Flusslandschaft 1985
Bundeswehr
Die Fürst-Wrede-Kaserne an der Ingolstädter Straße 240 zwischen Neuherberg, Harthof und Fröttmaning ist eine militärische Liegenschaft am Standort München, die 1936 vom Heeresbauamt München als Verdun-Kaserne der deutschen Wehrmacht errichtet worden war und offiziell am 17. April 1972 nach Carl Philipp von Wrede benannt wurde. Öffentlichkeitsarbeit ist für die Bundeswehr wichtig. Am 22. Juni besuchen 20.000 Menschen die Kaserne, allerdings läuft nicht alles, wie es sein soll.1
Am 12. November führt die Bundeswehr auf dem Odeonsplatz einen demonstrativen „Großen Zapfenstreich“ durch, zu dem die Bevölkerung „herzlich eingeladen“ ist. Wer es tatsächlich auf den Odeonsplatz schafft, sieht erstaunt, dass etwa ein Drittel der Anwesenden Feldjäger, Polizisten und Zivilbeamte sind. Der Zugang zum Odeonsplatz ist polizeilich gesperrt, der kommandierende Beamte nimmt bei ankommenden Besuchern Gesichtskontrollen vor. Wer diese nicht besteht, wird des Platzes verwiesen. Bei der Auswahl beruft sich der Beamte auf seine langjährige Erfahrung als Staatsschützer und auf sein Gefühl. Volker H. und Detlef E. (26) weist er zurück. Als beide gegen diese willkürliche Auswahl protestieren und die Polizeisperre an anderer Stelle umgehen, werden sie – ohne dass sie gestört hätten – auf dem Odeonsplatz festgenommen, durchsucht, fotografiert und mehrere Stunden bis zum Abschluss der Feier festgehalten.2 — Das Aktionskomitee „Kein Grund zum Feiern“ – 30 Jahre Bundeswehr“ veranstaltet gleichzeitig eine Gegendemonstration zum „Großen Zapfenstreich“; etwa zweihundert Demonstranten werden in der Theresienstraße von Polizeiketten etwa fünfzehn Minuten lang eingekesselt. Nachdem niemand der Demonstranten sich dazu durchringt, eine Straftat zu begehen, darf der Zug weiterziehen.3
1 Siehe „Bekennerbrief“.
2 Siehe „Zum 30jährigen Betriebsjubiläum …“.
3 Vgl. Münchner Merkur 262/1985.