde, nämlich zwischen 12.30 und 13.00, die Klos des gesamten Kasernengeländes zu verstopfen. Die vielen Pornos, die in den Klos herumlagen, zerstörten die Moral der Bedürftigen vollends. Die Fluktuation in den Toiletten kam zum Erliegen.

Gegen die Schwämme, die sich tief hinten im Abflussrohr zu voller Größe aufblasen und erst mit den nachfolgenden Materialien zusammen das Klo verstopfen, hatten auch die lang- und dünnarmigsten Säuberungskommandos keine Chance -siehe CIA-Handbuch.

Akt drei der Übung beinhaltete das Ausstreuen von Gerüchten – hinten beim Schießstand steht ein altes Plumpsklo oder die Pioniere heben am Eingang gerade ein Massenklo aus. Die Enttäuschung von sicherlich nicht wenigen der zwanzigtausend Besucher schlug, angestachelt durch die schließmuskelverkrampfende panische Klofahndung und den meist erfolglosen Balanceakten zwischen den Scheißhäufchen in den Büschen in nackte Wut gegen die Bundeswehr um. Der miese Organisationsgrad der Veranstaltung, der, so ein Besucher, unter aller Sau war, entwickelte sich im Laufe des Tages zum Hauptgesprächsthema der Bundeswehrfreunde, was in etwa den Zielen der Kontraeinheit entsprach.

Der Tag der Bataillone, der übrigens zwischen 1933 und 1945 noch unter dem Namen „Tag der Wehrmacht“ begangen wurde und der auf den Tag genau mit dem Versuch der „Befreiung“ Russlands (22. Juni 1941) übereinstimmt, war also auch dieses Jahr wieder von größtem Erfolg gekrönt. Im Eingedenk dieser altehrwürdigen Traditionen bis zum nächsten Tag der Bataillone – am 22. Juni 1986.

Kameradschaftsverband der Bundeswehr
Oberviechtach i. allg. e.V.


Spion. Zeitung für München 35 vom September 1985, 19.

Überraschung

Jahr: 1985
Bereich: Bundeswehr

Referenzen